Donnersbergkreis Den Werkprozess umgekehrt

Beschäftigt sich seit Mitte der 1980er Jahre neben der Malerei mit Mitteln der Fotografie und dabei dem Ziel der Erweiterung kon
Beschäftigt sich seit Mitte der 1980er Jahre neben der Malerei mit Mitteln der Fotografie und dabei dem Ziel der Erweiterung konkreter Gestaltungsformen: Sigrid Schewior.

«Rockenhausen.» Sie überwindet Grenzen, durchläuft mit ihren Werken transformatorische Prozesse. In ihrer Ausstellung „Paperworks“, die am Sonntag im Kahnweilerhaus in Rockenhausen eröffnet worden ist, zeigt Sigrid Schewior fotografische und malerische Bilder sowie druckgrafische Blätter im Wechselspiel. Dabei wird deutlich, dass sie gerne auch mal andere Wege geht.

„Seit Mitte der 1980er Jahre beschäftigt sich Sigrid Schewior kontinuierlich neben ihrer Malerei mit den Mitteln der Fotografie und dabei dem Ziel der Erweiterung konkreter Gestaltungsformen. Bereits ihre ersten Fotoarbeiten zeigen einen räumlich-flächigen Ansatz, der, verbunden mit einer dezidierten Zurücknahme des Materiellen, ihr weiteres fotografisches Schaffen grundsätzlich bestimmt“, sagte Heinz Höfchen vom Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern bei seiner Einführung in die Ausstellung. Luise Busch bedankte sich in ihrer Begrüßungsrede besonders beim Arbeitskreis Kahnweilerhaus für das jahrelange Engagement für die Kunst und bei Beate Rusch, die mit ihr zusammen beim Aufbau der Ausstellung die Künstlerin Sigrid Schewior unterstützt hatte. Erfreut zeigte sich Busch, dass auch der neue Stadtbürgermeister Michael Vettermann unter den Gästen war. „Durchgehende Konstanten der Formfindungen Schewiors sind die Verschleierung der fotografischen Realität und die Befragung der Motive durch malerische Intervention. Banale Motive aus Alltag, Landschaft und Natur werden einer medialen Metamorphose unterworfen“, erläuterte Höfchen. Die Künstlerin setze diese Methode gezielt ein zur Schärfung der Wahrnehmung – und eben auch zum Diskurs über das Medium. „Die Metamorphosen ihrer Bilder werfen dadurch zwingend die Frage nach Abbildung und Wirklichkeit auf, sie sind geeignet zur Reflexion der Beziehungen von Raum, Zeit und Materie anzuregen“, so Höfchen weiter. Die Künstlerin sammele Naturerfahrungen, wobei das Objekt Garten oft eine große Rolle spiele, bewege sich auf der Spur der organischen Strukturen und folge damit dem Wesen der Naturerscheinungen. Sie akzeptiere auch zufällige Ergebnisse, die das Leben eben bringt. Damit kokettiere sie mit Harmlosigkeit und absichtlicher Einfalt. Ihre Arbeiten spiegeln und hinterfragen auch die Ästhetik der Schnappschussfotografie und die Praxis der Digitalfotografie als permanente Begleiter im Alltag. Fotografie werde als Phänomen der modernen Wirklichkeit begriffen und bringe Kunst und Leben in eine neue Beziehung. Auffällig sei die Methode der Doppel-und Mehrfachbelichtungen, wobei unterschiedliche Realitätsebenen in einem Bild festgehalten werden könnten und die einzelnen Belichtungen ineinander verschwömmen und die Suggestion des bewegten Sehens entstehe. Es werde so ein Verwandlungskosmos erzeugt, dessen träumerische Atmosphäre ein erweitertes Weltverständnis eröffnen könne. Schewiors gitter- beziehungsweise netzartige Übermalungen von Naturmotiven wie Bäume, Blüten oder Blätter nannte Höfchen ihre herausragende Werkgruppe, wofür der formale Hintergrund in einer langjährigen Auseinandersetzung der Künstlerin mit Rasterpunkten und des Transfers von Malerei in eine digitalisierte Bildsprache liege. Sie drücke die Farbe durch ein Metallsieb auf das Motiv und erreiche dadurch eine gewisse Körperhaftigkeit und eine fast gänzliche Überlagerung der fotografischen Vorlage. Malerische Auflösung verschmelze mit digitaler Auflösung. „Neben den durch transformatorische Prozesse verfremdeten Fotomalereien und Fotoarbeiten gibt es im Schaffen Sigrid Schewiors weitere fotografische Werkgruppen, die auf den ersten Blick zugänglicher und in ihrem Realitätsgehalt augenfälliger fassbar erscheinen. Die Künstlerin verzichtet vor Ort, das heißt im Garten, im Wald, in der Stadt oder am Rhein auf serielle oder strategische fotografische Konstanten. Sie fotografiert so, wie es ihr gefällt“, berichtete der Laudator. Schewior erreiche in der fotografischen Umsetzung mit der Projektion von Raum und Fläche eine Umkehrung der originären künstlerischen Vorgehensweise im Sinne des natürlichen Wachsens vom Punkt zur Linie und über die Fläche zum Raum. Sie dekonstruiere damit Räumlichkeit und kehre den Werkprozess um, stelle damit auch die Idee von Genese in Frage, eben wie die Natur, die sich auch nicht daran hält, so Höfchen. Info Noch bis zum 28. August kann die Ausstellung jeweils donnerstags bis sonntags von 15 bis 17 Uhr besichtigt werden.

x