Kaiserslautern Tasta-Tour de Force

Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die gastlich hier zusammenkamen? Unwillkürlich musste man bei der 12. Jazzwanderung am Sonntag in Landstuhl an dieses Zitat aus Schillers „Kraniche des Ibykus“ denken. Zwischen 1500 und 2000 Menschen waren zwischen der Burg Nanstein und dem Kindsbacher Bärenlochweiher unterwegs und erlebten an vier Stationen großartige Musiker.

Bereits beim Start an der Burg Nanstein gab es bei der Begrüßung durch Franz Wosnitza großes Gedränge. Bei Jazzmusik mit der Formation Jazzpolizei aus Berlin ließ sich das Frühstück mit Weißwurst und Weizenbier angenehm genießen, zumal Petrus die Wanderfreunde mit herrlichem Wetter beglückte. In ihren Polizeiuniformen und den Ballon großen Polizeimützen brachten die drei Jazzer nicht nur einen Hauch von New Orleans auf die altehrwürdige Burg, sie verstanden es auch das Publikum mit viel Humor zu unterhalten. Und schon ging’s los auf die acht Kilometer lange Wanderstrecke, entlang des Pfälzer Waldes und mit fantastischen Aussichten auf die Westpfälzer Moorniederung. Am Aussichtspunkt „Herrengärtchen“ bezauberten drei Damen ihr Publikum. Die Rosevalley Sisters sahen nicht nur sexy aus, sie sangen auch sexy, mit sinnlichen Stimmen, ganz im Stil der Andrew Sisters der 30er und 40er Jahre, und sie wirkten dabei ganz und gar nicht antiquarisch. Authentisch, kokett und verführerisch versprühten sie herzerfrischende Lebenslust. Aber lange ausruhen galt nicht, obwohl sich der Wanderer von dieser charmanten Show echt losreißen musste. Ein musikalisches Feuerwerk boten an der „Schönen Buche“ auf der Melkerei der Tastenhexer Harald Krüger und Franz Wosnitza mit Schlagzeug und Trompete. Mit Boogie, umwerfendem Rock’n’Roll und Hits aus sieben Jahrzehnten rockten die beiden die Zuhörer dermaßen, dass das ein oder andere Paar zu tanzen begann. Krügers „Tasta-Tour de Force“ und Wosnitzas unbändiges Temperament, womit er die Snare traktierte, aber auch sein kräftiges, klares Trompetenspiel und sein rauer „Satchmo“-Gesang rissen das Publikum immer wieder mit. Schon von weitem waren Trompete, Sousaphon und Banjo der Jazzpolizei zu hören, die auf der Plattform über dem Bärenlochweiher das Publikum trefflich unterhielten. Samtweich schmiegten sich Jay Hahns Melodien, wie Louis Armstrongs „What A Wonderful World“, das er auf seinem Horn mit viel Gefühl spielte, in die Gehörgänge, während Mathias Grabisch auf dem Sousaphon in tiefsten Tönen brodelte und Christian Lassen auf dem Banjo mit Vitalität und besonderen Klangfarben den Rhythmus vorgab. So mischten sich die Drei unter das Publikum und sorgten mit ihrem Spielwitz immer wieder für Heiterkeit. Gestärkt mit einem Flammkuchen hieß es nun die ganze Strecke bis zur Burg wieder zurückmarschieren. Hier wartete schon das Lulu Weiss Quartett mit einer Hommage an den König des Zigeunerswings, Django Reinhardt, auf und versetzte seine Zuhörer in die Atmosphäre des „Hot Club de France“. Mit seiner lebendigen Musik, den gitarristischen Kunststückchen und seinen abenteuerlichen improvisatorischen Ausflügen versprühte das Quartett einen ganz eigenen Charme. Zum Finale feuerten dann nochmals alle Musiker vor den dicht gedrängten Zuhörern mit der gemeinsamen Jamsession ein musikalisches Feuerwerk ab.

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