Kaiserslautern Soundtrack für komplexe Traumwelten

Treibende Sounds, verführerische Melodien, rau-dunkle Stimmen und eine galante, düster-melancholische Gesamtatmosphäre: Das sind die Zutaten, aus denen das italienische Trio Starcontrol seine Musik gestaltet. Mit Auszügen aus ihrer EP „The Ages of Dreams“ lieferten die Musiker beim Gastspiel im GI-Café Clearing Barrel am Freitagabend den Soundtrack für komplexe Traumwelten.

Würden Depeche Mode und The Cure musikalisch aufeinander prallen, dann käme dabei sicherlich etwas Ähnliches zustande wie das, was das junge Trio Starcontrol produziert. Laura Casiraghi (Bass), Moreno Zorzetto (Synthesizer, Effekte) und Davide Di Sciascio (Gitarre, Gesang) stammen aus Mailand und taufen ihren Sound Spleen Wave, gerne auch Gothic New Wave oder Dark Synthpop mit einer großzügigen Prise flegelhafter Punk-Attitüde. Diese kam bereits mit „Feel X“ gut dosiert aus den Boxen. Der freche Rhythmus war direkt griffig, der leichte Sound sehr eingängig und die Harmonien stimmig. Deutlich langsamer und verträumter schwelgte „Question Mark“ durch die Verstärker. Das melancholische Timbre lehnte sich hörbar an den Wave-Sound der 80er Jahre an. Der meist tiefe Grundton von Sciascios sonorem Gesang und die untergrundig brodelnden Gitarrensaiten ließen die dunkle Atmosphäre nie außer Acht. Gleichzeitig versprühten die exzentrischen Synthie-Spielereien von Zorzetto und die lebhaften Bass-Pulsschläge von Casiraghi eine angenehme Leichtigkeit im Stück. Entsprechend animierte der Titel einige aus dem gut gelaunten Publikum dazu, den gemütlichen Raum als Tanzparkett zu nutzen. Eben diese Symbiose aus düsterer Tonfärbung und tanzbaren Beats machen das Klangbild von Starcontrol zu einem abgerundeten und facettenreichen Sammelsurium zwischen Euphorie und Verzweiflung, einer musikalisch selbstbewussten Geradlinigkeit und fragiler Rauheit in den Texten – vergleichbar etwa mit den Werken von New Order oder Ultravox. Ein dafür beispielhafter Titel ist „Heart Becomes A Cage“. Mit einer experimentellen Elektronik aus verwegenen Synthies und doch wilden Gitarrenriffs à la Postpunk, legte sich das Stück sehr geschickt über die sphärischen Eruptionen zwischen Synthie-Kosmos und erdigem Rock. Eines der wohl gelungensten Werke auf der aktuellen Scheibe. Mit „The Void“ warfen die Drei erneut die Bass-Maschinerie an. Reich an verschachtelten Klängen und nicht arm am düsteren Flair, quollen die Melodien träge über den Bühnenrand. Die lieblichen Synthie-Arien mischten sich nur dezent unter und blieben weitestgehend im Hintergrund. Rundum überzeugten die Italiener in ihrem „Spleen Wave“. Der Sound wirkte geschlossen, wie überhaupt auch die Musiker in ihrem Spiel. Die eingängige bis poppige Eleganz jedes Songs bewegt sich fern ab von jeglichem Kitsch. Und trotz der unüberhörbaren Verweise auf zahlreiche andere Bands mangelt es den Nummern niemals an eigenem Profil.

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