Kaiserslautern Wenn die Mutti mit dem Klausi das Duett anstimmt

Knallhart und urkomisch, Kabarett so wie es sein sollte, ganz in der Tradition der Großen dieser Unterhaltungskunst verhaftet, das bieten Die Untiere im Bahnheim in Kaiserslautern. Mittlerweile seit genau einem Jahr, mit wachsendem Erfolg. Das Lauterer Wirtshaus platzte am Mittwoch bei der ersten der zwei monatlichen Veranstaltungen aus den Nähten, die Lacher platzten ein ums andere Mal aus dem begeisterten Publikum heraus.

München hat eins, Berlin sowieso, und Lautern darf sich besonders geehrt schätzen, auch ein solches Kabarett zu haben. Die Untiere nehmen die bundespolitischen Größen und die Lokalmatadoren gleichermaßen auf die Schippe. Da wird kein Blatt vor den Mund genommen, scharf geschossen und scharf gelacht, wie es der Titel des Programms verrät. Dass Die Untiere heute an dieser Stelle die Lacher provozieren, hat seine eigene Geschichte – und an die wurde im aktuellen Programm mehrfach erinnert. „Hausmeister M“, unschwer zu erkennen wer da gemeint ist, begründet ganz genau, warum Die Untiere für den Niedergang der Kultur in Lautern verantwortlich sind, warum die Kammgarn die beste Einrichtung ihrer Art in der Galaxis ist und als solche natürlich auf so was wie Die Untiere bestens verzichten kann. Da wird ein alter Streit neu aufgearbeitet. „Uns geht es gut am neuen Standort“, dokumentiert Philipp Tulius mit seiner bissigen Satire auf Kammgarn-Chef Richard Müller. Wer in den Raum sieht und im Gespräch mit Besuchern erfährt, wie früh man sich hier im Bahnheim um Karten kümmern muss, der versteht, warum es für die Kammgarn so ärgerlich ist, dass diese Einnahmen seit einem Jahr anderswo ankommen. Genauso gut wie Müller hat Tulius Oberbürgermeister Klaus Weichel drauf. Im dunklen Anzug und mit künstlich angegrautem Haar mokiert sich „Klausi“ über die Berichterstattung, die Kaiserslautern als gewalttätige und gefährliche Stadt „verunglimpft“. Der Bürgermeister verrät, wie er mit der „Russen-Angel“ (Falsche Wodka an durchsichtigen Schnur) aggressiven Individuen auf dem Rathausplatz Herr werden will – wahnsinnig komisch für den Zuschauer, wenn der nur annähernd das aktuelle politische Geschehen im Städtchen Kaiserslautern verfolgt. Doch es geht noch giftiger, beispielsweise immer dann, wenn Wolfgang Marschall als Dampfplauderer das Messer wetzt und die Lauterer Stadtgrößen und ihre Verfehlungen seziert. Klar, dass es da um die zu spät abgeschickten Wahlvorschläge der SPD in Hohenecken geht, die ein Bauernopfer fordern, genauso bissig zeigt Marschall auf, dass die Kräfte, die Demokratie eigentlich verhindern wollen, sich geschickt anstellen, wenn sie dafür demokratische Regularien brauchen. Das alles tut er mit einer bis ins kleinste Detail ausgefeilten Sprache. Gerne verweist er auch selbst mal darauf, dass er alle möglichen Vorsilben mit einem Wort kombiniert hat oder auch alle Aspekte ausführlich beleuchtet hat. Die „Drecksäcke“ dieser Welt entlarvt er dabei genauso wie das Merkel’sche Paradoxon: „Sie ist der einzige Mensch auf Erden, der sich selbst ausweicht.“ Mutti Merkels Auftritt ist dann auch der Höhepunkt nach mehr als zwei Stunden voller pointierter Spitzen und bitterböser Polit-Satire. Marina Tamassy hat die „Mutti“ wirklich drauf, auch sie versteht sich sehr gut darauf, der Kanzlerin Worte in den Mund zu legen, die sie so nie sagen würde. Im Duett singt „Mutti“ dann zum Abschluss mit „Klausi“, der sich „höchst angetan“ vom hohen Besuch aus Berlin zeigt – grandios, das freut sich der Zuschauer, denn er weiß nach zwei Stunden: Fortsetzung folgt – im nächsten Monat am 21. und 22. Mai.

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