Karlsruhe „Man wird jeden Tag erinnert“

Im Nachhinein hat sich Wehrleiter Stefan Zöller gewundert über den Notruf in der Unglücksnacht am 28. September 2013. Eine Frau berichtete um 4.22 Uhr von einem „Brand mit Explosion in der Modenbachstraße in Harthausen“. Brand stimmte, die Explosion ereignete sich aber erst um 5.12 Uhr – 50 Minuten nach dem Anruf. 17 Feuerwehrleute wurden verletzt, das Dorf evakuiert.

Für die Feuerwehrleute war vieles im Unklaren, als sie alarmiert wurden. Dass es auf dem Gelände eines Gashandels brennt, wussten sie bei der Alarmierung nicht. Und, wie Wehrleiter Zöller weiter berichtet: „Wir kennen auch die Vorbrandzeit nicht. Das wäre für uns essenziell wichtig gewesen.“ Infos über das Gelände gab es auch nicht: „Es gibt auch leider keine Feuerwehrpläne“, berichtet der Wehrleiter weiter. Das Gelände sei unübersichtlich und dunkel gewesen. 18 Wehrleute aus Dudenhofen und Harthausen, Hanhofen und Römerberg haben gestern nacheinander Angaben zu dem Unglück gemacht. Der Vorsitzende Richter will von jedem Zeugen wissen, ob sie gesehen haben, was genau gebrannt hat. Mit Hilfe einer Karte zeigt jeder Zeuge auf, an welcher Stelle er das Feuer sah, wo er war, als der Gastank explodierte. „Es hat an zwei Stellen gebrannt“, heißt es. Beim Wohnhaus der Tochter des Gashändlers und bei der Kreisstraße 26. Ein Lastwagen, dessen Führerhaus brannte, sei bald gelöscht gewesen, der Tank gekühlt worden. „Etwa 40 Meter weiter gab es einen zweiten Brand an einem Gastankauflieger“, sagte Zöller. „Dort brannte es unter dem Lkw heraus.“ Wie die Zeugen beschreiben, standen an der Stelle zwei Lastwagen – einer davon ging hoch. 28 Feuerwehrleute waren zur Zeit der Explosion vor Ort, 22 von der Verbandsgemeindewehr Dudenhofen, sechs Römerberger. Es habe zuerst ein Geräusch gegeben, ein kurzes Zischen, sagen sie aus. Einer sagt: Wie bei einer Flugzeugturbine. Dann hat es geknallt. „Man wird jeden Tag, wenn’s wieder schmerzt, daran erinnert“, sagt ein 20-Jähriger, der 20 Tage auf der Intensivstation der BG Unfallklinik in Ludwigshafen war und danach noch sieben Wochen im Krankenhaus. Beide Hände verbrannt, das Gesicht verbrannt, ein Metallsplitter hat dem jungen Mann den Kiefer zertrümmert. Die Feuerwehrmänner berichten über ihre Verletzungen, über die Zeit der Behandlung, die körperlichen Schäden und die seelische Belastung. Einige tragen noch immer Kompressionshandschuhe, andere haben demnächst wieder Arzttermine Einigen geht es heute wieder einigermaßen, andere haben seelisch noch zu kämpfen. Ein 22-Jähriger sagt: „Die Erinnerungen werden immer bleiben bei so einem Ereignis. Ich weiß nicht, ob man so was komplett verarbeiten kann.“ – Was in den beiden Angeklagte vorgeht, als die Zeugen von ihren Verletzungen und den seelischen Auswirkungen berichten, ist schwer einzuschätzen. Sie sitzen einfach da und schauen.

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