Karlsruhe Lachs und Leichtigkeit

In die 16. Saison ist die Revue „Palazzo“ auf dem Europaplatz gestartet. Die dreistündige Revue mit Akrobatik, Kunst und Comedy steht unter dem Motto „It’s a beautiful day“. Es bleibt spektakulär.

Es dürfte ein Tag ganz nach Harald Wohlfahrts Geschmack gewesen sein. Am Mittag wurde ihm in Berlin mit der Bestätigung seiner drei Michelin-Sterne attestiert, dass er weiter als Spitzenkoch gilt. Am Abend erbrachte er im Spiegelzelt mit einem Vier-Gänge-Menü den Beweis, dass er dem Anspruch auch 21 Jahre nach dem erstmaligen Erwerb der hohen Auszeichnung gerecht wird. In der Nacht feierte er mit einer großen Schar in seinen 59. Geburtstag und erhielt als Geschenk von den „Palazzo“-Geschäftsführern Rolf Balschbach und Gregor Spachmann ein Porträt, das sie bei einem Mannheimer Graffiti-Künstler in Auftrag gegeben hatten. Mit einer Lachs-Trilogie, einem Gratin von Fisch und Meeresfrüchten, Kalbsrücken mit Barbecue-Lack und Schokoladen-Fondant mit glasierten Bananen gestaltete der Chef der Schwarzwaldstube in Baiersbronn kulinarisch die Show in der Manege. Die Zeit der kulinarischen Genüsse nutzten die Techniker, um die Bühne für die Akrobaten herzurichten. Der Charme des „Palazzo“-Zelts bestand wieder einmal darin, dass diese an den Köpfen der Zuschauer vorbeischwebten oder neben ihnen zur Landung kamen. So konnte man den pumpenden Atem des aus Weißrussland stammenden Pavel Voladas hören, als der sich neben einem der Tische die Handschuhe mit Kreide einrieb, um dann wieder aufs Vierer-Reck zu schwingen und elegant zwischen den Stangen hin und her zu springen. Am Ende tat er das sogar mit verbundenen Augen. Nicht weniger anspruchsvoll war die Kraftakrobatik der Giang-Brüder aus Vietnam, die ebenfalls zum ersten Mal bei der Revue auftraten. Ihr Abgang von der Treppe tat beim Zuschauen schon weh. Noch stärker dürften das die beiden Athleten gespürt haben, von denen der eine nämlich kopfüber auf dem Kopf des anderen balancierte. Die Brüder kamen den Zuschauern so nahe, dass jeder Schweißtropfen auf der Stirn zu sehen war. Noch anstrengender war es für sie aber, in dieser Konstellation die Treppe wieder zu erklimmen. Auf der letzten Stufe musste der Träger mit letzter Kraft drei Anläufe nehmen, ehe er auf dem erhöhten Podest stand. Die Kunst des Körperverbiegens bis zur Schmerzgrenze beherrschte „Kautschukmann“ Andrey Romanovski. Zusammengeklappt wie ein Taschenmesser verschwand der in einer Röhre, bis endlich die Klappe geöffnet wurde, durch die er ausstieg, ohne eine Miene zu verziehen. Der Spanier Leo Jackson gab auf seinen Rollschuhen nicht nur Vollgas, er wirbelte dabei auch noch seine Partnerin kreuz und quer durch die Luft. Als Meister der Strapatenkunst gilt das Duo „Desire of Flight“, die einzigen Goldmedaillengewinner beim diesjährigen Zirkusfestival in Monte Carlo. Bei dieser Form der Luftakrobatik hängen sich die Künstler in Bänder ein und schweben in luftiger Höhe. Eine andere Spielart dieser Luftakrobatik führte das „Duo Nostalgia“ aus Moskau vor. In fließenden Übergängen ließen sich die beiden Akrobaten ineinander fallen und zeichneten mit Armen und Beinen elegante Choreografien. Verträumter zeichnete Natalya Netselya poetische Bilder in den Sand. Weil sie damit schon vor drei Jahren die Zuschauer ins Schwärmen brachte, wurde sie erneut engagiert. Teils kokett, teils recht derb führte Travestiekünstler Chris Kolonko als Conférencier durch den Abend. Premiere hatte ein neunköpfiges Revueensemble, das mit extravaganten Kostümierungen um die Bühne kreiste.

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