Kaiserslautern Was in einen Vertrag hineingehört

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Am Samstag, 10. Dezember, werden in Stockholm die Nobelpreise verliehen. Die RHEINPFALZ hat mit Experten aus Kaiserslautern über die Preisträger gesprochen. Philipp Weinschenk, 37 Jahre alt, Professor für Mikroökonomik, arbeitet seit anderthalb Jahren an der Technischen Universität (TU) in Kaiserslautern. Er erklärt im Folgenden die Auszeichnung auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften.

Die Preisträger Oliver Hart und Bengt Holmström stammen beide aus Europa – Großbritannien und Finnland –, leben und forschen aber schon lange in den USA. Oliver Hart habe ich 2011 in Harvard kennen gelernt, als ich dort für ein Semester forschen durfte. Die beiden Preisträger arbeiten auf dem Gebiet der Vertragstheorie, einem Teilbereich der Mikroökonomik, welches sie mitbegründet haben. Die Vertragstheorie findet grundsätzlich dort Anwendung, wo Menschen in wirtschaftlichen Dingen miteinander zu tun haben und dabei unterschiedliche Interessen vertreten. Bei Interessenkonflikten ist nicht davon auszugehen, dass sich die Akteure stets wohlwollend gegenüber einander verhalten. Wie die Interessen der Akteure durch vertraglich fixierte Anreize angenähert werden können, so dass Akteure gewünschte Handlungen durchführen und unerwünschte Handlungen einschränken, ist Thema der Vertragstheorie. In ihren Arbeiten untersuchten die beiden Wissenschaftler beispielsweise, auf welchen Faktoren eine erfolgsabhängige Bezahlung fußen sollte und welche Faktoren keinen Einfluss haben sollten. So sollten Manager bei wirtschaftlichem Erfolg ihrer Unternehmen nicht zwangsläufig einen hohen finanziellen Bonus erhalten. Konjunkturelle und branchenspezifische Aspekte müssen bei der Leistungsbeurteilung ebenfalls einbezogen werden. Die Wissenschaftler legen außerdem dar, dass finanzielle Anreize nicht überall geeignet sind, gewünschte Handlungen hervorzurufen. Sie können auch eine negative Wirkung entfalten. Man könnte beispielsweise die Bezahlung von Lehrern davon abhängig machen, wie gut die Noten ihrer Schüler sind. Dies würde nicht nur zu einer Noteninflation führen, sondern auch zu einer Vernachlässigung anderer wichtiger pädagogischer Aufgaben, welche nicht direkt notenrelevant sind. Übertragen auf Manager: Sollte man die Entlohnung von Managern abhängig machen von der Kursentwicklung der Aktien des Unternehmens, für das sie arbeiten? Unter Umständen führt dies zu einer Vernachlässigung langfristiger Unternehmensziele. Hart und Holmström haben ihre grundlegenden Arbeiten in den 70er und 80er Jahren veröffentlicht. Dass die beiden nun ausgezeichnet werden, überrascht mich nicht. Die Auszeichnung ist aus meiner Sicht hochverdient. |bld

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