Karlsruhe „Im Netz werden wir kein Geld verdienen“

Stefanie Puschner und Stefan Krickeberg bei der Arbeit.
Stefanie Puschner und Stefan Krickeberg bei der Arbeit.

Mit dem Empfang der weltweit ersten Email wurde an der Karlsruher Universität im Jahr 1984 ein wichtiger Grundstein für den späteren Siegeszug des Internets gelegt. Nur zwei Jahre später wurde unweit von der Universität Karlsruhe das „Basislager“ eröffnet, ein Fachgeschäft für Reisezubehör, Bergsportartikel und Campingbedarf. Doch erst gut drei Jahrzehnte später hat der Spezialladen einen Onlineshop eröffnet. Es gibt Gründe für die späte Entscheidung.

Über den Einzelhandel in Karlsruhe wird viel diskutiert. Neue Konzepte sollen her, große Warenhäuser und der Online-Handel müsse neue Kundenkreise erschließen, ist beispielsweise einer Studie zu entnehmen (die RHEINPFALZ berichtete). Ziel sei: Kunden-Frequenz, also mehr Kunden in die Stadt zu locken. „Wir haben lange über das Für und Wider des Internetversands diskutiert und uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagt „Basislager“-Gründer Stefan Krickeberg. Zum einen wollten sich Krickeberg und seine drei Geschäftsführerkollegen Jochen Martz, Andreas Ziegler und Martin Kerner nicht mit einer reinen Versandplattform begnügen, wie sie viele Online-Händler betreiben. Deshalb wurde Marketing-Mitarbeiterin Stephanie Puschner mit der Entwicklung eines speziellen Konzepts beauftragt. Sämtliche verfügbare Artikel wurden mit Bildern und selbst geschriebenen Produktbeschreibungen online gestellt. „Die Beschreibungen der Hersteller bringen für die Kunden eigentlich keinen echten Mehrwert“, so Puschner. Bei der Beschreibung einer Stirnlampe liefern Hersteller oft nur den Text„Licht da, wo sie es brauchen“. Beim „Basislager“ haben Mitarbeiter die Lampe getestet und getextet: „Die Besonderheit ist die Möglichkeit, die Lichtstärke automatisch und kontinuierlich in Abhängigkeit vom Umgebungslicht regeln zu lassen. Klingt etwas kompliziert, ist aber enorm praktisch und erhöht den Komfort bei der Nutzung deutlich.“ Zweiter Grund für den späten Weg zum Online-Shop: Das „Basislager“ habe bislang keinen eigenen Warenkatalog gehabt und die Lücke auf diesem Weg geschlossen. „Stammkunden können sich nun von zu Hause aus über die aktuellen Angebote informieren. Und Neukunden können erst mal schauen, was es im ,Basislager’ überhaupt zu kaufen gibt“, betont Puschner. Das virtuelle Versandhaus wolle man nicht: Kunden können ihre Online-Bestellungen auch an der Kasse abholen und bezahlen, unterstreicht Puschner. Fast neun Monate hat sie an der Umsetzung des Konzepts gearbeitet und dabei sämtliche Verkaufsberater mit eingespannt. Dafür haben die Geschäftsführer einen „hohen fünfstelligen Betrag“ in den Online-Versand investiert. „Dafür hätten wir auch eine neue Filiale aufmachen können. Geld verdienen werden wir mit dem neuen Angebot wahrscheinlich nicht und in den vergangenen Jahren sind sehr viele reine Online-Händler wegen der hohen Kosten für die Infrastruktur auch schon sehr schnell wieder vom Markt verbunden“, betont Krickeberg. Das Gros der Kunden wird nach Krickebergs Einschätzung nämlich auch weiterhin im Ladengeschäft einkaufen. „Kleider und Schuhe muss man einfach anprobieren. Außerdem wolle die Leute qualitativ hochwertige Sachen normalerweise vor dem Kauf auch persönlich in Augenschein nehmen.“ In den vergangen Jahren habe es wegen des boomenden Internetversands auch keine nennenswerte Delle in den Umsatzzahlen des Fachgeschäfts gegeben. Das liege auch am großen Einzugsgebiet des „Basislagers“ mit zahlreichen Stammkunden aus dem Elsass und der Südpfalz, so Krickeberg. Vor dem Start des Online-Projekts habe er sich deshalb bei anderen Outdoor-Händlern nach ihren Erfahrungen mit dem Online-Handel erkundigt. Ergebnis: Die Preise für die einzelnen Waren sind im Internet dieselben wie im Ladengeschäft. Aber, das räumt Krickeberg ein: „Ganz ohne einen modernen Internetauftritt geht es heute auch nicht mehr. Aber neue Kunden gewinnt man nur durch eine gute Beratung.“

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