Donnersbergkreis Kirchheimbolanden: TV-Reporter Willi Weitzel in der Stadthalle

„Willis Wilde Wege“ in der Kleinen Residenz: TV-Reporter Willi Weitzel erzählte unter anderem in der Stadthalle, wie er zu Fuß ü
»Willis Wilde Wege« in der Kleinen Residenz: TV-Reporter Willi Weitzel erzählte unter anderem in der Stadthalle, wie er zu Fuß über die Alpen wanderte oder mit einem Esel von Nazareth nach Bethlehem ging.

Kirchheimbolanden: TV-Reporter Willi Weitzel erzählt in der Stadthalle über seine Abenteuer. Im tiefen Innern ist er Kind geblieben.

Durch Israel mit einem Esel, Wasser tragend in der Dürre Kenias: TV-Reporter Willi Weitzel (44) ist Berufsabenteurer. Mit seiner Vortragsreihe „Willis Wilde Wege“ will er nicht nur Spaß verbreiten, sondern auch aufklären. Nicht nur mit lustigen Anekdoten. Am Sonntag war er zu Gast in der Kirchheimbolander Stadthalle. Der Schlacks mit der altertümlichen Badekappe von Tante Rita grinst. Wie eigentlich immer. Denn einen anderen Gesichtsausdruck sieht man von ihm nur selten. Ein tieforangener Lichtkegel fällt über den Ammersee, es ist früh am Morgen, 6.30 Uhr. Und obwohl er in die Kamera lacht, hat Willi Weitzel ein mulmiges Rumoren im Bauch. Er ist nervös. Ihm steht eines seiner nächsten Abenteuer bevor, einer von „Willis Wilden Wegen“, wie er das Programm nennt, mit dem er durch Deutschland tourt. Diesmal im drittgrößten bayrischen See, einmal quer durch. Über fünf Kilometer, eiskaltes Wasser, ummantelt von Neopren. „Mehr gibt’s nicht. Nur mich und den See“, sagt Weitzel poetisch in der Morgendämmerung. Warum gerade das ein Abenteuer ist? Weil der Reporter „total Schiss“ vor tiefen Gewässern hat, gibt er zu.

Tief, stockdunkel, unheimlich

Und mit 80 Metern ist der Ammersee ziemlich tief. Tief, stockdunkel, unheimlich. Ins Zeug legt er sich dann richtig, als er plötzlich auf glitschigem Untergrund steht. Was ja gar nicht sein kann. Das Ungeheuer vom Ammersee? Ein Raunen geht durch die Kirchheimbolander Stadthalle, doch das Publikum wird es nicht erfahren. Nach dreieinhalb Stunden watschelt Weitzel übers Ufer und legt sich mit Winterjacke, im Hochsommer, auf warmen Asphalt. Natürlich grinsend. Der 44-jährige TV-Reporter – bekannt aus Wissenssendungen für Kinder wie „Willi will’s wissen“ – sagt über sich selbst, er könne eines ganz besonders: Grinsen. „So kommt man ins Fernsehen. Ich tue, was ich am besten kann.“ Weitzel ist die personifizierte gute Laune, ein Strahlemann, dessen Art Groß und Klein ansteckt. Unweigerlich. Heute macht er mit seinem Bühnenprogramm „Willis Wilde Wege“ im Rahmen der Kirchheimbolander Friedenstage Halt in der Stadthalle. Lässig steht er im gelben Scheinwerferlicht. Karo-Hemd in Blau-Ocker, dunkel gestylte Haare, Jeans. Weitzel humpelt. Meniskusschaden. Passiert, als er den Mount Everest bezwingen wollte, und kurz vor dem Gipfel hinunterrief: „Reinhold, beeil dich, ich bin gleich da!“ Alles lacht – und der gebürtige Hesse aus Stadtallendorf gibt den Animator. Auf den Stühlen: Kinder. Viele Kinder, in allen Altersstufen. Plus Eltern. Denn so ist der Multivisions-Vortrag konzipiert, für die ganze Familie. Immer wieder schallt ein lange gedehntes „Williiiiiiii“ nach oben, gemeinsam zählen alle den Countdown vor dem nächsten „wilden Weg“.

Anna (9): „Das war spannend“

Anna (10) und Anna (9) rufen im Publikum kräftig mit. Die beiden Mädchen sind selbst Sternsinger, für die dreht Weitzel ja auch. „Ich fand den Knochen am coolsten. Der war ganz schön leicht und gar nicht robust“, wird das blondgelockte Mädchen nach der Show sagen. Der Tierknochen. Den brachte Weitzel von seinem „Wilden Weg durch die Dürre“ aus Kenia mit, lässt ihn heute durch die Reihen wandern. Schaurig, doch anpacken will jeder. „Das war spannend“, lacht auch die neunjährige Anna danach im Foyer. Zu Fuß wanderte er über die Alpen, mit einem Esel ging er von Nazareth nach Bethlehem, in die Türkei fuhr er mit einem Lkw, um syrische Flüchtlingskinder zu versorgen: Weitzel hat seine Passion zum Beruf gemacht. Er ist Abenteurer. Und im tiefen Innern Kind geblieben, das die Welt zu erforschen versucht. Der Reporter will die Familien mit seinem Programm einerseits unterhalten. Andererseits ermutigt er die Kinder: „Wenn man beharrlich ist, kann man die Dinge schaffen, die man sich vornimmt – auch wenn einem Steine in den Weg gelegt werden.“

„Werdet nie erwachsen!“

Und Weitzel will sensibilisieren. Für Missstände, für Konflikte in der Welt, für das Leid anderer. Er zeigt den Kleinen, dass es ihnen in Deutschland doch ganz schön gut geht. Wie mit seiner Afrika-Geschichte. Über die Leinwand in der Stadthalle gehen ernste Bilder. 82 Kinder in einer Schulklasse, ein 15-jähriges Mädchen, das im ausgetrockneten Flussbett bei 40 Grad metertief nach einer dreckigen, stinkenden Brühe gräbt, die für seine Familie das einzige Trinkwasser ist. Jugendliche, die mit Maschinengewehren kenianisches Weideland gegen äthiopische Hirten verteidigen. Spaß wird zu Ernst. Und wieder zu Spaß. „Sie glaubten, ich hätte mich weiß angemalt“, beschreibt Weitzel nach seinem Schulbesuch, als die Kinder versuchten, ihm die Hautfarbe aus dem Gesicht zu rubbeln. Mit Spucke. Natürlich stellt Weitzel heute nur eine kleine Selektion seiner Abenteuer vor: den Weg zum besten Grizzly-Foto in Alaska, den Fußmarsch nach Hause, ausgesetzt mitten im Rothaargebirge, das Wasserschleppen über heißen afrikanischen Sand oder das Durchqueren des Ammersees. Dahinter steht für den grinsenden TV-Reporter, der übrigens während eines Theologie-Studiums merkte, dass er lieber mit Kindern arbeiten will, eine Botschaft: „Werdet nie erwachsen!“

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