Hagenbach Faurecia: IG Metall will rund 75 Arbeitsplätze retten
Die Zukunft ist für viele Mitarbeiter der Faurecia Innenraumsysteme Entwicklung Deutschland weiter ungewiss. Anfang Oktober hatte die Unternehmensleitung angekündigt, dass 172 von insgesamt rund 500 Beschäftigten an 5 Standorten gehen sollen. Ab 1. Mai sollten deshalb auch Kündigungen ausgesprochen werden.
Es folgten Protestaktionen, die IG Metall versuchte, möglichst viele Mitarbeiter zu mobilisieren. Am 6. Februar fand eine erste Verhandlungsrunde zur Zukunftsgestaltung der FIS Entwicklung Deutschland statt, so am Donnerstag Harald Lange, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Landau. Dabei stellte die Verhandlungskommission der Mitarbeiter ihre Forderungen vor. Um ihnen Nachdruck zu verleihen, gingen am Donnerstag knapp 200 Beschäftigte nach einer Betriebsversammlung zu einer Protestkundgebung vor das Betriebsgebäude.
Verlagerung nach Spanien oder Asien
In Gesprächen der RHEINPFALZ mit den Mitarbeitern war der Tenor ein großes Unverständnis für die offenbar geplante Verlagerung der Entwicklung nach Valencia (Spanien) oder Asien. „Dass wir ineffizient arbeiten sollen, das war eine Beleidigung“, brachte ein Mitarbeiter die Stimmung auf den Punkt. Mit einer Verlagerung werde die Nähe zu den Kunden aufgegeben, mit der Auflösung ganzer Abteilungen gehe ein großer Erfahrungsschatz verloren.
Die rund 350 Beschäftigten in Hagenbach sind Teil eines Verbunds von fünf Standorten: Dazu gehören noch Hannover (130 Beschäftigte), Mörfelden (6), Köln (12) und München (20). Der weit überwiegende Teil der Stellen soll in Hagenbach gestrichen werden, so Lange.
Siebtgrößter Automobilzulieferer weltweit
Anfang 2022 hat Faurecia für 4 Milliarden Euro den deutschen Lichtspezialisten Hella übernommen; seitdem firmieren beide unter einem Dach mit dem Namen Forvia. Der neue Großkonzern gilt als der siebtgrößte Automobilzulieferer weltweit. Forvia hat rund 150.000 Beschäftigte. Der neue Großkonzern gilt als der siebtgrößte Automobilzulieferer weltweit. In Hagenbach werden unter anderem Innenraumsysteme wie Frontkonsolen („Armaturenbrett“) entwickelt.
In der ersten Verhandlungsrunde wurden vor allem die Forderungen der IG Metall vorgestellt, so Lange:
– Erhalt der Standorte bis 2032;
– mindestens insgesamt 400 Beschäftigte bei FIS Entwicklung Deutschland;
– gemeinsamer Steuerkreis zur Projektakquise, Qualifizierung und ähnlichem;
– Zusage von Projekten und den notwendigen Investitionen, um die Mindestpersonalbemessung zu garantieren;
– Qualifizierungsbudget 5000 Euro pro Beschäftigtem;
– jährliche Einstellung von 5 dual Studierenden oder von Auszubildenden.
Mindestens 400 Beschäftigte sollen bleiben
Unter dem Strich bedeutet eine Mindestpersonalbemessung von 400 bei derzeit 500 Beschäftigten, dass die IG Metall hofft, rund 75 der 172 zur Disposition gestellten Stellen retten zu können. Allerdings habe die Arbeitgeberseite bereits angekündigt, am ursprünglichen Plan festhalten zu wollen, so Lange. Für die zweite Verhandlungsrunde Ende Februar wolle Faurecia einen Vorschlag vorbereiten.
Der letzte Verhandlungstermin sei für Anfang März geplant. „Danach müssen die Mitglieder der IG Metall entscheiden, ob sie mit dem Verhandlungsstand zufrieden sind oder ob sie Forderungen für einen Sozialtarifvertrag aufstellen“, so Lange.
Zur Frage, wie das Unternehmen den Verhandlungsstand einschätzt und welche Perspektive der Standort Hagenbach hat, wollte eine Unternehmenssprecherin am Donnerstag keine Antwort geben: Vor dem Hintergrund der laufenden Verhandlungen bat sie dafür um Verständnis.