Karlsruhe „Knalleffekt wird es nicht geben“

„Opticar“ wirkt zwar wie eine Bastelarbeit, liefert aber viele Daten für Forscher.
»Opticar« wirkt zwar wie eine Bastelarbeit, liefert aber viele Daten für Forscher.

«Karlsruhe.» Mit einem Schülerprojekt hat das „Opticar“ nur wenig zu tun. Das Fahrzeug kann mit seinen zahlreichen Kameras und Sensoren das direkte Umfeld im fließenden Verkehr genau erfassen und liefert den Erbauern wichtige Impulse bei der Weiterentwicklung des autonomen Fahrens. Außerdem ist das „Opticar“ ein Vorzeigeprojekt der Profilregion Mobilitätssysteme Karlsruhe. In der Region soll die Mobilität der Zukunft erforscht werden. „Vollautomatische fahrerlose Autos müssen die gesamte Umgebung ständig im Blick haben. Nur so können im Straßenverkehr die richtigen Entscheidungen getroffen und die notwendige Sicherheit gewährleistet werden“, sagt Matthias Pfriem, Clustermanager der Profilregion. Vor zwei Jahren wurde die Profilregion als Zusammenschluss des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft, des Forschungszentrums Informatik (FZI) sowie der vier Karlsruher Fraunhofer-Institute im Rahmen eines Pilotprojekts aus der Taufe gehoben. Erst am Dienstag wurde die Zusammenarbeit der sieben Forschungseinrichtungen um weitere zwei Jahre verlängert. Geforscht wird nicht nur am autonomen Fahren, weitere aktuelle Forschungsprojekte sind eine Antriebsbatterie aus Leichtbaumaterialien, ein System zur Kommunikation der Autos über die Scheinwerfer oder ein Antriebssystem für regenerative Kraftstoffe. All das wurde gestern beim KIT vorgestellt. Für die kommenden Jahre stellen das Land und Partner aus der Industrie nun weitere neun Millionen Euro für interdisziplinäre Forschungsprojekte bereit und unter anderem soll dabei die gesellschaftliche Akzeptanz von autonomen Fahrsystemen untersucht werden. Ein zufriedenes Fazit zieht am Ende der zweijährigen Pilotphase Frank Gauterin, Leiter des KIT-Instituts für Fahrzeugsystemtechnik und Sprecher der Profilregion: „Nur durch den direkten Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft können solche Forschungsprojekte auch tatsächlich in die Tat umgesetzt werden.“ Ein echter Treiber für die Vernetzung der einzelnen Akteure sei dabei sicherlich das Testfeld Autonomes Fahren (TAF) in der Karlsruher Oststadt, wo sensorgesteuerte automatisierte Fahrsysteme seit einem Jahr auf Herz und Nieren – und sozusagen in „freier Wildbahn“ – getestet werden. Bei der künftigen Entwicklung von nachhaltigen Mobilitätssystemen müssen nach Gauterins Einschätzung vor allem zwei große Herausforderungen gemeistert werden. Zum einen müssen künftig deutlich weniger Treibhausgase ausgestoßen, und zum anderen die Ballungsräume entlastet werden. „Schadstoffe, Lärm und ständige Staus machen den Leuten in Großstädten zunehmend das Leben schwer“, so Gauterin. Die Entwicklung und Einführung von neuen Mobilitätskonzepten ist nach seiner Erfahrung aber ein schleichender Prozess. „Einen echten Knalleffekt oder eine regelrechte Revolution wird es in der Mobilität künftig aller Voraussicht nach nicht geben“, so Gauterin. Geduld sei vor allem bei der Entwicklung von neuen Antrieben sowie der Bereitstellung einer Infrastruktur für regenerative Kraftstoffe gefragt. Der Grund: Die durchschnittliche Lebensdauer eines Autos mit Verbrennungsmotor beträgt neuneinhalb Jahre und die alten Autos könnten deshalb nicht auf einen Schlag durch neue Fahrzeuge ersetzt werden.

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