Karlsruhe Gottes Segen in der Alb

114 Täuflinge und über 1000 Angehörige: Über mangelnde Nachfrage kann sich die evangelische Kirche Karlsruhe bei ihrem jährlichen Tauffest nicht beklagen. Im Flüsschen Alb hinter der Günther-Klotz-Anlage empfingen die Täuflinge das Sakrament.

„Nicht nach oben schauen, wenn über Euch plötzlich ein Summen zu hören ist!“, bittet Dekan Thomas Schalla das Publikum. Nicht, dass er das Herabschweben des Heiligen Geistes ankündigen müsste. Die Erklärung für seinen Hinweis ist weitaus profaner, da der Südwestrundfunk für seine Berichterstattung über das in wenigen Minuten beginnende Ereignis eine fliegende Kamera einsetzen wird. Die Stimmung ist heiter und entspannt, ein Blechbläserensemble macht dicke Backen und die Kinder werden abseits mit einem Spielprogramm beschäftigt. Zumindest jene, die nicht für ein Taufmusical auf die Bühne müssen. Wobei auf den inzwischen doch etwas kritischeren Zeitgeist durchaus hätte Rücksicht genommen werden können: „Und schau mal, jetzt nimmt ein Mann das Kind sogar auf den Schoß“, sagen zwei Mädchen im Chor. Nein, gewiss kein Lüstling, sondern der Jesusdarsteller setzt sich das Kleine auf die Knie. „Na, das kann man so nicht mehr machen“, seufzt ein Zuschauer. Dann strömt das Volk hinunter an die Alb. Die DLRG hat mit mehreren Helfern und einem Boot Position bezogen – es kann also nichts passieren. Ein älterer Mann, Gatte einer Pfarrerin, macht dennoch gleich zu Beginn beinahe den ungewollten Freischwimmer: Die Badelatsche schwimmt davon, halb fällt, halb sinkt er hinein in die Alb, und fängt sich gerade noch. Bis zum Rumpf ist er nun abermals getauft, Der Sohn kommentiert um so trockener: „Na das hat ja mit einem Paukenschlag begonnen!“ Getauft wird Alt und Jung, aber vor allem Jung. Jochen Anderer aus Karlsruhe ist Taufpate für den Sohn eines Freundes. Das Fest sei nett und gerade für Kinder schön gemacht, sagt er. Er selbst ist kein Protestant, sondern Katholik: „Natürlich, wenn schon, dann das Original“, lacht er. Ob das bei dem Anlass korrekt ist?