Kreis Germersheim Die vorerst letzte Fahrt der „Peter Pan“

Die Rheinfähre „Peter Pan“ hat am Donnerstag um 6.42 Uhr ihren Dienst wegen des niedrigen Wasserstandes vorerst eingestellt.
Die Rheinfähre »Peter Pan« hat am Donnerstag um 6.42 Uhr ihren Dienst wegen des niedrigen Wasserstandes vorerst eingestellt.

Seit gestern Morgen, 6.42 Uhr, hat die Fähre „Peter Pan“ ihren Dienst eingestellt. Normalerweise verkehrt sie zwischen Leimersheim und Leopoldshafen und ist eine echte Alternative für Verkehrsteilnehmer, die Staus auf der Wörther Rheinbrücke umgehen wollen. Doch der historische Wasserstand von 3,15 Meter am Pegel Maxau lässt Fährkapitän Hans Freiwald keine Wahl.

Wie gewohnt nimmt die Rheinfähre „Peter Pan“ vom badischen Ufer in Leopoldshafen Kurs auf die Anlegestelle im pfälzischen Leimersheim. Das Wasser des Rheins hat ein tiefes Schwarz ebenso wie der Morgenhimmel. Nur die grellen Strahler der Fähre erleuchten das Schiff und den Uferbereich, dem sie immer näher kommt. Am Ufer warten sechs Autos und einige Radfahrer. Einer will nicht absteigen und dreht immer wieder eine kleine Runde, fährt Achter. Kommt ein Radfahrer an, wird er von den anderen mit einem knappen „Morgen“ begrüßt, für mehr Konversation ist es vor sieben Uhr zu früh. „Wir müssen heute wahrscheinlich den Fährbetrieb einstellen“, sagt Freiwald. „Ich mache mir das Schiff kaputt. So ein Antriebsstrang kostet bis zu 60.000 Euro.“ Nach und nach fahren die Passagiere der Fähre auf das Schiff. Freiwalds Mitarbeiter zeigt an, wo die Autos und Radfahrer parken sollen. Ein Motorrad mit Landauer Kennzeichen kommt auch noch hinzu, dann geht es los. Mit einem kaum merkbaren Ruck verlässt die Fähre das pfälzer Ufer und schiebt sich in die Mitte des Flusses. Die Fähre stellt sich gegen den langsam fließenden Rhein. Kein weiteres Schiff ist unterwegs. Auf einem großen Bildschirm sieht Freiwald die Position der Fähre in der Fahrrinne. In der Nähe des anderen Ufers dreht sich das 52,5 Meter lange Schiff wieder in Richtung Landungsstelle. „Haben Sie das bemerkt, das Ruckeln, wir sind kurz aufgesessen. Ich mach’ das Schiff kaputt. Wir müssen einstellen“, sagt Freiwald. Der erste Versuch, die Fallpoller ins Loch zu versenken misslingt. Erst wenn die Fallpoller fest verankert sind, dürfen die Passagiere von Bord. Erst beim dritten Versuch gelingt es, und nach und nach fahren der Motorradfahrer, die Autos und zum Schluss die Radfahrer von Bord. In Richtung Pfalz fährt keiner mit. „Morgens fahren die Pendler ins Badische, nachmittags zurück“, sagt Freiwald. Dass Autofahrer wegen der Staus auf der Wörther Rheinbrücke die Fähre als Alternative nutzen, habe er noch nicht bemerkt. Kapazitäten seien noch genügend vorhanden. Mit einer 100er-Karte koste ein Auto pro Fahrtstrecke drei Euro. „Aber die Leute stehen wohl lieber im Stau“, sinniert der Fährkapitän. In Altrip, wo die nächste Brücke rund sechs Kilometer entfernt sei, werde die Fähre von etwa 2000 Autos täglich benutzt. Davon sei er sehr weit entfernt. Freiwald und sein Sohn Marc, der die Fähre „Pfalz-Baden“ zwischen Neuburg und Neuburgweier betreibt, wollen über Winter den Fährdienst aufrechterhalten. „Nur zwischen Weihnachten und Neujahr machen wir wahrscheinlich auch eine Pause, denn da hat ja fast jeder frei“, sagt der Kapitän. Als die „Peter Pan“ das pfälzische Ufer wieder erreicht, stehen schon zehn Autos an der Schranke und warten – darunter auch mehrere Transporter von Handwerkern. „Wir müssen den Fährdienst einstellen“, sagt Freiwald seinem Mitarbeiter. Der läuft los und muss die schlechte Nachricht den Kunden überbringen. „Hoffentlich verstehen die das“, sagt Freiwald halblaut zu sich selbst. Schon ist das erste Auto auf dem Weg zur Rampe, als der Mitarbeiter mit beiden Händen winkt und das Fahrzeug zum Stoppen bringt. Die Radfahrer, die warten, zucken kurz mit den Schultern, drehen um und fahren in die Nacht zurück in Richtung Leimersheim. Ein Handwerker fragt, was los ist. Als er hört, dass wegen Wassermangels eingestellt wird, sagt er: „Da kann man nichts machen, es müsste halt mal regnen.“ Ein anderer Autofahrer benutzt ein Kraftwort. „Wie komme ich jetzt rüber“, fragt ein Motorrollerfahrer. „Über die Brücken Germersheim oder Wörth“, so die Antwort. „Mist, ich muss ins KIT“, sagt er, setzt sich den Helm auf und fährt davon. Freiwald sitzt auf der Brücke und telefoniert. Bis mindestens Sonntagnacht fahren beide Fähren nicht. Kunden sollen nach Freiwalds Angaben auf die Homepage schauen, da steht, wann wieder gefahren wird. Es muss nur genügend Wasser unter dem Kiel sein. Info www.rheinfaehre-leimersheim.de

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