Kreis Germersheim Durchgehende Züge gefordert

Zu verantwortlicher Politik gehört auch ein gut ausgebauter Öffentlicher Personen Nahverkehr (ÖPNV), sagte Hans-Jürgen Burckhardt, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Verkehrsforum Südpfalz. Diese verbessere maßgeblich die Lebensqualität einer Region und verhindere soziale Ausgrenzung derer, die kein Auto fahren. Die BI hatte daher die Landrats- und Bürgermeisterkandidaten im Landkreis zu einer Podiumsdiskussion eingeladen, um deren „Vorstellungen und Zielsetzungen“ für die Entwicklung des ÖPNV zu erfahren. Dazu kam es nur sehr eingeschränkt, die Beschreibung der aktuellen Missstände dominierte die Veranstaltung.

Fazit der Veranstaltung: Kurze und direkte Linienverbindungen, Erschließung der Fläche, ein einheitlicher Takt, gut aufeinander abgestimmte Fahrpläne und ergänzende Systeme (Car-Sharing, Radverleih) und darüber hinaus noch bedarfsorientierte Individuallösungen, so könnte das Konzept des ÖPNV in der Region aussehen. In der Runde saßen Dieter Adam und Thorsten Metz (VG Bellheim), Fritz Brechtel (Kreis Germersheim), Armin Lutzke und Marcus Schaile (Stadt Germersheim), Karl-Dieter Wünstel (VG Jockgrim). Ein Hauptkritikpunkt war der Hauptbahnhof Germersheim als „Bruchstelle“, der Fahrgäste zum Umsteigen zwinge. Kurze Umsteigezeiten und wechselnde Bahnsteige seien insbesondere für ältere oder in ihrer Mobilität beeinträchtigte Menschen ein untragbarer Zustand, sagte Burckhardt. Brechtel erinnerte an bis zum Jahr 2020 und 2023 geltenden Verträge und benannte als Ziel, bei den neuen Verhandlungen durchgehende Züge, beispielsweise von Karlsruhe nach Ludwigshafen. „Da müssen wir noch dicke Bretter bohren“, vermutet Brechtel angesichts der Tatsache, dass bei den Verhandlungen mehrere Gesellschaften und der Zweckverband Personennahverkehr beteiligt sind. Eine gut funktionierende Kombilösung ist das erklärte und gemeinsame Ziel der Podiumsteilnehmer. „Mangelnde Qualität und Service“ kritisierte einer der rund 30 Besucher. „Ich wäre ja schon zufrieden, wenn ich ohne umzusteigen von Schifferstadt nach Wörth käme“, meldete sich Klaus Hölderich aus Rheinzabern zu Wort. Hans-Jürgen Burckhardt und Herbert Jäger von der BI visualisierten an einer Skizze die Erreichbarkeit der Bahnhöfe und Haltepunkte im Kreis. Es wurde deutlich, dass beispielsweise in Bellheim, Germersheim und Rülzheim einzelne Wohngebiete zu weit weg liegen. Burckhardt: Zumutbar ist ein Kilometer zwischen Wohnung und Haltepunkt. Bürgermeister Marcus Schaile hat Verständnis, wenn Bürger nicht an den Haltepunkten Süd oder Mitte einsteigen, um dann am Bahnhof Germersheim wieder umzusteigen – auch wenn die Bahnen nach einer Vereinbarung aus September 2016 aufeinander warten sollen. Im Auftrag seines 13-jährigen Sohnes meldete sich Ludwig Zangl aus Lustadt zu Wort und bemängelte die langen Umwege im Schüler-Busverkehr. Abfahrt in Lustadt sei um 6.40 Uhr – mit dem Ergebnis, dass die Schüler 40 Minuten vor Schulbeginn in Germersheim seien. Kreative Einzelfalllösungen seien ein Mittel, Versorgungsengpässen in der Fläche zu begegnen. Wünstel beschrieb das Prinzip der „Mitfahrbänke“ – auf denen auf eine private Mitfahrgelegenheit gewartet werden kann. In manchen Gemeinden (Lingenfeld) gibt es einen Bürgerbus. In Germersheim ist ein Ruftaxi-System installiert. Armin Lutzke: „Ich fahre günstiger mit dem Ruftaxi als mit der Bahn nach Sondernheim.“ Bürgermeister Dieter Adam sah dringenden Veränderungsbedarf bei der Verbindung von Zeiskam nach Bellheim, Metz verwies auf bislang erfolglose Verhandlungen, um einen weiteren Haltepunkt in Bellheim Richtung Norden. Die kostenlose Mitnahme von Fahrrädern zu allen Zeiten, eine sehr frühe und sehr späte Verbindung auf den Strecken und insgesamt kürzere Fahrzeiten wurden gefordert. Im Tenor befürworteten die Beteiligten eine Befragung der Fahrgäste auf der Strecke im Vorfeld der neuen Verhandlungen.

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