Karlsruhe Noch kann der Roboter den Menschen nicht ersetzen

Nur nicht fallen lassen: Noch immer gibt es genügend Fallstricke bei der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine.
Nur nicht fallen lassen: Noch immer gibt es genügend Fallstricke bei der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine.

Es gibt zweifellos noch Optimierungsbedarf bei der Mensch-Roboter-Kollaboration. Zumindest dann, wenn es um die Herstellung und Verteilung leckerer Cocktails geht. Die Zusammenarbeit eines an der Hochschule Karlsruhe entwickelten Cocktailautomaten mit einem Assistenz-Roboter offenbarte im Rahmen des Karlsruher Wissenschaftsfestivals „Effekte“ Macken.

Aber womöglich war es mal wieder vor allem der Faktor Mensch, der für die Probleme zuständig war. Zu große Eiswürfel, Plastikbecher, die nicht glatt genug für die zum Einsatz kommenden Saugnäpfe waren, kein klinisch sauberes Arbeitsumfeld. Immerhin war der Mensch-Roboter-Kollaboration eine hohe Aufmerksamkeit sicher – und stressresistent erwiesen sich die Blechkameraden auch, im Gegensatz zum menschlichen Personal. Erneut waren es rund 250 Menschen aller Altersgruppen, die sich im Kulturzentrum Tollhaus eingefunden hatten, um einen Blick in die Zukunft der Wissenschaft zu werfen. Das im Rahmen des Stadtgeburtstags ins Leben gerufene Wissenschaftsfestival „Effekte“ hat auch im fünften Jahr seines Bestehens nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Im Tollhaus gab es jetzt unter anderem einen Blick in die Zukunft der Logistik. Für Professor Christian Wurll von der Hochschule Karlsruhe ist der Robotereinsatz in der Logistik die große Leidenschaft. Fast ein Jahrzehnt lang war er als Mitarbeiter des Roboterherstellers Kuka auf der Suche nach Lösungen im Logistikbereich, war beteiligt an Projekten in den USA, später ging es zurück nach Europa und Deutschland. Wurll beschrieb, wie in den Verteilerzentren inzwischen kleine, mobile Roboter Einzug gehalten haben, die Warenpakete autonom vom Lager zum Verladepunkt transportieren können. Doch noch ist viel menschliche Handarbeit nötig, speziell bei der Zusammenstellung von Paletten, die dann zum Kunden transportiert werden können, hat die Technik noch große Probleme. Es sei ein bisschen wie das aus alten Spielkonsolen bekannte „Tetris“-Spiel, sagt Wurll, allerdings in drei Dimensionen und unter Berücksichtigung des Gewichts. „Wann höre ich auf, damit die Palette anschließend nicht umfällt?“, sei eine der wichtigen Fragen. Die Bildverarbeitung hilft bestimmte Artikel zu erkennen, mobile Roboter transportieren die Ware zum gewünschten Verladepunkt, doch noch gebe es keine befriedigende Lösung für den „Griff in die Kiste“. Da wird dann selbst ein offener Schuhkarton zum Problem. Der Onlinehändler Amazon veranstaltet inzwischen jährliche „Picking“-Wettbewerbe, um die Entwicklung hin zu automatischen Packrobotern zu beschleunigen. Auch die schiere Masse an Waren ist ein Problem. 250 Millionen verschiedene Artikel werden in Deutschland jährlich in 3,3 Milliarden Päckchen gepackt und verschickt, in China können es an einen einzigen Tag schon mal eine Milliarde Sendungen werden. Tendenz steigend. Um diese Warenflut zu bewältigen, sausen in großen Lagerhallen inzwischen bis zu 1000 kleine, mobile Roboter durch die Gegend, die wiederum so koordiniert werden müssen, dass es keine Staus gibt. Noch muss an vielen Schnittstellen der Mensch eingreifen – ohne dass es dabei zu Unfällen kommen darf. Die Lösung sind Roboter, die auf Berührung reagieren oder mit Abstandssensoren ausgestattet sind. Bisher arbeiten solche Roboter noch nicht präzise genug und die Sicherheit geht auf Kosten der Geschwindigkeit. Für die Wissenschaftler – auch in Karlsruhe – bleibt noch viel zu entwickeln. Und dem Wissenschaftsfestival „Effekte“ werden so schnell die Themen nicht ausgehen. Am 5. Februar stehen die Arbeitswelten der Zukunft im Mittelpunkt. Auch da wird es im die Rolle gehen, die der Mensch in der Industrie 4.0 noch ausfüllen kann – und darf. Im Netz www.effekte-karlsruhe.de

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