Kreis Bad Duerkheim „Buckel-Party“ mit ungeladenen Gästen

Ein Schild „Buckel geschlossen“, sollte Konzertbesucher am Abend vom Betreten des Gartengrundstücks am Musikantenbuckel abhalten. Doch der Strom an Freunden und Bekannten von Besitzer Hans-Dieter Reibold wollte nicht abebben. Das Konzert konnte nicht stattfinden, stattdessen gab es eine riesige Freiluftparty.

Rückblick: Unbekannte hatten dort am 30. Juli, an der Landstraße zwischen Freinsheim und Großkarlbach, seine Ausschankhütte, einen Unterstand und Tisch und Bänke in Brand gesetzt. Spuren deuten darauf hin, dass flüssiger Grillanzünder für die Brandstiftung verwendet wurde. Selbst zwei Gänse in einem Gehege wurden mit Grillanzünder bespritzt und angezündet. Beide Gänse wurden verletzt. Am Mittwoch war zunächst ein Benefizkonzert geplant. Die Stadt Freinsheim hat dies aber unterbunden. Trotzdem strömten die Leute mit Autos, Fahrrädern oder zu Fuß zu dem Weinbergsgarten. „Ich bin überwältigt,“ sagte Besitzer Hans-Dieter Reibold. „Ich habe mich hier mit Freunden verabredet“, sagt beispielsweise Philipp König aus Weisenheim am Sand. Knapp 160 Personen waren es letztlich. Zu viele, um alle abzuweisen. Das Schild „Buckel geschlossen“ wurde zur Seite gerückt. „Wer will darf gerne kommen, ich kann nur nichts ausschenken“, sagte der Winzer betrübt. Die Stadt Freinsheim habe brütende Vögel vorgeschoben und jeglichen Ausschank wegen des Geräuschpegels untersagt. Bisher war es so gewesen, dass sich die Gäste aus einer Tiefkühltruhe voll mit Wein bedienten und dafür einen Obolus in eine kleine Kasse warfen. „Keiner kann mich allerdings daran hindern, dass ich Freunden und Bekannten etwas zu trinken anbiete. Nur annehmen darf ich dafür nichts“, sagt der Winzer. Bürokauffrau Nicole Ostrowska aus Birkenheide kam mit dem Taxi in den Weinberg. Im Kofferraum hatten sie eine Kiste Riesling. Oben im Weinbergsgarten wurde geteilt. Viele hatten ihr Essen dabei. Tim Beck radelte mit seiner Frau Petra aus Frankenthal nach Freinsheim. „Ich hatte beim Joggen entdeckt, dass es hier wunderschön ist. Die Brandstiftung hat uns tief getroffen“, sagt er. Hans-Dieter Reibold hatte einen metallenen Lesekorb aufgestellt. Immer wieder werfen Besucher Geld hinein – meistens Scheine. Dann gibt es die Überraschung: Anton Köhler vom Musikverein Bobenheim am Berg und Herbert Kröner von der Musikwerkstatt Bobenheim überreichen ein lila Kuvert. Der Inhalt ist ein Gutschein für den Globus Baumarkt. „Wir wollen dazu beitragen, dass er schnell wieder eine Hütte errichten kann.“ Die Vereine haben in dem Garten bereits kleine Konzerte gegeben. „Wenn Hans-Dieter Reibold im September hier seinen 60. Geburtstag feiert, soll alles wieder schön sein.“ Winzer Reibold kann sein Glück kaum fassen. Er eilt von Tisch zu Tisch, grüßt und plaudert. Irgendwann fährt er mit dem Auto in den Ort: „Ich muss noch Mineralwasser holen“, sagt er. Für seine Gäste tut er alles. (skö)

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