Karlsruhe Bühne frei für die Lokalmatadoren

Karlsruhe. Vor sieben Wochen begann das große Karlsruher Stadtgeburtstagsjahr – doch von Feierstimmung ist in der Fächerstadt bislang nur wenig zu spüren. Ein Eisskulpturenwettbewerb bei der Stadtwerke-Eiszeit sollte im Januar zum Auftakt des Jubiläumsjahres eigentlich für einen echten Hingucker sorgen. Am Ende war nur ein Künstler vor Ort und seine drei Eisskulpturen (badischer Greif, Schlossturm und Stadtgeburtstagslogo) schmolzen wegen Wärme, Regen und Wind bereits am nächsten Morgen zusammen. Aber irgendwie passt der Auftakt zum bisherigen Bild des Stadtgeburtstags: Auf große Ankündungen folgt meist eine eher durchschnittliche Veranstaltung, die selten lange nachhallt. Und weder weisen überdimensionale Schilder am Stadteingang aufs runde Jubiläum hin noch gibt es in der Stadt sichtbare Hinweise auf die Feierlichkeiten. Nachdem die Vorbereitungen zur großen 300-Jahr-Sause trotz eines Etats 15 Millionen Euro nicht recht in Schwung kommen wollten, hatte Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) im vergangenen Jahr zwar die Reisleine gezogen und Stadtmarketing-Geschäftsführer Norbert Käthler die Verantwortung entzogen. Unter dem neuen Chefplaner Martin Wacker wurde zwar die Schlagzahl an öffentlichkeitswirksamen Terminen rapide erhöht sowie das Geburtstagsmotto von „KA 2015“ in „KA 300“ umgeändert – doch Wunder konnte Wacker bislang auch keine vollbringen. Ob das neu aufgestellte Team auch mit Inhalten überzeigen kann, muss sich noch zeigen – ebenso, wohin das ganze Geld bislang geflossen ist, denn bereits Ende des vergangenen Jahres verwies der neue Cheforganisator bei Anfragen für mögliche Jubiläumsprojekte auf die klammen Stadtgeburtstagskassen. Geld für eine erste offizielle Imagebroschüre war jedoch trotzdem vorhanden, doch inhaltlich hat das mit vielen Bildern aufgepeppte und von der Agentur Arthen aufwendig produzierte Heftchen nur wenig zu bieten. Einen Terminkalender sucht man ebenso vergeblich wie konkrete Hinweise zu möglichen Großveranstaltungen im Jubiläumsjahr. Groß angekündigt sind lediglich die viertägige Eröffnungsveranstaltung vom 17. bis 20. Juni (ohne detaillierte Angaben zum Programmablauf), sowie die beiden großen Jubiläumsausstellungen im Badischen Landesmuseum und im ZKM, mit deren Organisation das Stadtmarketing bekanntlich allerdings nur am Rande zu tun hat. Im März werden vier weitere Infobroschüren zu den einzelnen Themengebieten herausgegeben, kündigt Wacker immerhin an, und im Mai dann der große „Backstein“ mit über 500 Termine im Jubiläumssommer. Denn offiziell beginnen die Feiern zum 300. Stadtgeburtstag erst am 17. Juni, dem Jahrestag der Grundsteinlegung des Karlsruher Schlosses. Das betont auch Wacker immer wieder und danach werde es einen 115-tägigen Veranstaltungsmarathon rund um den Geburtstagspavillon im Schlosspark geben. Apropos Pavillon: Lange Zeit bestand das Programm für die Pavillonbühne lediglich aus Frühsport an Werktagen und Tanztee am Wochenende. Inzwischen werden auch die ersten Kulturveranstaltungen publik gemacht: SWR-Schlagerparty, ein Auftritt von Christoph Sonntag sowie Konzerten von Lokalmatadoren wie Edo Zanki, Peter Lehel oder Justin Nova. Alles Lokalmatadoren, die ohnehin in der städtischen Kulturszene fest verankert sind.

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