Philippsburg Abbruch der Kühltürme des Kernkraftwerks unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Nächste Woche ist es soweit: Die Kühltürme werden gesprengt.
Nächste Woche ist es soweit: Die Kühltürme werden gesprengt.

Es wäre ein Spektakel geworden – wenn Corona nicht wäre. Die beiden Kühltürme des Kernkraftwerks Philippsburg werden am 14. oder 15. Mai gesprengt. Um größere Menschenansammlungen zu vermeiden, werden weder das genaue Datum noch die Uhrzeit bekanntgegeben.

Zuerst wird ein Signalhorn ertönen, dann sollen zwei kurze, dumpfe Schallereignisse und ein Grollen folgen – danach werden die beiden Kühltürme des Kernkraftwerks Philippsburg Geschichte sein. Nach dem Willen der Verantwortlichen wird dieser historische Moment möglichst ganz ohne Zuschauer – und auch ohne Presse – vorübergehen.

„Entsprechend der Bundes- und Länderverordnungen dürfen Groveranstaltungen bis Ende August nicht stattfinden“, erklärte der Geschäftsführer der Kraftwerkssparte der Energie Baden-Württemberg (EnBW), Jörg Michels, bei einer Pressekonferenz am Montag. Nun sei die Sprengung der Kühltürme zwar keine Großveranstaltung im eigentlichen Sinn, könnte aber mehrere zehntausend Menschen anlocken. In enger Absprache mit den staatlichen Stellen, der Polizei und den Anliegergemeinden habe man sich auf ein strenges Absperrungskonzept geeinigt, so Michels.

Gebiet wird weiträumig gesperrt

In dem 48-stündigen Zeitfenster am 14./15. Mai könne der Abbruch zu jeder Tages- und Nachtzeit stattfinden, vorausgesetzt weitere Parameter, wie etwa das Wetter oder der Wasserstand des Rheins stimmen. Bereits ab dem 13. Mai wird die gesamte Rheinschanzinsel, auf der sich das Gelände mit den Kühltürmen befindet, für Unbefugte abgesperrt, erläuterte Michels das Konzept. Einschränkungen gebe es auch für die Nutzung der Ufer und der Gewässer rings um die Rheinschanzinsel, auf dem Rhein sowie dem Altrhein. Die Anliegergemeinden behielten sich außerdem vor, weitere Absperrungen auf ihren Gemarkungen vorzunehmen.

„Das Rheinufer und die Nato-Straße in Römerberg werden ebenfalls gesperrt“, erzählt Ortsbürgermeister Matthias Hoffmann. Noch vor wenigen Monaten war man von einen Event mit geschätzten 20.000 Besuchern ausgegangen.

Die Wohnbebauung der nächstgelegenen Orte Philippsburg und Oberhausen befinde sich in ausreichendem Abstand, so dass niemand evakuiert werden müsse. Die bei Sprengungen übliche Staubentwicklung wird nur kurzzeitig sein und sich auf einen halbkugelförmigen Radius von etwa 1000 Meter beschränken, sagte Michels. Mittels Wassersprühnebel werde das Absinken des Staubes unterstützt. Mit kleinen Erschütterungen werde hauptsächlich durch das herunterfallende Material zu rechnen sein. „Da die Sprengladungen im Beton angebracht werden, wirkt die Druckwelle direkt auf das Material. Die ganze Kraft geht komplett in dessen Zerstörung“, erklärt Projektleiter Thomas Müller.

Pro Kühlturm würden etwa 1100 Bohrlöcher für Sprengladungen gebohrt. Ein Teil davon bringe die Fußstützen zum Einsturz. Sogenannte Vertikal- und Fallschlitze gäben die Fallrichtung vor und ließen den Turm in sich zusammensacken. Begonnen werde mit dem helleren Turm, der zum Kernkraftwerk Philippsburg 1 (KKP1) gehört. Sekunden später folge der zweite Turm. Gut 65.000 Tonnen Stahlbeton müssten danach sortiert, auf Schadstoffe hin überprüft und recycelt werden. Die Kosten für die gesamte Sprengung nebst Aufräumarbeiten liegen laut Michels im mittleren zweistelligen Millionenbereich.

Info

Auf www.enbw.com/kuehltuerme gibt ein Erklär-Video einige aktuelle Eindrücke aus dem Bereich der Kühltürme.

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