Karlsruhe „Für Wald und Mensch“

Neustadt. Mit fast 4900 Hektar städtischer Waldfläche ist Neustadt der größte kommunale Waldbesitzer in Rheinland-Pfalz. Wie jedes Jahr im Herbst beginnt jetzt wieder die Holzernte, die durchschnittlich 500.000 bis 600.000 Euro einbringt. Revierleiter Jens Bramenkamp erklärt RHEINPFALZ-Redakteur Steffen Gall, wie wichtig das Ausdünnen im Wald ist.

Jetzt ist der Wald wieder eine Art Wirtschaftsfaktor. Sehen Sie Ihr Revier in der Zeit mit anderen Augen?

Nein, wir Förster müssen stets alle Funktionen und Aufgaben des Waldes im Auge haben. Die ökologischen Faktoren, die Ansprüche der Menschen an den Wald – Stichwort Erholung –, die Schutzfunktionen, aber eben auch die wirtschaftliche Bedeutung. Diese Komponenten müssen gleichrangig beachtet werden. Was sind die wichtigsten Hölzer? Geerntet werden am häufigsten Nadelhölzer wie Kiefer, Fichte und Douglasie, gefolgt von den Laubhölzern Buche, Kastanie und Eiche. Gerade die Nadelhölzer werden intensiv durchforstet und waldbaulich gepflegt, da sie immer noch den größten Flächenanteil einnehmen. In Zukunft soll sich aber der Laubholzanteil erhöhen, daher geben wir mit Hilfe von Durchforstungen vermehrt Licht in die Bestände. Ansonsten schaffen wir auch Platz für neue Pflanzflächen, auf denen überwiegend Laubhölzer für gesunde, stabile und zukunftssichere Mischwälder angebaut werden. Wann startet die Holzernte, wie lange dauert sie, und wer ist im Einsatz? Zum Einsatz kommen mehrere Forstunternehmen mit vielen Forstwirten, teilweise auch Maschinenführern. Los geht’s mit den Hauptarbeiten spätestens Anfang November. Ende ist je nach Witterung im März oder April. Derzeit finden im Revier Hohe Loog Verkehrssicherungsmaßnahmen und Fällungen von nicht mehr standsicheren Bäumen statt. Externe Gutachter haben hier Baumkontrollen durchgeführt und auf teilweise dringenden Handlungsbedarf in einigen Bereichen hingewiesen. Diese Arbeiten haben allerdings nichts mit der klassischen Holzernte zu tun. Wie hoch ist der Druck, bestimmte Mengen ernten zu müssen, also einen gewissen Ertrag zu erzielen? Die städtischen Revierförster stimmen mit ihren Vorgesetzten der Umwelt- und Landwirtschaftsabteilung, dem Ordnungsamt und der Kämmerei sowie mit dem Forstamt einen Forsthaushalt ab, in dem die Einnahmen und Ausgaben vermerkt sind. Dieser wird im Umweltausschuss beraten und im Stadtrat beschlossen. Da gibt es weder von der Verwaltung noch der Politik Druck, bestimmte Zahlen erwirtschaften zu müssen. Natürlich müssen wir im Rahmen des Planes wirtschaften, aber gerade die Erlösseite kann man in einem Wirtschaftszweig der Urproduktion nicht erzwingen. Zu groß sind die Unsicherheiten und Schwankungen: Stürme, Waldbrände und andere Kalamitäten, Über- oder Unterkapazitäten in Sägewerken, Veränderungen der Weltwirtschaftslage – all das kann auch bei uns zu Absatzschwierigkeiten und Störungen des Holzmarktes führen, was wiederum den Holzeinschlag beeinflussen kann. Ich kann betonen, dass die verantwortlichen Stellen unserer Stadt mit Herz für die Belange eintreten und uns Förster frei für Wald und Mensch wirken lassen. Wir, die im Wald tätig sind, sind dankbar, dass die erforderlichen Mittel bereitgestellt werden – das ist nicht selbstverständlich. Info Damit keine Wanderer und Pilzsammler gefährdet werden, gibt es ab November im Neustadter Wald immer wieder Sperrungen. Der Schwerpunkt liegt diesmal in den Bereichen des Parkplatzes an der Kaltenbrunner Hütte bis oberhalb des Angelweihers und weiter oberhalb der Woogwiese Richtung Hellerhütte, im Hirsch- und Tiefenthal sowie oberhalb des Römerwegs.

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