Donnersbergkreis Zu gut für die Tonne: Lebensmittel aus Supermärkten

Lebensmittel, die abzulaufen drohen, werden häufig an die Tafeln gespendet.
Lebensmittel, die abzulaufen drohen, werden häufig an die Tafeln gespendet.

Donnersbergkreis: Jeden Werktag können wir im Supermarkt kaufen, wonach auch immer uns ist. Doch was passiert eigentlich mit den Lebensmitteln, die nicht mehr verkauft werden können? Wir haben die Supermärkte im Kreis genau das gefragt. Die Antworten waren erfreulich.

Wann haben Sie sich eigentlich das letzte Mal ertappt, als Sie verärgert waren, weil etwas im Supermarkt nicht mehr vorhanden war? Wir haben uns längst daran gewöhnt, dass jeden Tag ein reichhaltiges Angebot an Lebensmitteln zur Verfügung steht. Und so passiert es auch, dass manches dann nicht verkauft wurde, aber das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist oder das Gemüse einige braune Stellen hat.

In Frankreich verboten

In Frankreich ist es Supermärkten seit über drei Jahren verboten, Lebensmittel wegzuwerfen. In Hamburg gab es in diesem Jahr eine große Debatte über das „Containern“, also das Entwenden von Lebensmitteln aus den Tonnen der Supermärkte. Nach wie vor ist dies illegal, auch wenn das bei manchen auf Unverständnis stößt. Und was machen die Supermärkte im Donnersbergkreis mit unverkäuflichen Lebensmitteln? Viktor Strese führt einen Edeka-Markt in Rockenhausen. „Wir reduzieren Lebensmittel, die kurz vorm Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums sind“, so Strese. So werde Abfall vermieden. Alles, was nicht mehr verkauft werden kann, wird an die Tafel gespendet: „Die Tafel Rockenhausen ist dankbar dafür, und wir müssen die Lebensmittel, die man noch verzehren kann, nicht wegwerfen“, resümiert er. Dennoch sei eine solche Kooperation auch immer mit Engagement verbunden. Manchen Supermärkten sei das zu viel Aufwand. Für Strese jedoch kommt das Wegwerfen von noch verzehrbaren Lebensmitteln, die er jedoch nicht mehr verkaufen kann, nicht in Frage. „Das hat auch was mit der Einstellung gegenüber Lebensmitteln zu tun“, so der Marktleiter. „Grünabfälle, die beim Putzen von Gemüse anfallen, wie zum Beispiel äußere Blätter von einem Salatkopf oder Blätter einer Kohlrabi gebe ich an eine Privatperson, die Kleintiere hat“, fügt er hinzu.

Kooperation mit der Tafel

Auch der Norma-Markt in Alsenz kooperiert mit der Tafel, wie Mitarbeiterin Nina Frerichs bestätigt. Auch hier wird darauf geachtet, nur Lebensmittel weiterzugeben, die noch verzehrt werden können. Laut Aldi-Süd-Pressesprecherin Anamaria Preuss kooperieren die Aldi-Filialen in Eisenberg, Rockenhausen und Kirchheimbolanden ebenfalls mit den Tafeln. „Grundlage für die Abgabe an soziale Einrichtungen ist selbstverständlich die Einhaltung aller relevanten gesetzlichen Vorschriften“, so Preuss. Und somit gilt auch hier: Lebensmittel, die nicht mehr verzehrt werden können, werden fachgerecht in der Biotonne entsorgt „und in der Regel energetisch verwertet“, wie Preuss mitteilt. Die Filialen in Rockenhausen, Eisenberg und Kirchheimbolanden kooperierten zudem mit einem örtlichen Landwirt, der nicht verkaufte Waren als Futtermittel verwerte. Und auch die Strategie der Reduzierungen werde in den Filialen angewendet. „Laut einer im Mai veröffentlichten Studie der Universität Stuttgart fallen etwa fünf Prozent der in Deutschland weggeworfenen Lebensmittel im Handel an, während 60 Prozent aus privaten Haushalten stammen“, gibt Anamaria Preuss zu bedenken. Durch den Verkauf von losem Obst und der Einführung der „krummen Dinger“, also Obst und Gemüse „der Klasse 2“ möchte das Unternehmen präventiv handeln und somit das Wegwerfen von Lebensmitteln verringern. Mit dem Aufdruck „Riech mich! Probier mich! Ich bin häufig länger gut!“ auf Frischmilch-Verpackungen möchte das Unternehmen den Kunden dazu animieren, „die Genusstauglichkeit der Milch zuerst zu überprüfen, bevor er sie bei Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums wegschüttet“, so Preuss.

Nach dem Wochenende vor allem Molkereiprodukte

Das Prinzip, dass Produkte kurz vor dem Ablaufdatum an Menschen weitergegeben werden, denen es nicht möglich ist, ihren Kühlschrank nur mit regulär gekauften Waren zu füllen, befürwortet Markus Schott, stellvertretender Filialleiter des Hit-Markts in Eisenberg. Einmal wöchentlich kommen ehrenamtliche Mitarbeiter der Brücke Eisenberg vorbei und erhalten rund sechs bis sieben Brotkisten mit Produkten. Es würden vor allem Brot und Brötchen abgeholt. Gehandhabt wird es wie in anderen Märkten: Kühlprodukte, deren MHD in zwei bis drei Tagen abläuft, werden entweder für die eigenen Kunden reduziert oder gespendet. Bei trockenen Waren erfolgt die Reduzierung vier Wochen vor Ende des MHD. Der Rewe-Markt in Eisenberg gibt die nicht verkauften Lebensmittel ebenfalls an die Brücke ab und reduziert Artikel vor dem Verfallsdatum um 30 Prozent. Bei der täglichen Frischekontrolle werde aussortiert, sagt der stellvertretende Filialleiter Francesco Santamaria. Besonders nach dem Wochenende seien es vor allem die Molkereiprodukte, die herausgenommen werden, weil sie nicht rechtzeitig abverkauft worden sind.

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