Kaiserslautern Was junge Leute werden möchten

Die Hauensteiner Zwillinge Pascal (links) und Frederic Keller (rechts) haben zusammen mit Alwin Pianka aus Karlsruhe das Bildung
Die Hauensteiner Zwillinge Pascal (links) und Frederic Keller (rechts) haben zusammen mit Alwin Pianka aus Karlsruhe das Bildungsunternehmen »Mein mutiger Weg« gegründet, das mittlerweile bundesweit an etlichen Schulen tätig ist.

Aus dem Frust, den Pascal Keller als Schüler bei einer Berufsberatung erlebte, wurde ein Start-up, das mittlerweile 15 Mitarbeiter umfasst und mit dem Zukunftspreis Westpfalz für „herausragende Innovation“ ausgezeichnet wurde: „Mein mutiger Weg“.

Pascal Keller gründete das Bildungsunternehmen „Mein mutiger Weg“ mit seinem Zwillingsbruder Frederic und Alwin Pianka aus Karlsruhe. Mittlerweile ist die Firma bundesweit an Schulen tätig. „Als wir 2019 als Mutmacher in Schulen angefangen haben, hatten wir uns die Zielvorgabe gesetzt, irgendwann 10.000 Schüler zu erreichen. Mittlerweile haben wir unser Programm mit 24.000 Schülerinnen und Schülern praktiziert und damit das Ziel bei Weitem übertroffen. Und die Nachfrage ist ungebrochen“, berichtet Frederic Keller im RHEINPFALZ-Gespräch. Bisher war das Mutmacher-Team allein in diesem Jahr an rund 90 Schulen am Start, unter anderem an der Käthe-Dassler-Realschule plus am Pirmasenser Kirchberg. Insgesamt wurden 230 Schulen in 13 Bundesländern erreicht. Bis zum Jahresende sei man ausgebucht.

Wie sieht das Angebot des jungen Unternehmens aus, das in der Karlsruher Raumfabrik Durlach ein Büro unterhält? „Immer mehr junge Menschen sind mit ihrer Berufswahl überfordert“, nennen die Mutmacher ein Problem beim Übergang von der Schule in einen Beruf und ziehen daraus die Konsequenz: „Wir wollen das ändern.“ Sie bieten ein Programm der Berufsorientierung für die Klassen neun bis zwölf aller Schularten an, das „von jungen Menschen für junge Menschen“ entwickelt und realisiert wird und das „authentisch und auf Augenhöhe“ agiere, wie Frederic Keller den Ansatz der Mutmacher beschreibt.

Drei Formate gehören zum Portfolio des jungen Unternehmens: Da gibt es zum einen die Mutmacher-Seminare an den Schulen, die den Schülern für den Weg nach der Schule einen Fahrplan vermitteln, sie wachrütteln und motivieren sollen. „Wir holen die Schüler genau da ab, wo sie gerade stehen, und geben ihnen Strategien an die Hand, um ihren eigenen Weg in Beruf oder Studium zu finden“, beschreibt Frederic Keller das Seminar, das auch ein „emotionales Erlebnis mit viel Spaß und Interaktion“ sein soll.

Daneben gibt es – unter anderem ausgelöst durch die Schulschließungen während der Corona-Pandemie – eine digitale Begleitung der Schüler bei der Berufsorientierung. Die eigens aufgebaute Online-Plattform „Traumjob Campus“ stellt Module mit Lernvideos, Übungsaufgaben und weiterführende Ressourcen zur Berufs- und Studienwahl zur Verfügung. Dieses Angebot wird online durch Coaches begleitet und bietet einige Schnittstellen zu lokalen Berufsberatern und sogenannten Mentoren. Das sind Auszubildende, Studierende und Berufseinsteiger, die aus erster Hand über ihre beruflichen Erfahrungen berichten.

Das Premium-Angebot ist die Mutmacher-Begleitung, die die Vor-Ort-Seminare mit einer langfristigen digitalen Begleitung kombiniert und den Schülerinnen und Schülern hilft, aus einer Vielzahl von Möglichkeiten drei bis vier konkrete Berufswünsche zu entwickeln. Die Zusammenführung von Präsenz- und Online-Lernphasen ermögliche eine Betreuung über drei bis sechs Monate, betont Frederic Keller.

Die Angebote sind nicht kostenlos. Weil „Mein mutiger Weg“ aber als Bildungsträger durch die Agentur für Arbeit anerkannt ist und weil die Macher in den vergangenen Jahren ein großes Netzwerk an regionalen Partnern aufgebaut haben, entstehen für die Schulen in vielen Fällen keine Kosten. Frederic Keller: „Oftmals übernimmt die Agentur für Arbeit einen Teil der Kosten, für den anderen Teil kommen in der Regel andere Kooperationspartner auf.“

15 Mitarbeiter aus vielen Regionen Deutschlands zählt das junge Unternehmen. Sie verfügen über unterschiedlichen Background, studieren zum Teil noch oder haben Abschlüsse in der Tasche. Das Büro in Karlsruhe diene in erster Linie als Treffpunkt: Man organisiere zwar vieles digital und papierfrei, komme aber regelmäßig zu Teamtreffen zusammen, um „in Workshops unsere Arbeit zu reflektieren und neue Strategien zu entwickeln“, sagt Frederic Keller.

Die Mutmacher erfahren außerordentlich positives Feedback: „Sie verstehen es hervorragend, junge Menschen zu begeistern und nachhaltige Akzente der persönlichen Zukunftsplanung zu setzen“, schreibt etwa Thomas Umbscheiden aus der Schulleitung des Gymnasiums Engen im Hegau. Das Seminar biete „ein motivierendes Event in wertschätzender Atmosphäre, was unseren Schülerinnen und Schülern gut getan und gut gefallen hat“, kommentiert die Clemens-von-Brentano-Schule das Seminar, das „ein richtig toller Erfolg“ auch am Bergstraßen-Gymnasium Hemsbach gewesen sei, wie der zuständige Lehrer Michael Bausewein schreibt.

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