Kreis Bad Duerkheim Bacchus statt Prinzessin

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„Kerwe ausgrawe, Kerweredd, Kerwebaum – wir wollen in Dackenheim wieder eine Kerwe wie sie früher war“, sagte der Dackenheimer Winzer Karl-Friedrich Sippel. Seit dem vergangenen Jahr versucht man Stück für Stück die Tradition wieder zu beleben. Dennoch unterscheidet sich manches von damals und von anderswo.

Kaum war der Kerwebaum von den Kerweburschen in dem auf einem Flachdach stehenden Pferdewagen richtig positioniert, nahm sich Peter Sandmann als „evankolischer Kerwepfarrer“ die kleinen und großen „Kerwesünder“ vor. Ermahnungen und Hilfsangebote mussten die Schäfchen in seiner Ansprache zur Eröffnung der Kerwe über sich ergehen lassen. Die offizielle Kerweeröffnung übernahm Ortsbürgermeister Edwin Schrank. Er sei glücklich, dass Karl-Friedrich Sippel das Ambiente im Picknickgarten seines Weinguts „Vinum Horreum“ so gestaltet habe, dass die Kerwe derart urig wieder aufleben könne, sagte Schrank. Außerdem freue er sich, dass sich so viele im Ort engagieren, um gemeinsam feiern zu können. „Als besonderes Schmankerl der Dackenheimer Kerwe“, wie es Sandmann ausdrückte, wurde die Dackenheimer Weinhoheit von den Kerwemädels präsentiert. Ihre Suche nach einem „elfengleichen Wesen, das mit Anmut und Charme, von Esprit begleitet, den Dackenheimer Wein präsentieren kann“, hatte sich gelohnt. Mit lebhaftem Beifall wurde der Wein-Bacchus empfangen. Er zog majestätisch ein, gekleidet, wie es sich für einen Bacchus geziemt, und einen Holzschubkarren mit einem Holzfass darauf vor sich herschiebend. „K.-F. Bacchus der Allererste“, so sein Titel. Gekürt wurde Bacchus Karl-Friedrich Sippel von den Kerwemädels. Als Zepter für die Kerwetage erhielt er einen „Rebknorze“ und, wie kann es anders sein, den obligatorischen Römer, gefüllt mit einem halbtrockenen Riesling. Die „Kerweredd“, verfasst und vorgetragen von Christine Lattschar und Beate Mäurer, erinnerte an Ereignisse des vergangenen Jahres. Vom Ausflug des Kirchenchors über das Boule-Turnier bis hin zum Liebesbrunnenfest, von Gemeinderatsitzungen über die „schmal Brigg in de Hohl“ bis hin zum Friedhof als Prunkstück. Ermahnungen mit hochgezogenen Augenbrauen fehlten dabei nicht. Dann endlich wurden die mit der Kerwe begrabenen Schätze des vergangenen Jahres aus dem Sarg geholt: Ortega Auslese, Scheurebe Auslese und eine im Holzfass gereifte Spätburgunder Auslese. Alle schützend umhüllt von der Bad Dürkheimer Ausgabe der RHEINPFALZ vom 2. September 2013, dem Tag an dem die Kerwe beerdigt worden war. Die Kerweburschen präsentierten in Lederhosen eine Schuhplattler. Passend dazu erschienen die Kerwemädels im Dirndl. (srä)

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