Donnersbergkreis Von Räumen ohne Grenzen

Sie treffen in der Vielfalt und Gemeinsamkeit ihres künstlerischen Schaffens im Museum Pachen aufeinander (v.li.): : Ulrich Schr
Sie treffen in der Vielfalt und Gemeinsamkeit ihres künstlerischen Schaffens im Museum Pachen aufeinander (v.li.): : Ulrich Schreiber, Anna Recker, Gerard van der Horst und Katharina Fischborn.

«ROCKENHAUSEN.» Das Leitthema der neuen Ausstellung im Museum Pachen in Rockenhausen war mit „Treffpunkt Linienfelder“ treffend gewählt: Es brachte nicht nur die Gemeinsamkeit der Arbeiten von vier Künstlern aus vier europäischen Ländern sozusagen auf den Punkt, sondern avancierte im übertragenen Sinn auch zum Motto der bisherigen Ausstellungen. Mehr denn je und trotz des diesmal elitären Charakters blieb die ermutigende Erkenntnis für die Veranstalter, dass „Treffpunkte“ nicht nur als geometrische Schnittpunkte, sondern im übertragenen Sinn als künstlerische Begegnungen der bildenden Künstler untereinander, aber auch in Interaktion mit den Besuchern am Sonntag rege genutzt wurden. Die Ausstellung hätte sicher so manchen Besucher etwas ratlos zurückgelassen, hätte nicht Sigrid Brandstetter die Grundzüge und Gemeinsamkeiten der Arbeitsweisen so informativ erläutert. Und Stadtbürgermeister Karl-Heinz Seebald nutzte die Gunst der Stunde am „Vorabend“ der Europawahl, um auf die völkerverbindende Grundidee der Kunst hinzuweisen: „Vier Künstler aus unterschiedlichen Ländern und Traditionslinien überwinden Grenzen und finden einen gemeinsamen Nenner.“ Dies erläuterte Brandstetter, indem sie die erste Künstlerin – Katharina Fischborn – ins Spiel brachte und daran erinnerte, dass diese vor zwei Jahren mit ihrer Ausstellung emphatisch „Partei für die Wirkebene Europa“ ergriff und vieldeutig seinerzeit äußerte: „Das Überschreiten der Grenzen führt in Räume, die nicht durch Grenzen definiert sind.“ Hier werden künstlerisch-bildnerische und ideologische Gedanken zu Analogien. Die aktuelle Ausstellung „Treffpunkt Linienfelder“ kann als Steigerung solcher Begegnungen und Öffnungen verstanden werden. Grundlage bleibt die linienbetonte Zeichnung, das Erfassen und Gestalten von und mit Flächen und Räumen über die Linie hinweg. Brandstetter lenkte den Blick zunächst auf das Oeuvre von Gerard van der Horst aus Amsterdam, der mit seiner Studienkombination aus Philosophie und Kunstgeschichte schon diesen Ansatz der Chaostheorie und sich selbst schaffenden Ordnung als Quelle der Inspiration kennenlernte. In seinem Umfeld verbreitete die niederländische Arbeitsgruppe um Piet Mondrian den Gestaltungsansatz, dass das Gesehene in seine Grundformen zu zerlegen sei. Weiterhin stellte Brandstetter in ihren Ausführungen auch den Zusammenhang zu Kandinsky Ästhetik her und hob heraus, wie Gerard van der Horst die Gestaltungselemente Punkt und Linie sowie Malgrund in Beziehung setzt. Der Künstler liebt die Intimität der Zeichnung, die Linien hängen von der Größe des Maluntergrunds ab, können aber auch unabhängig in der Bildebene schweben. Ein stilbildendes Motiv ist demnach der Pfeil, der die Freiheit der Linie symbolisiere. Aus dem Nachbarland Luxemburg kommt Anna Recker, die geometrische Formen als Grundform ihrer Arbeitsweise nutzt: Durch Vervielfältigung, Umwandlung und Weiterentwicklung entstehen komplexe Strukturen wie die Installation im Obergeschoss aus Zeichnungen auf hölzernen Dreiecken. Zu dieser Arbeits- und Sichtweise kam sie laut RHEINPFALZ-Gespräch nach Steinlandschaften in Aquarellbildern der 80er Jahre zu dieser Schichtung von bearbeiteten Flächen, die sich puzzleartig zusammenfügen – etwa zu magischen Quadraten. (Unsichtbare) Symmetrieachsen sprechen für eine Ästhetik der Ordnung und Klarheit. Ulrich Schreiber, der im Raum Mainz und in Frankreich (im Norden Burgunds) lebt und arbeitet und so zwei Kulturnationen repräsentiert, denkt räumlich, er zeichnet quasi dreidimensional, beschäftigt sich mit Alltagsgegenständen wie etwa Koffern. Verschweißte Drähte und Stäbe ergeben die Konturen dieser Objekte, die minimalistisch nur die Konturen offenbaren: So viel als zur Kennzeichnung und Stabilität nötig aber so wenig wie möglich und dabei durchsichtig, filigran und fragil wirkend. Er kam von Zeichnung und Grafik zu dieser Arbeitsweise der „Raumzeichnung.“. In besonderem Maß ist für ihn – wie für die anderen Künstler/innen auch – unsere alltägliche Erlebniswelt ihre Kunstwelt. Mit Katharina Fischborns Hochdruckverfahren schließt sich wieder der Kreis: Sie druckt zunächst monochrome Flächen, die sie mit Skalpellzeichnung weiterentwickelt. Es entstehen raumgreifende Installationen, aber auch Bildobjekte aus einzelnen Flächen. Schließlich werden Hochdrucke so ineinander geschichtet, dass sich neue Farbmischungen und Tiefenwirkungen ergeben. Die mit Skalpell gefertigten Zeichnungen legen die Assoziation an Fenster nahe, die Blicke in innere, imaginäre Räume öffnen und lenken. Architektonisch-räumliches Denken bildet auch hier eine besondere Ästhetik aus. Kurz-Info Die Ausstellung „Treffpunkt Linienfelder“ ist bis zum 16. Juni dienstags bis sonntags zwischen 14.30 und 17.30 Uhr sowie nach Vereinbarung zu besichtigen.

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