Karlsruhe Ein letzter Einsatz auf der letzten Fahrt

Zuwachs fürs Technik-Museum: Am Mittwoch hat der Rheinschlepper „Glarus“ von der Speyerer Schiffswerft Braun aus seine letzte Fahrt angetreten. Von zwei Kränen auf einen Tieflader gehievt, ist das Schiff vor großem Zuschauerbahnhof ins nahe Museum gebracht worden.

Bis zuletzt ist Karl Ferdinand Fendel auf seinem Schiff geblieben. Erst als die „Glarus“ sicher auf der Helling liegt, verlässt der 80-Jährige mit Hilfe einer Leiter den Rheinschlepper, der seit 1992 sein Arbeitsplatz war. Heute geht der Kapitän, einer der ältesten Schlepperkapitäne auf dem Rhein, zusammen mit seinem Schiff in den Ruhestand. Ohne ein weinendes Auge, wie er sagt. „Man hat sich schon verabschiedet“, meint er – und ergänzt mit Blick auf seinen Rheinschlepper: „Ich freue mich, dass er nicht in den Hochofen kommt, sondern noch lange Zeit erhalten bleibt.“ „Schon damals war es ein schönes, elegantes Schiff“, schwärmt Fendel, als er ein Schwarz-Weiß-Foto des 1907 als Dampfschlepper von der Schiffs- und Maschinenbau AG in Mannheim gebauten Schiffs zeigt. Die 1956 eingebauten 750 PS starken Dieselmaschinen taten bis zuletzt ihren Dienst, sagt er den Journalisten. Die „Glarus“ ist erneut ein Ausstellungsstück, das dem Museum über persönliche Kontakte zufällt: Der Schlepper brachte 2004 das Hausboot „Sean O’Kelley“ der Kelly Family hierher. In Oberwesel betreibt die Familie Fendel seit über 100 Jahren einen Vorspannbetrieb und schleppt Binnenschiffe und Schubschiffeinheiten auf dem Rhein. Bei der letzten Fahrt der „Glarus“, die am Montag in Bingen startete, waren auch sein Sohn und sein achtjähriger Enkel mit an Bord. Hinter Fendel Senior ragen die beiden Kräne der Firma Scholpp in die Höhe, die in drei Stunden auf dem Gelände der Schiffswerft aufgebaut wurden. Einer kann maximal 400, der andere 500 Tonnen hochheben. Sie werden die rund 108 Tonnen schwere „Glarus“ mittels eigenkonstruierten Spezialtraversen auf den bereitstehenden Tieflader der Firma Kübler hieven. „Unser täglich Brot“, sagt Koordinator Peter Knuth gelassen. Was theoretisch passieren könnte, will er nicht sagen: „Da darf nichts schiefgehen.“ Auch in der Zusammenarbeit mit dem Technik-Museum hat Knuth Erfahrung: „Seit 1981 machen wir alles im Museum“, erinnert er zum Beispiel an den Transport des Jumbo-Jets und des Space Shuttles „Buran“. 450 Euro pro Stunde und Kran koste ein Einsatz normalerweise, nennt Knuth Zahlen. Doch für das Technik-Museum gälten Sonderkonditionen. Welche, mag er nicht sagen. Der Einsatz sei schließlich für die Firma Scholpp werbewirksam, ergänzt er. Zwar sei dieser Transport gemessen an anderen Ausstellungsstücken ein kleiner, dennoch aber „kein Klacks und auch keine Kleinigkeit“, so Hermann Layher, Museumspräsident der Standorte Sinsheim und Speyer. „Ich wollte schon immer was mit Rheinschifffahrt machen“, freut er sich über den Zuwachs für Speyer, der Grundstock einer neuen Ausstellungsabteilung werden soll (siehe „Zur Sache“). Übrigens habe die „Glarus“ auf ihrer letzten Fahrt unverhofft nochmals ihren Dienst verrichten müssen, so Layher, der den Transport begleitete: Begleitschiff „Lorelei“ „war wegen technischen Defekts selbst auf die Hilfe des Schleppers angewiesen“. (ast)

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