Karlsruhe Mit Volldampf voraus

Sonntag, 10.45 Uhr, Hauptbahnhof: Das Bähnel startet.
Sonntag, 10.45 Uhr, Hauptbahnhof: Das Bähnel startet.

Ein lautes „Tuuuut“, dichter weißer Dampf, der über dem Hauptbahnhof in die Luft steigt, und die Neustadter wissen: Das Kuckucksbähnel hat nach der Winterpause wieder Fahrt in Richtung Elmsteiner Tal aufgenommen.

Fieberhaft haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Kuckucksbähnel-Fördervereins in den vergangenen Wochen und Monaten darauf hingearbeitet, jetzt ist der Saisonstart wieder einmal erfolgreich geschafft. „Es gab viel zu tun, aber wir sind rechtzeitig zum Mai fertig geworden“, erzählt Ralf Rudolph, Leiter des Pfalzbahnmuseums, das das Kuckucksbähnel beheimatet, erleichtert. Da waren vor allem die üblichen Wartungsarbeiten, die bei den derzeit neun einsatzbereiten Wagen, den zwei Diesel- und natürlich der alt-ehrwürdigen Dampflok fällig waren. „Weil unsere Modelle aber alle um 1900 gebaut wurden, taucht dann natürlich immer wieder die eine oder andere ungeplante Überraschung auf“, berichtet Rudolph. Diesmal hätten zum Beispiel Teile am Bremszylinder der Dampflok ausgetauscht werden müssen, was wiederum nur ein zertifizierter Fachmann übernehmen darf. „Der Gesetzgeber schaut da auch genau hin“, so Rudolph. Hinzu kommt jedes Jahr die Überprüfung von Signalen, Gleisen und Weichen. „Wir müssen regelmäßig nachmessen, ob sich da möglicherweise etwas verschoben hat“, erläutert der Eisenbahner. Weil bei den alten Wagen viele Bauteile aus Holz sind, hat die Kuckucksbähnel Betriebs GmbH jetzt eine Holzfachkraft eingestellt und eine neue Schreinerei auf dem Museumsgelände eingerichtet. Gerade in diesem Bereich fielen immer wieder Reparaturarbeiten an, „das wäre von uns Ehrenamtlichen nicht zu schaffen“, so der Museumsleiter. Um kleinere, aber ebenso wichtige Arbeiten – wie Unkrautzupfen und das Museumsgelände in Schuss halten – kümmert sich derweil das selbst ernannte „Mädchen für alles“ Geo Ehrlicher. Auch ihm würde Rudolph in Zukunft gern eine feste Stelle verschaffen. Insgesamt kann der Förderverein auf rund 40 ehrenamtliche Helfer zurückgreifen. Allein an einem Fahrttag sind zwei Lokführer, ein Heizer, drei Schaffner, ein Zugführer, der alles überwacht, ein weiterer Helfer für die Fahrkartenausgabe und zwei Servicekräfte für den Barwagen im Einsatz. Das Angebot gibt es schon länger, seit 2017 aber hat der Verein die Bewirtung übernommen und weiter ausgebaut. Edith Rößler, die den Barwagen federführend betreut, backt zum Beispiel vor jeder Fahrt Kuchen, richtet kleine Snacks, schenkt kalte und warme Getränke aus und sorgt für Musik während der Fahrt. „Unsere Gäste nehmen das sehr gut an“, freut sich Rößler. Um die Fahrten mit dem Kuckucksbähnel weiterhin attraktiv zu erhalten, setzt der Förderverein zudem auf verschiedene Aktionen – wie in diesem Jahr ein kleines Überraschungsprogramm zum Muttertag am 13. Mai. Schnell ausgebucht sind laut Rudolph immer die rollenden Weinproben und die Nikolaus-Fahrten zum Adventsbeginn. Ebenso lasse sich die „Pfalzcard“ gut an, an der das Eisenbahnmuseum teilnimmt und die Touristen freien Eintritt gewährt. „Das ist Werbung für uns, und der Tourismus profitiert ja wiederum auch von uns“, ist Rudolph überzeugt. Familien, rüstige Senioren, Eisenbahnfreunde – viele kämen von weit her extra nach Neustadt, um einmal mit dem Kuckucksbähnel zu fahren. „Wir haben Gäste aus Bayreuth, Stuttgart, Berlin und Ostfriesland“, verdeutlicht der Museumsleiter. Ein weiteres Projekt, über das sich der Verein freut, ist der neue Bahnhof in Elmstein, der am 18. Mai eingeweiht werden soll. Allein dass die Sanitäranlagen erneut wurden, sei auch für die Fahrtgäste des Kuckucksbähnels ein großer Gewinn. Im Netz www.eisenbahnmuseum-neustadt.de

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