Kreis Germersheim Fast mehr Trecker als Äcker

91-71432706.jpg

Immer weniger Bauern haben immer mehr Bulldogs in der Garage. Oder Schlepper, Trecker und Traktoren, was immer die landsmannschaftliche Bezeichnung ist: Wo 2011 dem deutschen Bauern noch vier Trecker reichten, sind’s heute fünf pro Gasfuß. Im Kreis Germersheim stieg die Zahl der „Land- und forstwirtschaftlichen Zugmaschinen“, wie die offiziell heißen, binnen vier Jahren auf 2227 Stück.

Wenn′s darum geht, wie viele Bauern aktuell im Kreis Germersheim leben, hinkt die Statistik allerdings ein bisschen hinterher. Die Auswertung der landwirtschaftlichen Daten läuft sozusagen im Treckertempo. Zwar wurde 2013 die letzte landwirtschaftliche Haupterhebung gemacht. Aber ausgewertet ist die noch nicht komplett. Das Kraftfahrt-Bundesamt ist da besser: 2227 Traktoren hat es für 2015 im Kreis Germersheim notiert. Und kann auch sagen, wie die Entwicklung der letzten Jahre war: 2011 gab’s noch 2039 Trecker; 2012 waren es 2098. Im Jahr 2013 betrug die Zahl 2124 und 2014 waren 2200 auf Achse, zuweilen auch als Verkehrshindernisse im fließenden Verkehr. Trotz eigenem Zusatzschild 1041-11 (Kraftfahrzeuge und Züge bis 25 km/h dürfen überholt werden). Die Frage, ob die hiesigen Landwirte mehr oder weniger Bulldogs brauchen als der deutsche Durchschnittsbauer, lässt sich aber trotzdem beantworten: 2011 hatten 381 hiesige Bauern 2039 zugelassene Zugmaschinen am Laufen, macht 5 pro Nase. Der Durchschnitt lag damals bei 4, da werden es jetzt bei einem aktuellen Bestand von 2227 wohl noch mehr pro Nase sein, denn wenn sich etwas verändert hat, dann ist es die Zahl der Bauern, die gesunken ist. Trotzdem, eventuell haben die Bauern jetzt genug Bulldogs (gerne über 100 PS) im Stall: Die Traktorhersteller melden jedenfalls Rückgang im größten Absatzmarkt sprich Deutschland: Bis Ende Juni 2015 bundesweit erst 19.057 Einheiten (minus acht Prozent) verkauft. Im regionalen Vergleich schneiden die ostdeutschen Bundesländer etwas schlechter ab. Für die zweite Jahreshälfte erwartet der Verband der Maschinenbauer und Anlagenhersteller (VDMA), zu dem die Treckerhersteller zählen, „grundsätzlich die Fortsetzung des bisherigen Trends“. Die Auftragseingänge der Hersteller deuten aber darauf hin, dass die Zulassungen in den nächsten zwei Monaten kurzfristig noch etwas besser ausfallen werden. Ob der Bulldogbestand bei sinkendem Bauernbestand weiter wächst, hängt davon ab, ob die Bauern alte Bulldogs ausmustern oder bis zum Oldtimerdasein weiterbetreiben. Das kann sich lohnen: Ein Lanz Eilbulldog D9531, Baujahr 1940, kostet heutzutage vollrestauriert auf der Internetplattform mobile.de schon mal 150.000 Euro. Und ist dann der Hingucker auf dem Treckertreff. (zds)

x