Hassloch Spurensuche in Mascoutah

Erinnerung an Auswanderer und Mühlenbesitzer Philipp H. Postel im Heritage Museum.
Erinnerung an Auswanderer und Mühlenbesitzer Philipp H. Postel im Heritage Museum.

Mitte des 19. Jahrhunderts sahen deutsche Auswanderer ihre Zukunft in Amerika. Auch Familien aus Haßloch fanden in Mascoutah im Bundesstaat Illinois eine neue Heimat. Wie sich die beiden Orte heute trotz einer Entfernung von 7300 Kilometern annähern.

Heute ist Mascoutah eine Kleinstadt mit rund 8800 Einwohnern, die knapp 50 Kilometer von St. Louis entfernt liegt. Seit 2011 lebt dort die Haßlocherin Christine Smith, geborene Litzel. Als ihr Vater in Mascoutah zu Besuch war, stellten beide fest, dass dort viele aus Haßloch bekannte Familiennamen an das rund 7300 Kilometer entfernte pfälzische Großdorf erinnern. Sogar einen Straßennamen gibt es, der auf einen Auswanderer aus Haßloch zurückgeht: die Fuesser-Street. Die frühere Hassloch-Road besteht allerdings nicht mehr. Auch im dortigen Heimatmuseum, dem Heritage Museum, sind Exponate von Haßlocher Vorfahren ausgestellt.

Seitdem ist die Familie in Mascoutah auf historischer Spurensuche und hat dazu Kontakt mit dem Haßlocher Heimatmuseum im Ältesten Haus und dem Ortshistoriker Wolfgang Hubach aufgenommen. Zwei Ausgaben der „Heimatblätter“ zum Thema „Haßlocher Auswanderer in die USA, Mascoutah Illinois, um 1850“ sind bisher entstanden.

Im vergangenen Jahr waren zunächst die Familie von Christine Smith, dann auch Vertreter des Heritage Museums aus Mascoutah in Haßloch zu Besuch. Dabei entstand die Idee einer Partnerschaft mit dem Haßlocher Heimatmuseum. Die amerikanischen Gäste waren besonders vom Ältesten Haus, dem kleinen Schulsaal, der pädagogischen Arbeit der Museumsfreunde und dem Museumsgarten angetan.

Ausstellungen in Haßloch und Mascoutah

Um die Partnerschaft mit Leben zu erfüllen, sind bereits einige Ideen entwickelt worden. Zuerst sollen in Mascoutah und in Haßloch Ausstellungen über die jeweiligen Partnerorte organisiert werden. Die Vorbereitungen dazu laufen in Haßloch bereits auf Hochtouren. Viele Bildmaterialien und Dokumente stehen dem Heimatmuseum zur Verfügung und werden für die geplante Ausstellung im Otto-Dill-Saal aufbereitet. Die Ausstellung soll etwa Mitte März bis Mitte Mai zu sehen sein. Ende Mai soll eine erste Partnerschaftsreise mit Vertretern des Freundeskreises Heimatmuseum und eventuell der Gemeinde stattfinden. Die Reise nach Mascoutah soll aber allen interessierten Haßlochern offenstehen, die vielleicht mehr über ihre Vorfahren erfahren wollen, so der Museumsleiter Alfons Ruf.

Für Nachforschungen hat Reinhard Roth bereits viel Vorarbeit geleistet. Aufgrund von Namensdokumenten aus Mascoutah hat Roth Haßlocher Stammbäume erstellt, die den Nachkommen der einstigen Auswanderer Hinweise auf ihre Herkunft zeigen. In Mascoutah ist das auf großes Interesse gestoßen. In den Stammbäumen können aber auch Haßlocher Bürger möglicherweise Spuren ausgewanderter Vorfahren entdecken.

Vom Bauernsohn zum Mühlenbesitzer

Ein Beispiel für einen erfolgreichen Haßlocher Auswanderer nach Mascoutah findet sich auf der Internetseite www.auswanderung-rlp.de des Instituts für Geschichtliche Landeskunde Rheinland-Pfalz unter der Rubrik „Quellen zu Auswanderungen“. Darin geht es um den 1818 in Haßloch geborenen Bauernsohn Philipp H. Postel, der 1841 nach Amerika ging und in Mascoutah auf viele dort bereits ansässige Auswanderer aus dem Großdorf traf. Mit zwei anderen Pfälzern gründete er eine Mühle und wurde wohlhabend, da alle pfälzischen Bauern in Mascoutah bei ihnen ihr Korn mahlen ließen. Aus der Mühle, die sich zu einem bedeutenden Handelszentrum entwickelte, wurde die Gesellschaft Ph. H. Postel Milling Co., die später unter den Namen Mascoutah Star Mills drei große Mühlen betrieb. Als reicher Mann, wie es in der Kurzbiographie heißt, starb Postel 1907 in Mascoutah.

Ruf nennt weitere Ideen für Partnerschaften. „Der Freundeskreis kann sich auch vorstellen, dass Vereine oder Schulen Interesse an einer Partnerschaft und einem Austausch haben.“ Laut Marcel Roßmann, Pressesprecher der Gemeinde, sollen bereits in den nächsten Wochen im Rathaus Gespräche mit Vertretern der weiterführenden Schulen geführt werden. „Vielleicht kann ein Vertreter der Schulen an der Reise teilnehmen, um vor Ort Möglichkeiten eines Schüleraustauschs auszuloten.“

Meyer: Sehr interessante Verbindung

„Die Verbindung nach Mascoutah ist sehr interessant und wird durch die geplante Ausstellung im Frühjahr einer breiteren Öffentlichkeit sichtbar“, so Bürgermeister Tobias Meyer. Die Museumsfreunde seien hier sehr aktiv und hätten einige Ideen. „Ob aus dieser Verbindung mal mehr wird, wird die Zukunft zeigen“, sagt Meyer.

Der Freundeskreis hat aber noch ein besonderes Anliegen. Gerade beim Besuch der Vertreter des Heritage Museums aus Mascoutah hätten sich diese überrascht und begeistert gezeigt, dass das Heimatmuseum keine reines Schaumuseum ist. Weder ein Museumsgarten noch die pädagogische Arbeit mit Kindern verschiedener Altersklassen seien in Amerika so bekannt. „Um die vielfältigen Arbeiten im und rund ums Museum leisten zu können, suchen wir dringend ehrenamtliche Mitarbeiter“, so Alfons Ruf. Diese können sich an vielen Stellen einbringen. Helfer für das Archiv, Gartenpflege oder Rebenschnitt, Museumsdienst und Führungen oder die Organisation und Durchführung von Ausstellungen sind ebenso gesucht wie Menschen mit pädagogischem Hintergrund, die Veranstaltungen für Kinder aus Kindertagesstätten und Schulen entwickeln und durchführen.

Kontakt

  • Für die Reise nach Mascoutah: Wolfgang Hubach, 06324 2440.
  • Für Mitarbeit im Heimatmuseum und Heimatblätter: Alfons Ruf, 06324 1291.
Namensgeber aus Haßloch: Fuesser-Road in Mascoutah.
Namensgeber aus Haßloch: Fuesser-Road in Mascoutah.
Fundgrube für Familienforscher aus Haßloch: das Heritage Museum.
Fundgrube für Familienforscher aus Haßloch: das Heritage Museum.
Grabstein eines Mitglieds der Familie Füßer (Fuesser) auf dem Fike Cemetery in Mascoutah.
Grabstein eines Mitglieds der Familie Füßer (Fuesser) auf dem Fike Cemetery in Mascoutah.
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