Donnersbergkreis Winzig, günstig, originell

Macht Station auf dem Hochschul-Campus Kammgarn in Kaiserslautern: das mobile Tiny-House, das anlässlich des Bauhaus-Jubiläums d
Macht Station auf dem Hochschul-Campus Kammgarn in Kaiserslautern: das mobile Tiny-House, das anlässlich des Bauhaus-Jubiläums durch die Lande tourt.

«KAISERSLAUTERN.» Die staatliche Kunstschule Bauhaus in Weimar umfasste gemäß Walter Gropius’ Gründungsidee bildende und angewandte Kunst, lehrte aber gerade mal 14 Jahre von 1919 bis 1933, wobei zwei Umzüge nach Dessau und Berlin nötig wurden. Dennoch begann damit die Geschichte der klassischen Moderne. Das Bauhaus blickt nun aufs 100. Gründungsjubiläum zurück. Dies bringt thematisch vieles zutage. Unter anderem das Unikat eines Tiny-House, also eines winzigen Hauses. Der deutsche Architekt laotischer Herkunft, Van Bo Le-Mentzel – der auch die Hartz-IV-Möbel konstruiert hat –, initiierte in Berlin den Bau eines mobilen Wohnhäuschens. Dies kleidete er in die Teilfassade des Dessauer Gebäudes, verpasste ihm den typischen Schriftzug, nannte es „Wohnmaschine“, setzte es auf zwei Doppelräder an einer Achse und versah es mit Anhängerkupplung. Der Wendigkeit wegen ergaben sich für das Mini-Bauhaus die Maße 740 mal 240 Zentimeter. Und so tourt es seit Beginn des Jubiläumsjahres mit 16 Quadratmetern Fläche und versehen mit dem Kennzeichen „B - AU- ...“ durch die Lande, um die Idee eines Lebensstils auf minimalem Raum in doppelter Hinsicht zu verbreiten: Bauhaus bedeutet als Bauweise minimal und günstig, also gesellschaftlich sozial. Die Bauweise eines Tiny-House bedeutet Reduktion aufs Wesentliche zugunsten finanzieller Freiheit und persönlicher Unabhängigkeit. Dass die Berliner Wohnmaschine ein Produkt der Jetztzeit ist, zeigt sich an der Inneneinrichtung, die als ideelles Pendant die Philosophie der Ikea-Möblierung favorisiert. Insgesamt also das Konzept für ein Jedermann-Projekt, das vom rein architektonischen Aspekt angewandter Kunst bis zu gesellschaftlich-städtebaulichen Perspektiven reicht. In diesem Sinn bietet die Hochschule ein kompaktes Programm. Unter Yvonne Fehling, Professorin des Studiengangs Innenarchitektur am Fachbereich Bauen und Gestalten, organisierte ein Assistenz-Team mit Architektin Jaqueline Gregorius Lesungen, Ausstellungen, Vorträge, Workshops, Bewegungsinteraktion (eine Grundsäule der Bauhauslehre), Projectionmapping und ein Open-Air-Kino in Kooperation mit dem Union Studio für Filmkunst und der Heinrich-Böll-Stiftung Rheinland-Pfalz. Zur Finissage am 17. Mai erleben die Besucher eine „Tele-Jam-Session“ mit einem „Ethernet Orchestra“. Die Veranstaltungen werden überwiegend für Jedermann zugänglich auf dem grünen Platz am Fußes des Steinbruchs angeboten. Dort parkt das Berliner Tiny-House und passt sich architektonisch überraschend harmonisch in die Reihe der neuen Hochschulgebäude ein. Je nach Blickwinkel kann es passieren, dass das Holzdach des Kottenturmes wie ein Schirm als elementares Extra des mobilen Bauhausgebäudes oder die unterteilten Fensterfassaden wie eine Häuserflucht erscheinen.

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