Donnersbergkreis Der Franke aus Sachsen

Gratulation: Landrat Rainer Guth (links) beglückwünscht Thilo Franke. Guth bezeichnete den Schulleiter des Nordpfalzgymnasiums a
Gratulation: Landrat Rainer Guth (links) beglückwünscht Thilo Franke. Guth bezeichnete den Schulleiter des Nordpfalzgymnasiums als offenen, lösungsorientierten Menschen.

Früher mal rebellisch, die Lernergebnisse hätten besser sein können, heute zielstrebig mit Visionen und nicht aus der Ruhe zu bringen: Am Mittwoch ist Thilo Franke offiziell als Schulleiter des Kirchheimbolander Nordpfalzgymnasiums (NPG) eingeführt worden. Ein Rockgitarrist mit einem Herz für Schüler – oder wie Ralf Hellwig, Leitender Regierungsschuldirektor der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Neustadt, mit einem Augenzwinkern sagte: Ein Franke, der aus Sachsen kommt.

„Nun bin ich hier am NPG, in der Pfalz, wo die Uhren noch anders ticken und es gemütlich zugeht“, sagte der Neue zum Ende der mehr als zweistündigen Veranstaltung. Wobei der Neue gar nicht mehr so neu ist. Franke hatte bereits zu Beginn des Schuljahres mit der Arbeit in der Kleinen Residenz angefangen. Oder wie es dessen Stellvertreter Claus Schlosser nannte: „Er hatte noch in den Ferien unermüdlich seinen Dienst angetreten. Als gäbe es nichts Wichtigeres, als wäre Schule sein Hobby.“ Das mag sein, Hobbys hat der 53-Jährige aber auch andere – Radfahren und Tennis zum Beispiel. Und dann ist Franke auch noch Gitarrist in einer Heavy-Metal-Band. Klar, dass sich das auch schnell an seiner Schule herumgesprochen hatte. „Rockgitarrist und Oberstudiendirektor, wie passt das zusammen?“, fragte sich Schlosser. Die Antwort lieferte der Konrektor selbst: „Vielleicht haben beide Leidenschaften mehr gemeinsam, als manche denken.“ Schließlich brauche auch eine Schule einen Bandleader. „Und eine Band kann nur erfolgreich sein, wenn die Mitglieder nicht gegeneinander spielen.“ Seit einem dreiviertel Jahr probe man nun zusammen. „Ich finde, es klingt gar nicht so schlecht.“ Wobei Franke selbst später mit einem Schmunzeln nicht weiter auf das Gerücht eingehen wollte, dass das NPG mit Blick auf das Hobby des Schulleiters künftig einen Heavy-Metal-Schwerpunkt bekomme. Dafür rockten die Schüler und Lehrer die Bühne der Aula zur Amtseinführung Frankes. Und das ordentlich! Da war die Jazzband, die die Feier mit „The final countdown“ einleitete und später gemeinsam mit dem Chor noch „Music“ von John Miles nachlegte. Da war die Schülervertretung, die ihren Schulleiter mit einem selbstgetexteten Lied rockend begrüßte: „Herzlich willkommen am NPG, Sie werden sehen, wir sind Ok.“ Und ein paar Forderungen gab es auch: vom Zimmerservice im Klassenraum bis zum Swimmingpool und zur Cocktailbar im Pausenhof. Später dann ließ das Orchester nicht nur einen Marsch aus der Nussknacker-Suite, sondern auch noch gemeinsam mit dem Chor „You’ll never walk alone“ folgen. Und dann war da noch die Theater-AG, die mit ihrer anderen, köstlichen Version des Märchens Dornröschen für so manchen Lacher sorgte. Heiter ging es auch beim Auftritt des Personalrates zu. Dort wurde unter anderem erwähnt, wie wichtig es ist, als Schulleiter einen guten Draht zu haben. Als Geschenk gab es schließlich einen Miniatur-Drahtesel und einen „heißen Draht“ – eine NPG-Spezialversion. „Mit einer Träne im Auge haben wir im vergangenen Jahr Herrn Paul verabschiedet“, sagten die Schülersprecher Eren-Ziya Celepli und Marcel Schneider. Frankes Vorgänger Adolf Paul war auch unter den Gästen. Thilo Franke habe stets ein offenes Ohr. „Mit Ihnen ist unsere Schule fit für die Herausforderungen der Zukunft.“ Nicht das einzige Lob, das der 53-Jährige, der in Selzen bei Nieder-Olm wohnt, während seiner Amtseinführung erhielt. Dort wurde auch deutlich, dass er bereits bestens angekommen ist in der Schulfamilie. „Kommunikativ und offen“, jemand, der „mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hält“, so beschrieb etwa Schulelternsprecherin Barbi Driedger-Marschall den Schulleiter, der seine berufliche Laufbahn 1995 an der Integrierten Gesamtschule in Mainz-Bretzenheim startete, 2007 an das Gymnasium nach Nieder-Olm wechselte und 2014 am Gymnasium in Nackenheim ständiger Vertreter der Schulleiterin wurde. Andrea Edinger vom Förderverein erinnerte daran, dass Franke kaum Mitglied im Förderverein war, schon in den Vorstand gewählt wurde. Von seinen bislang sieben Begegnungen mit dem neuen Schulleiter berichtete Landrat Rainer Guth. Dabei habe er ihn als offenen, lösungsorientierten Menschen kennengelernt. „Thilo Franke passt hierher nach Kibo, ins Schulzentrum“, meinte Jörg Oeynhausen, Leiter der benachbarten Georg-von-Neumayer Realschule plus. „Ich bin mir sicher, mit Ihnen ist eine gute Wahl getroffen worden“, sagte Wilfried Pick, Beigeordneter der Verbandsgemeinde. Mit einem Schmunzeln gab Ralf Hellwig von der ADD einen Einblick in Frankes Zeugnis als Schüler aus DDR-Zeiten. Da wurde der gebürtige Leipziger als „intelligenter Schüler, der hätte bessere Lernergebnisse erzielen“ können und dessen gute Vorsätze meist nicht lange hielten, beschrieben. „Der junge Mann, der frank und frei spricht“, meinte Hellwig lächelnd. Thilo Franke selbst, der verheiratet und Vater von drei Kindern ist, dankte später nicht nur seiner Frau, sondern auch seiner „Mutti“, die von Leipzig angereist war: Dafür, dass sie ihn in seinem jugendlichen, „rebellischen Alter und Streben nach Unabhängigkeit fast immer unterstützt“ hatte. Am Beispiel einer Schule in Estland skizzierte der 53-Jährige, wie er sich auch den Unterricht am Nordpfalzgymnasium vorstellt. Dort spielt die Digitalisierung eine große Rolle. „Wir sind hier eine gute Schule, sind gut ausgestattet. Es geht aber auch noch mehr“, meinte Franke. Beeindruckt zeigte er sich von dem Programm seiner Kollegen und Schüler, das sie für die Amtseinführung vorbereitet hatten: „Was ich hier gerade erlebt habe, bewegt mich sehr. Es hat meinem Entschluss, lange am NPG zu bleiben, noch einen drauf gesetzt“, zeigte sich Franke am Ende der Feier dankbar.

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