Karlsruhe Wenn der Kaffee spricht

Frisch geröstet er Kaffee schmeckt einfach besser.
Frisch geröstet er Kaffee schmeckt einfach besser.

Unter Kennern ist der individuell ausgesuchte, frisch geröstete und professionell gebrühte Kaffee Trumpf. Wir haben vier Orte besucht, wo Genießer auf ihre Kosten kommen.

Im Stadtgebiet von Karlsruhe gibt es allein vier Röstereien, die um die Gunst deren buhlen, die mehr wollen als einfach nur irgendein koffeinhaltiges Heißgetränk. Doch Kaffeerösten ist eine Kunst für sich. „Der Kaffee spricht mit uns“ - diesen Satz des Karlsruher Rösters Stefan Kehr kann man wahrscheinlich als Credo allen ernsthaften Kaffeeröstern zuschreiben. Kehr betreibt mit einem Geschäftspartner das „Tostino“ im Karlsruher Schlachthof. Geröstet wird allerdings ganz woanders, nämlich im Rheinhafen der Fächerstadt.

„Hier im Industriegebiet darf man rösten wann und wie viel man will“, erklärt der drahtige 50-Jährige. Die Rösterei liegt versteckt im Hinterhof eines Hinterhofs, Außenwirkung ist dort völlige Nebensache. Was für Kehr zählt, das merkt man schnell, ist die perfekt geröstete Bio-Bohne. Herz der Rösterei sind zwei blank geputzte Trommel-Röstmaschinen, deren Technik zwar alt aussieht, aber die „state of the art“, also aktuell ist „In der Trommel werden die Bohnen gleichmäßig von allen Seiten erhitzt, das ist sehr wichtig“, erklärt Kehr.

15 Minuten bei 200 Grad

Wie eine Waschmaschine dreht das Gerät bis zu 15 Kilo Bohnen. Über einen kleinen Schacht kann man während des Röstvorgangs eine Probe ziehen. Erst dann zieht der aromatische Duft von frisch gerösteten Kaffeebohnen durch die Nase. Davor liegen die Bohnen in den typischen Jutesäcken tonnenweise im Lager der Rösterei und sehen wie geschälte Erdnüsse aus. Mehr als einen leichten Geruch wie frisch gemähtes Gras haben sie nicht. Die genaue Temperatur und die Dauer des Röstvorgangs sind Erfahrungssache und hängt nicht nur davon ab, woher die braunen Bohnen kommen. „Nach einem Jahr verhält sich der Kaffee anders“, erklärt Kehr. Meistens wird bei einem Durchgang von um die 15 Minuten bei bis zu 200 Grad Celsius geröstet.

Nach dem Rösten kommen die noch heißen Bohnen in ein rotierendes Kühlsieb, das sich unter der Trommel befindet. Das Kühlsieb rührt sie beständig um, damit auch hier keine Bohne im Inneren einen Haufens verbrennen. Tostino beliefert neben dem eigenen Café im Schlachthof auch ein paar Bio-Supermärkte und Firmengastronomie.

Seminare zum Thema Kaffee

Eine ähnliche Röst-Philosophie hat Alexander König von „Q-Kaffee“ in Karlsruhe-Durlach. „Wir wollen den Charakter des Kaffees formen und das Maximale herausholen“, erzählt der 55-Jährige. Im Unterschied zu Kehr, der mit zwei Maschinen um die 2500 Kilogramm pro Monat röstet, sind es bei Q-Kaffee mit einer Trommel 800 bis 1000 Kilo im gleichen Zeitraum. Dafür hat König in seiner Rösterei eine Lehrküche, in denen Praxis-Seminare zum Thema Kaffee abgehalten werden können. Denn mit den Rösten ist das Thema natürlich noch lange nicht fertig. Mahlgrad, Zubereitungsart und die Wassertemperatur sind weitere Variablen, die den Kaffeegenuss steuern – aber das ist eine andere Geschichte. Ähnlich wie die Tostino-Rösterei im Rheinhafen befindet sich auch Q-Kaffee in einem Gebiet mit wenig Kaffeehaus-Flair, nämlich im Gewerbegebiet Killisfeld. „Unsere Kunden sind Betriebskantinen und Leute, die zum Beispiel von der Waschstraße gegenüber kommen“, berichtet König.

Wer das Kaffeehaus-Flair mit eigener Rösterei in der Karlsruher Innenstadt sucht, sollte vielleicht eher in die „Röstbar“ in der Baumeisterstraße aufsuchen. In dem kleinen Café gegenüber des Badischen Staatstheaters kann man direkt einen Kaffee mit dort gerösteten Bohnen trinken und die Trommelröstmaschine durch eine Glastür sehen. Etwas abgelegen gibt es noch die „Good Karma“-Rösterei in der Karlsruher Bergwaldsiedlung, die aber immerhin mit nur einer Maschine 2000 Kilo im Monat schafft.

Qualität hat seinen Preis

So billig wie Kaffee vom Discounter sind die frisch vor Ort gerösteten Kaffeebohnen natürlich nicht. Während die Preis einer Tasse, zum Beispiel in der Röstbar, sich noch ganz im Rahmen einer x-beliebigen heißen Tasse Kaffee in irgendeinen Café bewegt kostet eine Kilo gerösteter Bio-Kaffebohnen bis zu 27 Euro. Doch nimmt man die Kaffeeröstereien im Albtal und in der Südpfalz hinzu, drängt sich das Eindruck auf, dass in der Region vielen Kaffeetrinkern die Qualität wichtiger ist als der Preis.

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