Kreis Germersheim Auf der Baustelle politische Taktiererei vergessen

Kreis Germersheim. Das Volumen der Liegenschaften und Gebäude des Landkreises Germersheim ist gewaltig. Das ist eine der ersten Erfahrungen, die Günter Dreyer vor fünf Jahren beim Antritt seines Amtes als Zweiter Kreisbeigeordneter gemacht hat. „Allein der Bauunterhalt ist ein Riesenfeld“, sagte Dreyer im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Im Spätsommer, wenn die neuen Beigeordneten gewählt sind, endet Dreyers Amtszeit als „Facility Manager“ des Kreises.

Die Freien Wähler, Dreyers Partei, werden auch in den nächsten fünf Jahren den Zweiten Beigeordneten des Landkreises stellen. Wie berichtet, kandidiert Michael Braun (Rülzheim). Nachdem CDU und Freie Wähler die Absprache zur Zusammenarbeit im Kreistag erneuert haben, gilt Brauns Wahl als sicher. Er hätte gerne weitergemacht, sagte Dreyer. Allerdings habe er aus Sicht der Freien Wähler die Arbeit zu wenig öffentlichkeitswirksam gestaltet. „Ich bin kein Politiker“, betont Dreyer. „Ich orientiere mich an der Sache und mache meine Arbeit.“ Als Fachmann, Dreyer ist Diplom-Ingenieur und war zeitweise auch bei seinem Arbeitgeber Siemens als Facility Manager für Bauprojekte zuständig, habe er sich zwar oft an politischen Zuschuss- und Finanzierungsdebatten aufgerieben, andererseits aber auch viel Freude daran gehabt, wichtige Bauprojekte für den Landkreis an entscheidender Stelle zu begleiten. Als Lieblingsprojekte seiner fünfjährigen Amtszeit zählt er die Turnhalle der Integrierten Gesamtschule Kandel auf. „Sie war das erste Projekt, das ich von Anfang bis zur Fertigstellung komplett begleitet habe.“ Ganz weit oben in der Rangliste rangiert das Photovoltaikprojekt. Auf sechs Schulen wurden zehn Anlagen mit einer Gesamtleistung von 425 kWp installiert. Die lieferten 2012 circa 300.000 kWh Strom in die öffentlichen Netze. „Wie ich meine, eine nachhaltige Energiequelle für den Kreis, denn die installierte Technik erlaubt es kurzfristig, den Strom in den Schulen auch selbst zu nutzen“, sagt Günter Dreyer. Ein Projekt, das ihn während seiner gesamten Beigeordnetenzeit begleitete, ist die Sanierung der Sporthalle der Richard-von-Weizsäcker-Schule in Germersheim. „Zum Schuljahresbeginn wird dort wieder geturnt“, zeigt sich Dreyer zuversichtlich. Er war am vergangenen Mittwoch auf der Baustelle vor Ort, hat sich ein Bild vom Stand der Arbeiten gemacht. Die Sporthalle wurde 2009 fast zeitgleich mit Dreyers Amtsbeginn wegen Formaldehydausgasungen der Holzvertäfelung geschlossen. Ungern erinnert sich Dreyer an die über zwei Jahre dauernden Diskussionen und Streitereien über Art der Sanierung und Zuschüsse mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD). Als dann endlich die Entscheidung für die Sanierung fiel, begann für ihn die eigentliche Arbeit. „Nach außen sieht das leider oft so aus, als ob nichts läuft“, erzählt Dreyer. Aber hinter den Kulissen werde viel geplant, berechnet, verhandelt, bis der tatsächliche Baubeginn sichtbar werde. Dieser Aufwand machte sich allerdings auch unangenehm bemerkbar, erinnert sich Dreyer. Die Belastung von Beruf und Ehrenamt drohte zu Überlastung zu werden. Ein gutes Dreivierteljahr klinkte er sich deshalb zwischen 2012 und 2013 aus. Letztlich, so Dreyer habe es nichts genutzt, dass er seine Arbeitszeit bei Siemens auf 30 Stunden reduziert habe, um mehr Zeit für das Beigeordnetenamt zu gewinnen: „Die Arbeit blieb gleich, nur das Gehalt war weniger.“ Und mehr Zeit fürs Ehrenamt blieb auch nicht. Mittlerweile arbeitet der 62-Jährige wieder Vollzeit, wird in gut einem Jahr in die passive Phase der Altersteilzeit gehen. „Dann hätte ich ja genügend Zeit für das Amt“, sinniert Dreyer. Große Teile dieser Zeit wird er zukünftig in die Ortspolitik der Aktiven Bürger in Rülzheim stecken. Er ist im Orts- und Verbandsgemeinderat und seit vergangenem Montag auch Zweiter Beigeordneter der Verbandsgemeinde Rülzheim. (tom)

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