Donnersbergkreis „Wir haben Juwelen“

Ein schönes Stadtbild auf der einen – fehlende Bekanntheit auf der anderen Seite: „Wir müssen richtig Gas geben“, sagen Kirchhei
Ein schönes Stadtbild auf der einen – fehlende Bekanntheit auf der anderen Seite: »Wir müssen richtig Gas geben«, sagen Kirchheimbolander Einzelhändler.

„Für die Stadt ist das Aussterben der Geschäfte eine Katastrophe“, sagt Jürgen Heck, der Vorsitzende des Verkehrsvereins „pro Kibo“. Gerade die Schließung von Schuh Göbel und Gitte Creativ zum Ende des vergangenen Jahres habe der Innenstadt richtig weh getan. „Es wird immer dünner.“ Wenn es irgendwann nur noch zwei, drei Geschäfte in der Fußgängerzone gebe, komme auch niemand mehr zum Einkaufen – trotz eines schönen Stadtbildes. Stadtführung für Kunden Das Stadtbild hebt auch Franz Brünnler hervor, der mit seiner Frau Gaby Micol-Brünnler Gaby’s Wäscheladen in der Langstraße betreibt. Kunden werden dann gerne auch mit zu einer kleinen Stadtführung genommen, wie beide erzählen. „Wir haben bis zu 1000 Neukunden pro Jahr. Das dank einer gezielten Werbung“, hatte Franz Brünnler diese Woche in der Jahreshauptversammlung von „pro Kibo“ in der Gaststätte „Zum Chefche“ im Bolander Ortsteil Weierhof berichtet. „Wir haben Juwelen in Kirchheimbolanden – Radhaus Kaschig, Lederwaren Butz oder das Modehaus Heck“, nannte Brünnler als Beispiele. Wichtig sei es, die Stadt nach außen zu präsentieren. „Wir hatten Kunden, die sind von Frankfurt zu Lederwaren Butz gekommen, haben einen Stadtbummel gemacht, waren bei Café Enkler, haben dann noch Unterhosen bei uns gekauft“, berichtete Brünnler. Ein Beispiel dafür, dass es auch Menschen von weiter weg in die Kleine Residenz ziehe. 100 Kilometer nehmen Kunden auch mal speziell zum Einkaufen in Gaby’s Wäscheladen auf sich, wie Micol-Brünnler schon in der Vergangenheit erzählt hat. Prinzipiell sei aber das Problem, dass man in Kaiserslautern oft schon gar nicht wisse, wie es in Kirchheimbolanden aussieht, hat Nadine Müller beobachtet, die neue Citymanagerin der Stadt. „Wir haben hier ein schönes Stadtbild. Kirchheimbolanden muss aber nach außen bekannter werden“, so Müller. Für Jüngere fehlt etwas Ein Problem, das Jürgen Heck sieht, ist die Suche nach einem Nachfolger, wenn ein inhabergeführtes Geschäft schließt. Was Stephan Gärtner fehlt, sind attraktive Läden für jüngere Menschen. Er betreibt den GS-Holzmarkt im Woogmorgen, hatte selbst in der Innenstadt angefangen. Dort seien oftmals die Mietpreise ein Problem. Gerade wenn jemand neu ein Geschäft eröffnen wolle. „Viele haben einen Zweitjob“, so Gärtner. Hier sei eine Unterstützung wichtig. „Da müsste die Stadt mit den Eigentümern reden“, sagte er. Oder eben eine finanzielle Unterstützung der Stadt. Stadtbürgermeister Klaus Hartmüller berichtete, dass man sich innerhalb der Arbeitsgruppe Stadtentwicklung Gedanken mache, Ideen sammle, wie sich die Innenstadt beleben lässt. „In Frankfurt ist es so: Wer ein Geschäft aufmachen will, kann einen Zuschuss der Stadt kriegen.