Karlsruhe Flugzeugabsturz: 44-jähriger Pilot tot

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Ein strahlender Morgen in Speyer. Die Sonne steht am blauen wolkenlosen Himmel, als gestern das Unglück passiert. Die einmotorige Maschine, ein russischer Oldtimer, ist unterwegs, um den in den vergangenen Tagen neu eingebauten Motor einzufliegen. Wenige Minuten nach dem Start um 8.20 Uhr macht sich der Pilot schon wieder auf den Weg zum Startplatz zurück. Er schafft es nicht mehr bis dahin. Kurz vor Erreichen der Landebahn stürzt die Maschine ab und geht in Flammen auf. Für den 44-jährigen Piloten aus dem Rhein-Neckar-Kreis kommt jede Hilfe zu spät. Das Wrack der Flugzeugs liegt am Rande eines Feldweges. Großflächig bedeckt Löschschaum die Überreste. Polizei und Feuerwehr haben die Absturzstelle abgesperrt. Sie kümmern sich zusammen mit Pfarrer Ulrich Kronenberg um die Angehörigen. Der Seelsorger und die Mitglieder des Kriseninterventionsteams stehen den ganzen Tag über in den Räumen der Flugplatzgesellschaft als Betreuer und Ansprechpartner für Familie und Freunde zur Verfügung. Der Mann hinterlässt Ehefrau und einen erwachsenen Sohn. Die Ursache des Absturzes ist noch unklar. Die Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Ludwigshafen und die Bundesstelle Flugunfalluntersuchungen (BFU) in Braunschweig haben die Ermittlungen übernommen. Die Maschine haben drei Eigentümer, darunter der gestern umgekommene Pilot, im vorigen Jahr in den USA gekauft. Der 44-Jährige war von Beruf Flugkapitän eines Frachtjumbos. Sein Hobby waren fliegende Oldtimer. Er war Gründer des Vereins Flugwerk Mannheim, der am Wochenende die Veranstaltung auf dem Flugplatz Speyer mitveranstaltet, und er hatte die Idee dazu, informierte der Präsident des Vereins, Hanno Musielack. Er betonte gegenüber unserer Zeitung, dass es sich gestern um einen reinen privaten Flug gehandelt habe. Die abgestürzte, über 70 Jahre alte Maschine sollte am Flugtag nicht in Speyer starten. Sie gehörte nicht dem Verein Flugwerk Mannheim. Die BFU hat gestern zwei Experten nach Speyer geschickt. Die Behörde hat den ersten Zugriff bei der Ursachenforschung. „Schon die Position des Leichnams und des Wracks können Hinweise auf die Ursache geben“, sagt BFU-Pressesprecher Gernout Freitag. Die BFU gibt die Leiche frei für eine Obduktion, arbeitet mit Staatsanwalt, Feuerwehr, Polizei zusammen. Es entscheidet auch, was mit dem Wrack passiert. Entweder es geht direkt an den Eigentümer zurück zur Entsorgung oder es wird von der Behörde beschlagnahmt, wenn noch Fragen offen sind. Bis zum Abschluss der Ermittlungen vor Ort könne es einige Tage dauern. Ein Abschlussbulletin über das Ereignis veröffentlicht die Behörde in einigen Monaten. In den vergangenen Tagen sei die Maschine mit einem neuen Motor und einem neuen Propeller ausgerüstet worden, informierte der Geschäftsführer des Flugplatzes, Roland Kern. Er kannte den tödlich Verunglückten persönlich: „Ich habe gestern mit ihm an der Maschine noch über das Wochenende gesprochen.“ Am Mittwoch soll der Pilot nach Informationen der RHEINPFALZ erstmals zu „Testhüpfern“ unterwegs gewesen sein. „Dazu startet man das Flugzeug, fliegt in 20, 30 Metern Höhe über den Platz, landet und startet immer wieder, um die Funktion der Geräte zu überprüfen“, sagte ein Flugexperte. Gestern war die Maschine zum zweiten Mal in der Luft. Auf die Genehmigung der „Airliner Classics“ am Samstag und Sonntag habe das tragische Ereignis keinen Einfluss, bestätigte Lisa Brück vom dafür zuständigen Luftamt Rheinland-Pfalz. Die Veranstalter, Flugplatz Speyer und das Flugwerk Mannheim, haben das Programm jedoch aus Pietätsgründen abgeändert. In Absprache mit der Familie des Absturzopfers werde die Veranstaltung trotz des Unglücks durchgeführt. „Wir werden eine Schweigeminute zum Auftakt abhalten. Maschinen unseres Vereins bieten keine Rundflüge an“, teilte Flugwerkpräsident Musielack mit. Die Freiwillige Feuerwehr Speyer war mit 20 Mann und vier Fahrzeugen im Einsatz. Dazu waren laut Feuerwehrchef Michael Hopp noch zwei Mitarbeiter des Flugplatzes sowie neun Angehörige der PFW Aerospace vor Ort. „Das ist immer schlimm“, sagten die Feuerwehrmänner Matthias Bauer, Pascal Zech und Ulrich Horst, die an vorderster Front die Flammen gelöscht hatten. „Das Flugzeug stand voll in Flammen“, bestätigten sie die Auffindesituation. „Feuwehrtechnisch war es ein mittlerer Brand“, rasch gelöscht. „Dass es einen Toten gab, ist furchtbar.“ Die drei mussten – wohl oder übel – nach dem Einsatz zurück in den Bereitschaftsdienst. „Im Prinzip Warten auf die nächste Alarmierung.“ Die städtische Beigeordnete Stefanie Seiler (SPD) informierte sich als zuständige Dezernentin der Feuerwehr sofort am Unglücksort. Sie dankte den Einsatzkräften sowie dem Kriseninterventionsteam vom Deutschen Roten Kreuz für Ihren Einsatz, der auf erschütternde Weise vor Augen führe, wie es sich anfühlt, wenn Leben nicht mehr zu retten ist.

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