Karlsruhe Vom Lehrer zum Liedermacher und Wahlbadener

Karlsruhe. Alex Entzminger, 1972 im vorderpfälzischen Berghausen geborener Liedermacher, hat das Herz am rechten Fleck. Der Liebe wegen zog er im Millenium-Jahr 2000 nach Karlsruhe. Nicht, weil er der Pfalz den Rücken kehren wollte, sondern weil er sich mit seiner Ehefrau, einer Schwäbin, häuslich „in der geografischen Mitte“ treffen wollte. Seither koordiniert Entzminger seine Karriere sehr erfolgreich von Baden-Württemberg aus.

Beim Liederfest „Hoyschrecke“ im November 2014 in Hoyerswerda, bei dem sich alljährlich Songpoeten und Liedgruppen aus ganz Deutschland messen, ist Entzminger souverän als Sieger hervorgegangen. Gleichzeitig belegte er den zweiten Platz des Publikumspreises. Für den Liedermacher war dies der krönende Abschluss eines turbulenten Jahres mit zahlreichen Auftritten unter anderem der Teilnahme am Liedermachersymposium „Bosener Mühle“ des Saarländischen Rundfunks, einem Auftritt auf der Kulturbühne beim „Das Fest“ in oder der Sieg beim „Songslam“ im Karlsruher Kulturraum Kohi. „Nach dem Abitur durchlief ich eine klassische Kabarettistenausbildung: Ich habe Lehramt studiert“, erzählt Entzminger schmunzelnd. „Meine Fächer waren Bildende Kunst, Politikwissenschaft, Theologie und Pädagogik.“ Nach fünf Jahren entschloss er sich, kein Lehrer zu werden. Erste Auftritte auf privaten Feiern mit eigenen Liedern und Texten animierten ihn, am ersten April 2008 den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. „Nein, das war kein Aprilscherz“, sagt Entzminger. „Und ich habe meine Entscheidung bis heute nicht bereut. Ganz im Gegenteil, ich toure inzwischen mit meinem dritten Soloprogramm ,Zwischen Marx und Moritz’ durch die Lande und bekomme viel positives Feedback, das mich anspornt weiter zu machen.“ Auf der Bühne begleitet er sich an der Gitarre oder am Klavier. Mit drei Worten beschreibt Entzminger sein Bühnenprogramm: Wort, Witz und Musik. Und genau das ist es, was ihn so erfolgreich macht. Er redet im pfälzischen Dialekt „wie ihm der Schnabel gewachsen ist“ und wirkt dadurch vollkommen authentisch. Man nimmt ihm ab, was er zu sagen hat. Und Entzminger hat auf der Bühne viel zu sagen, nimmt er kein Blatt vor den Mund. Die Texte sind gesellschaftskritisch und anspruchsvoll. Er verwendet „frische Reime“ und schafft neue Wortkreationen. Viele Texte sind politisch und vor allem persönlich geprägt. „Ich will rüberbringen, was ich erlebt habe und von meinen Träumen sprechen. Mein Ziel ist es, dabei neue Bilder zu erschaffen, die den Zuhörer unterhalten“, beschreibt Entzminger. Er kämpfe in seinen Texten nicht um jede Zeile, sondern um jedes Wort. „Mir ist es sehr wichtig, dass dies am richtigen Platz ist. Der Text soll ein Abbild der Wirklichkeit sein, alles muss stimmig sein.“ Der pfälzische Liedermacher macht sich Gedanken über vieles, plädiert etwa für „Bananen aus der Pfalz“ und will kein unreifes Obst, das durch die Welt geschickt wird. Er spricht über die „Generation Praktikum“ und den „Stand dort Deutschland“ und fragt sich, ob Biblis oder Philippsburg als erstes im großen Loch am „Rheigraawe verschwunde is“. Für die Fans ist sein Lied „Moi Palz“ längst zu einem Klassiker geworden. Er sei absolut „vorne wie hinne“, wie er sich selbst in seinem Lied von 2012 beschreibt.

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