Donnersbergkreis „Man versucht, alles auszublenden“

Jeder Einsatz ist eine neue Herausforderung: Jens Geißler (links), Wehrführer der Feuerwehr Kirchheimbolanden, und Oliver Schmit
Jeder Einsatz ist eine neue Herausforderung: Jens Geißler (links), Wehrführer der Feuerwehr Kirchheimbolanden, und Oliver Schmittinger, stellvertretender Wehrleiter der Feuerwehren der Verbandsgemeinde.

Es ist einer dieser Einsätze, die man eben mal nicht mit der Kleidung einfach so abschüttelt. Mitte April, nachts. Die Feuerwehr wird zu einem Zimmerbrand alarmiert. „Doch als ich von Bolanden angefahren bin, war die Stadt Kirchheimbolanden im Rauch versunken. Da war mir klar, dass es nicht nur ein Zimmerbrand ist.“ Mit seiner Vermutung liegt Jens Geißler in dieser Nacht richtig. In der Altstadt steht ein Dachstuhl in Flammen – und der Feuerwehr ein Großeinsatz bevor. „Man hofft, dass nichts passiert“ Die Situation ist alles andere als einfach. Im Gebäude befinden sich noch Personen, die Schlossstraße ist eng bebaut, Haus an Haus. Die Gefahr besteht, dass das Feuer auf Nachbargebäude übergreift. „Als Wehrführer hofft man da, dass jeder wieder gesund von seinem Einsatz zurückkehrt. Gerade wenn jemand mit Atemschutz im Gebäude ist, hofft man, dass nichts passiert, dass nichts einstürzt“, erzählt Geißler, der seit Ende Januar Wehrführer in Kirchheimbolanden ist. In diesem Fall ist alles gut gegangen. „Auch dank der Unterstützung umliegender Wehren“, wie der 33-Jährige betont. Die Feuerwehr konnte die fünf Personen retten, konnte schlimmere Schäden an den Nachbargebäuden verhindern. Im Gedächtnis wird Geißler der Einsatz dennoch bleiben, wie der nur wenige Tage zuvor, als die Kirchheimbolander Wehr zu einem Großbrand einer Fabrikhalle am Morschheimer Bahnhof alarmiert wird. Oliver Schmittinger geht es da nicht anders. Seit Ende März ist er stellvertretender Wehrleiter der Feuerwehren der Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden. Ein Ehrenamt, das neu geschaffen wurde, um die Leitung Thomas Rech und Matthias Groß zu unterstützen. Der 34-Jährige weiß auch, dass Einsätze schlimmer verlaufen können, wenn Menschen verletzt werden oder gar ums Leben kommen. Im vergangenen Jahr war das bei einem schweren Verkehrsunfall auf der Landstraße 401 zwischen Kirchheimbolanden und Morschheim so. Zwei Personen verunglückten tödlich, zwei weitere Insassen der beiden an dem Unfall beteiligten Fahrzeuge wurden schwer verletzt. „Man versucht in so einem Moment, alles auszublenden, seine Arbeit professionell durchzuziehen. Alles andere kommt dann erst nach dem Einsatz.“ Schmittinger geht dieser noch heute nach, besonders wenn er an der Unfallstelle vorbeifährt. Im Anschluss an solch schlimme Einsätze bekommen die Wehrleute Hilfe vom Kriseninterventionsteam des Deutschen Roten Kreuzes angeboten. „Das ist hier schon sehr gut geregelt“, sagt Jens Geißler. Er lebt in Bolanden, ist seit fünf Jahren aber auch bei der Wehr in Kirchheimbolanden aktiv. Weil er sich noch mehr bei der Feuerwehr engagieren wollte, weil er anderen Menschen helfen will. „Das Amt des Wehrführers ist für mich aber eigentlich nicht in Frage gekommen. Ich war der Meinung, dass das jemand aus Kirchheimbolanden machen sollte.“ Doch nachdem kein Nachfolger für Sascha Angst gefunden wurde, habe man ihn angesprochen. „Für mich ist das eine neue Herausforderung“, sagt Geißler. Eine, die gleich mit einigen großen Einsätzen startete – und die den 54 Mitgliedern der Kirchheimbolander Wehr alles abverlangte. „Das Problem bei uns ist die Tagesalarmierung. Viele arbeiten nicht in der Umgebung und können so auch nicht mit zu einem Einsatz ausrücken“, sagt der verheiratete Vater zweier Kinder, der gelernter Servicetechniker und im Außendienst tätig ist. 1996 hatte Geißler bei der Jugendfeuerwehr in Bolanden angefangen, wechselte 2001 zu den Aktiven. Ein Ehrenamt, das er gerne ausübt, wie er betont. „In Kirchheimbolanden wissen das viele aber gar nicht, dass es hier keine Berufsfeuerwehr gibt, sondern alle ehrenamtlich im Einsatz sind.“ Über weitere aktive Kräfte würde man sich jedenfalls freuen. Auf Flugplatz Hahn im Einsatz Das unterstreicht auch Oliver Schmittinger. Er stammt aus dem Hunsrück, wo er 2001 mit 16 Jahren in die Feuerwehr eingetreten war. „Ich habe mich immer dafür interessiert“, sagt der 34-Jährige. So war er auch Mitglied der Wehr auf dem Flugplatz Hahn. Seit 2011 lebt er in Rittersheim, ist dort bei der Wehr aktiv und auch beruflich als Feuerwehrmann tätig – bei der US Air Force in Ramstein. Und er ist mit einer Feuerwehrfrau verheiratet. „Da ist dann natürlich auch das Verständnis für das Hobby da“, sagt Schmittinger. Aber auch ein wichtiger Gesprächspartner, wenn ein Einsatz zu verarbeiten ist – wie etwa der tödliche Verkehrsunfall vor einem Jahr. Es sind aber auch viele positive Momente, die den beiden in Erinnerung bleiben. Etwa Dank nach einem Einsatz aus der Bevölkerung, oder wie bei einem in Orbis, als eine Frau die Wehrleute mit Kaffee versorgte. Weil sie diese auf ihre Weise unterstützen wollte. Weil sie dankbar ist, dass es die Feuerwehr gibt.

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