Kaiserslautern „Tabaluga ist nicht schlechter als Micky Maus“

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Peter Maffay hat einen neuen Rekord aufgestellt: Mit „Tabaluga – Es lebe die Freundschaft“ hat er in den deutschen Charts sein 17. Nummer-eins-Album gelandet. Und ab Herbst 2016 wird er mit der sechsten Folge des Rock-Märchens um den kleinen grünen Drachen auch wieder durch Deutschland touren. Über das neue Tabaluga-Album, bei dem unter anderem Helene Fischer, Udo Lindenberg, Tim Bendzko, Otto, und Samy Deluxe mitwirken, sprach Maffay mit Christian Hanelt.

In der neuen Geschichte verliert Tabaluga sein Gedächtnis und muss viele seiner Abenteuer noch mal bestehen. Wie kam es zu dem Konzept?

Das Thema Tabaluga existiert jetzt seit 35 Jahren, ist in der vierten Generation gelandet. Da kann man davon ausgehen, dass manche den Anfang nicht kennen, oder manche den Schluss nicht mehr erlebt haben. Das Ganze in Form eines Best-of zusammenzuraffen war deshalb die Idee. Dann haben wir überlegt, wie es bei jedem Tabaluga-Album war, was der zentrale Begriff sein könnte und kamen schnell auf Freundschaft. Das ist etwas Elementares, wie Liebe, wie Vernunft und Zeit. Dann sind wir auf die Geschichte mit dem Gedächtnisschwund gekommen, weil sich Arktos und Tabaluga ja immer bekriegen und am Ende reichen sie sich die Hände. Eine wunderschöne Utopie. Würden wir das auf heute übertragen, müssten sich Obama und Putin die Hände reichen. Was doch nicht schlecht wäre. Wir haben ja nicht geahnt, dass das Thema in diesem Ausmaß in die jetzige Zeit passt. Schreibt man eine solche Geschichte anders, wenn man weiß, dass sie auch einmal auf die Bühne kommen soll? Da passiert sehr vieles vor dem geistigen Auge. Ich bin immer heilfroh, wenn ich den Anfang der Geschichte kenne und das Ende. Wenn man diese Klammer hat, kann man eigentlich nicht mehr so ohne weiteres gegen die Wand brettern. Dann schafft man den Spannungsbogen leichter. Ansonsten ist das, als würde man in ein Boot steigen und losschippern, ohne das andere Ufer zu kennen. Aus dieser Vorstellung heraus macht man dann auch die ersten Entwürfe für die Bühne und die ersten Skizzen. Steht bis zur Tabaluga-Tournee noch eine Rock-Tour an? Nach Weihnachten, wenn wir unter dem Baum wieder hervorkriechen, geht es mit der Umsetzung der Show weiter. Dann ist kein Platz mehr für andere Sachen. Wir werden nur ein paar Charity-Geschichten und ein paar Festivals spielen, damit wir aus der Rock-Ecke nicht ganz rauskommen. Wir haben jetzt das Tabaluga-Album, nächstes Jahr kommt die Tabaluga-Show und übernächstes Jahr dann der Tabaluga-Spielfilm. Das sind drei Stufen und alle Stufen sind sehr arbeitsintensiv – vor allem die letzte, der animierte Spielfilm, weil wir so etwas noch nie gemacht haben. Das ist ein absolutes Abenteuer hoch drei – da treten wir mit amerikanischen Produktionen in den Wettbewerb, mit Leuten, die wissen, wie es geht, und die ordentlich Geld haben. Das wird noch spannend. Von Tabaluga gab es schon einmal ein katalanisches Album. Haben Sie kein Interesse, das ganze Thema international anzugehen? Deswegen wird es ja einen Film geben. Ich glaube, dass Tabaluga eine ganz unverbrauchte Marke ist, die nicht schlechter ist als Micky Maus – ich bin so frech, das zu glauben. Tabaluga hat ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, ist ein Charity-Brand. Das hat keine andere Marke, die ich kenne – auch nicht die Biene Maja. Tabaluga ist eine Geschichte, die zumindest in dieser Form nicht so ohne weiteres wiederholbar ist. Also das Prinzip, Tabaluga auf andere Länder zu übertragen, ist kein Problem. Und warum haben Sie das noch nicht gemacht? Weil wir noch nicht erwachsen genug sind. Manchmal passiert so eine Bewegung erst in der nächsten Generation. Wir arbeiten an dieser Geschichte, denn diese Erweiterung wäre eine zusätzliche Option, das am Leben zu erhalten, was wir mit der Peter-Maffay-Stiftung initiiert haben. Vielleicht gelingt es uns ja mit dem Film. Trägt die Stiftung sich inzwischen allein, oder müssen Sie immer noch privat zuschießen? Die Stiftung trägt sich nicht alleine. Wir brauchen mehr als eine Million Euro im Jahr, weil wir ja auch keine staatliche Unterstützung erhalten. Das ist mit ein Grund, weswegen wir mit Tabaluga weitermachen. Irgendwann werde ich das nicht mehr befeuern können, und dann braucht es einen Ersatz. Das könnte zum Beispiel die Auswertung der Tabaluga-Rechte sein. Dann wäre die Stiftung von mir unabhängig und würde auch nicht kollabieren, wenn ich mal den Löffel abgebe. Ist es für Sie ein konkretes Thema, sich irgendwann zurückzuziehen? Wenn ich aufhöre, dann deswegen, weil ich körperlich oder gesundheitlich nicht mehr kann. Oder weil ich nicht mehr will, weil es vielleicht andere Prioritäten gibt. Ich bin 66, und es ist nicht abstrus, sich vorzustellen, dass irgendwann dieser Punkt erreicht wird. Ich habe einen kleinen Sohn, der ist zwölf, ich will nicht alles verpassen. Und ich habe ein Mädel, mit dem bin ich glücklich verheiratet. Bis jetzt hat sie mir keine Rote Karte verpasst, aber die kann irgendwann mal kommen. Oder ich falle um und dann ist das Thema anders gelöst. Live ist Tabaluga mit „Es lebe die Freundschaft“ am 14. Dezember 2016 ab 15 und ab 20 Uhr in der Mannheimer SAP-Arena.

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