Karlsruhe Bahnen sind die Visitenkarte

Mit einem Blick in die fast leere Halle auf dem Betriebshof West der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK), registriert Fuhrparkmanager Ralf Blasy mit sichtbarer Genugtuung, dass im Moment wenig zu tun ist. Für den den Herrn über mehr als 80 Straßen- und rund 200 Stadtbahnen bei den VBK und der Albtal Verkehrsgesellschaft (AVG), ist dies ein gutes Zeichen. Wenn fast alles unterwegs ist, was auf Schienen fährt, dann gibt es weniger Probleme auf der Strecke.

Nur einige wenige Bahnen werden turnusmäßig gewartet. „Den Radreifen gilt ganz unsere größte Aufmerksamkeit“, zeigt Blasy auf eine Grube, in der drei Arbeiter damit beschäftigt sind, Achsen und Räder an einem Fahrzeug zu prüfen. Seit dem ICE-Unfall von Eschede, bei dem nach einem Radreifenbruch 101 Menschen ums Leben kamen, muss alle vier Wochen geprüft werden. Dafür ist eine Unterflurmaschine im Einsatz. Da von unten gearbeitet wird, müssen Achsen und Radreifen nicht ausgebaut werden. Bei der Prüfung gilt das „schlechteste“ Rad als Vorgabe, die anderen werden mit Hilfe einer Drehmaschine angepasst. Bis zu zehn Millimeter müssen im Extremfall runter gedreht werden. Ist die Abfahrgrenze erreicht, müssen die Radreifen komplett ersetzt werden. Zwei Hallen weiter werden hierfür neue Radreifen vorbereitet, auf Achsen gepresst und in die Fahrgestelle eingebaut. Bei der AVG kommen dabei ganz besondere Radreifen mit Gummikörper zum Einsatz, die eine größere Laufruhe mit sich bringen. Rund 200.000 Kilometer legt jede Stadtbahn jährlich zurück, das macht sich bemerkbar. Etwas mehr Aufwand erfordern die Getriebe. Hier liegen die Toleranzen im Mikrometerbereich. „Genauigkeit geht hier absolut vor Geschwindigkeit“, sagt Blasy. Aber nicht nur die mechanischen Teile werden in Mitleidenschaft gezogen, auch zerschlissene Sitze und zerkratzte Scheiben müssen regelmäßig getauscht werden. Seit die meisten Bahnen mit Überwachungskameras bestückt sind, sind wenigstens die Vandalismusschäden deutlich zurück gegangen. Ein „Sitzschlitzer“ wurde ermittelt und für die Schäden haftbar gemacht, jetzt sei Ruhe. Doch auch so werden die Sitze alle vier Wochen von einer externen Firma aufwändig gereinigt. Etwas länger dauern oft die Blechschäden. Bei Großschäden, von denen es im vergangenen Jahr zwei gab, werden sogar externe Firmen eingeschaltet. Eine Besonderheit sind die alten Fahrzeuge der „Holzklasse“ auf der Linie 5, die noch immer gebraucht werden, weil von den neuen Niederflurbahnen noch nicht genügend eingetroffen sind. Die „historische“ Technik ist eher etwas für Liebhaber, die es unter den 230 Mitarbeitern aber natürlich auch gibt. „Wir brauchen im Moment jedes Fahrzeug“, sagt Blasy. Auch die Grundreinigung findet deshalb in der verkehrsschwachen Zeit ab 20 Uhr abends und nachts statt. Morgens sollen alle Fahrzeuge wieder sauber sein. „Sie sind die Visitenkarte des Betriebs.“

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