Kaiserslautern „Sobald sie den Ball am Fuß haben, ist alles vergessen“

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Integrationsarbeit bedeutet Engagement. Zeit, Aufwand, und das alles ehrenamtlich: Die Hilfe für Flüchtlinge wird im Fußballkreis Kaiserslautern-Donnersberg mittlerweile ganz groß geschrieben. Viele Sportvereine fungieren als Brückenköpfe, vermitteln zwischen Kulturen. Wie der SV Morlautern oder der TuS Schmalenberg. Kreisvorsitzender Udo Schöneberger hat sie jetzt geehrt. Für vorbildliche Projekte.

Es gibt da diesen Werbespot der Fifa, der viel über die Kraft des Fußballs sagt. Schauplatz ist Jerusalem, lachende jüdische Kinder rennen in engen, steinernen Gassen palästinensischen in die Arme. Alle verstummen. Ernste Blicke, klar, der alte Konflikt. Bis das Leder auf den Boden plumpst, sich alle vermischen, fröhlich der Kugel hinterherjagen. „One World“, eine Welt. Der Weltverband drückt mit seinem kurzen Spot aus: Fußball verbindet, er löst Grenzen, auf dem Platz sind alle gleich. Ein Beispiel passt da genau ins Raster. Die Vereins-Integration von Flüchtlingen. „Zur jetzigen Zeit ist es absolut notwendig, sie einzubinden, um ihnen das Leben zu erleichtern. Die meisten kommen her und gucken erst in ein dunkles Loch“, betont Udo Schöneberger, Vorsitzender des Fußballkreises Kaiserslautern-Donnersberg, auf Frage der RHEINPFALZ. Und der Fußball helfe eben, Fremde in eine Gesellschaft einzugliedern. Schöneberger ehrte die Arbeit des SV Morlautern und des TuS Schmalenberg. Beide setzen sich außerordentlich für Flüchtlinge ein. Auf ehrenamtlicher Basis. An Pfingsten wird der SVM ein dreitägiges Fußball-Camp für Kinder veranstalten – kostenfrei. Die Idee: Jeweils ein Drittel der Teilnehmer sollen Flüchtlinge, Jugendliche aus sozialen Brennpunkten und sorgenfreie Kinder sein. Der Klub sucht dafür extra Sponsoren, auf einem schwarz-gelben Flyer können verschiedene Pakete gewählt werden. Unter dem Motto „Fußball verbindet“. „Falls was übrig bleibt, wird das weitergespendet“, versichert Heinz Pörtner, zweiter Vorsitzender des SVM. Die Idee für das Projekt hatte Ex-FCK-Kicker Patrick Wittich, der neue Jugendkoordinator Morlauterns. Leiten wird er das Camp als Trainer mit Schwager Marco Reich (143 Bundesliga-Partien). „Wir wollen diesen Kindern drei schöne Tage machen. Alle werden voll verpflegt, dazu gibt es eine komplette Ausstattung. Bisher konnten wir schon einige integrieren“, betont Pörtner. „Wir kooperieren dabei auch mit dem Jugendzentrum in Kaiserslautern. So kann man was bewegen. Sobald sie den Ball am Fuß haben, ist alles andere vergessen“, weiß Matthias Frohn-höfer, Pressereferent des SVM und als Sozialarbeiter am richtigen Ort. Einige Vereine engagieren sich bereits im Aktivensport kräftig. Klubs wie der FV Rockenhausen oder der TuS Bolanden nahmen geflohene Syrer und Iraner auf, der TuS Schmalenberg sogar gleich acht neue Kicker. Den ersten, erinnert sich zweiter Vorsitzender Mario Schlemmer, habe der TuS im August ins Training eingebaut. Am 23. Dezember kamen dann sieben 22- bis 35-jährige Flüchtlinge im Bus „angekarrt“, so Schlemmer. Ohne Essen, mit kaum Klamotten. Der TuS half aus, sammelte, spendete. Seit der dritten Januarwoche trainieren fünf Syrer und zwei Iraner fleißig mit. „Die Kollegen sind da völlig offen. Auf dem Platz versteht man sich. Wir sind auch ganz froh, dass mehr Leute im Training sind“, schmunzelt Schlemmer. Kleines Problem: Schmalenbergs Sportplatz liegt versteckt im Wald – und die Flüchtlinge sind im Gemeindehaus untergebracht, haben kein Auto. Kein Thema, der TuS bietet einen Fahrdienst. „In einem Ort von 800 Einwohnern stellt man sich das vielleicht schwierig vor. Aber alles läuft reibungslos“, sagt der Funktionär. Für ihre Mühen erhielten SVM und TuS jeweils eine 500-Euro-Förderung der Egidius-Braun-Stiftung. Sie ist keine Auszeichnung, die zum Ausruhen einlädt. Sondern eine Aufforderung, weiterzumachen… (ppp)

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