“ Vielleicht könne so etwas auch ein Modell in Kirchheimbolanden sein, womöglich über die städtische Tochter „Projekte und Service GmbH“. Hartmüller sieht aber auch positive Beispiele in der Kleinen Residenz, wie den in der Vorstadt neu eröffneten Barber-Shop. „Da wurde eine neue Fensterfront eingesetzt, die Räumlichkeiten sind fein gemacht. Dort wurde Mut bewiesen.“ Zudem lobt er, dass die Schaufenster bei Göbel und Gitte derzeit von anderen genutzt werden. „So sind sie wenigstens gefüllt.“ Gerade beim Maimarkt habe man aber auch gemerkt, dass in diesem Bereich die Kunden fehlten, sagte Michaela Heck. „Früher sind dort Menschen gezielt hin, wollten Schuhe kaufen. Die kommen dann an so einem Tag nicht“, so die Chefin des Modehauses Heck. Auch wenn dieser sehr gut besucht gewesen sei. „Wir müssen richtig Gas geben, dass die Geschäfte, die da sind, am Platz bleiben – und vielleicht neue hinzukommen.“ Ansonsten befürchtet so mancher Einzelhändler das, was an vielen anderen Orten bereits der Fall ist: Schaufenster verschwinden, Wohnungen entstehen. „Eine existierende Innenstadt, in die man Leben reinkriegt, ist dann weg“, sagte Gärtner. Wohnungen könnten in der Tat auch eine Möglichkeit sein, sagte Hartmüller – für ihn aber nicht ausschließlich. „Wir müssen schon schauen, dass wir keine tote Stadt kriegen.“ „Wir brauchen einen Leuchtturm“ Die neue City-Managerin mache sich viele Gedanken. „Sie kann aber auch nicht zaubern.“ Zunächst solle ein Leerstandskataster erstellt werden, wie Hartmüller der RHEINPFALZ sagte. Man wolle versuchen, mit neuen Ideen dem Trend entgegenzuwirken, so der Stadtbürgermeister in der Sitzung von „pro Kibo“. Geht es nach Jürgen Heck, soll dies möglichst gemeinsam geschehen. „Wir müssen sehr viel zusammen reden mit sehr vielen Leuten und versuchen, das eine oder andere umzusetzen.“ Ein Projekt, das die Stadt angeht, wurde vom Verkehrsvereins-Vorsitzenden gelobt: dass die Stadtmauer vom Grauen Turm bis zum Vorstadtturm begehbar gemacht werden soll. „Kompliment, dass das in Angriff genommen wird“, meinte auch Gaby Micol-Brünnler. Für Jürgen Heck ist das Projekt ein wichtiger Baustein. Grundsätzlich sagt er aber auch: „Wir brauchen unbedingt einen Leuchtturm in der Stadt.“ Begrüßt wurde außerdem das Konzept „Heiraten in Kirchheimbolanden“, das Joachim Didier und Martin Braun vorstellten. „Es soll ein Projekt sein, von dem ganz Kibo profitiert“, betonte Didier. Nach der Wahl sollen hier weitere Gespräche geführt werden, soll angefangen werden, ein Netzwerk aufzubauen – mit dem Ziel, Kirchheimbolanden zu einer bundesweit bekannten Hochzeitsstadt zu entwickeln. „Man muss aber auch keine Angst haben, dass da jeden Tag ein Bus mit 25 Bräuten durch die Stadt fährt“, sagte Didier. Einen Vorteil der Kleinen Residenz hat Nadine Müller in den „vielen schönen Festen“ ausgemacht. Für die Stadt eine Chance, sich zu präsentieren und Werbung zu machen, sodass die Kunden wieder kommen. Denn das Potenzial ist da, da sind sich die Kirchheimbolander Einzelhändler einig. „Die Stadt ist Wahnsinn. Mann muss sie nur ins rechte Licht rücken“, meinte Franz Brünnler.

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