Kaiserslautern Tolle Truppe

91-77380622.jpg

Eine schöne, abwechslungsreiche und anspruchsvolle Melange aus Musik und Literatur bot das Ensemble Die Fenstergucker im hiesigen Kulturclub Salon Schmitt am Samstagabend. Neben dem brillant auf seinem E-Piano agierenden Knut Maurer standen Bluesharp-Crack Albert Koch, der nicht minder professionelle Saxophonist Michael Schuhmacher und die beiden Schauspieler und Rezitatoren Ingrid Köhler und Wolfgang Seitz auf der Bühne. Letzterer auch als Verfasser so manchen Poems oder Songs.

Auf ganz eigene Weise vertonte kritische Texte von Kästner, Tucholsky oder Enzensberger und ebenso schräge und nicht minder gesellschaftskritische Texte von Seitz bestimmten den intimen Abend in der Pirmasenser Straße 32. Sich um sich selbst drehende Ski-Yuppies gab es wohl auch schon zu Zeiten Kästners und bekamen im entsprechenden Song „Maskenball im Hochgebirge“ ihr Fett weg. „Auf der einen Seite Goldrausch, auf der anderen das Hungerfeld“ oder „Keck verhökern diese Knaben Dinge, die sie gar nicht haben“, waren weitere Textzeilen im kurzweiligen Programm, die der „Spekulantenbrut“ mit der satirischen Watschenkeule zu Leibe rückten. Im „Hotelzimmerblues“ ging es um nur allzu menschliche Krisen, die – hoffentlich – nur die Mauer zwischen zwei Gärten sind und uns letztlich weiterführen. Und mit „Bor, Chlor und Zyanid“ rückte der Doktorand in frühen Tierversuchen armen Viechern auf den Pelz, damit’s mit der Doktorarbeit auch schön klappt. Solcherlei mag im eh’ schon lichtlosen Januar nicht immer leicht verdaulich scheinen und wurde durch den entsprechenden musikalischen Einsatz abgemildert und eingängig gemacht. Knut Maurer arbeitete treibend und mit seinen bekanntermaßen überaus flinken Fingern auf den Tasten seines Pianos. Auch lebte so mancher schräge Song von seiner eindringlichen Stimme. Wolfgang Schuhmacher erwies sich als höchst versierter Saxophonist und Klarinettist, der seine Instrumente ausdrucksstark und stilsicher zu spielen weiß. Dass Albert Koch einer der besten Bluesharp-Spieler der Republik ist, wissen die Lautrer. Und freuten sich, dass er zur Riege Maurers gehört und einmal mehr sein großes Können auf diesem kleinen Instrument unter Beweis stellte. Und last but not least lebte die außergewöhnliche Veranstaltung vom pointierten Vortrag der beiden Sprecher Ingrid Köhler und Wolfgang Seitz. So zeigen sich Die Fenstergucker als tolle Truppe, die alte und neue literarische Texte mit Tiefgang geschickt in Musik einzuweben wusste und der Spaß-, Event- und Smartphonegesellschaft den Spiegel vorhielt. Ganz in Eulenspiegel-Manier. Bravo!

x