Kaiserslautern Slow Food Pfälzerwald will nachhaltigen Genuss in die Kitas bringen

Nachdem die Zentrale Abfallwirtschaft (ZAK) eine Ladung Kompost vorbeigebracht hat, nehmen die Kinder der Kita auf dem Seß ihre
Nachdem die Zentrale Abfallwirtschaft (ZAK) eine Ladung Kompost vorbeigebracht hat, nehmen die Kinder der Kita auf dem Seß ihre Arbeit auf.

Die Gruppe Slow Food Pfälzerwald lässt Gemüse in 13 Lautrer Kitas wachsen. Thomas Brenner, der Vorsitzende der Gruppe, hofft auf Nachahmer, um noch mehr Kindern einen solch nachhaltigen Genuss zu ermöglichen.

Der Fotograf Thomas Brenner ist bekannt dafür, Kunst zu inszenieren und einem möglichst breiten Publikum zugängig zu machen. Sein letztes Kunstobjekt „Friedhof 3.0“, bei dem er unter anderem Gemüsebeete auf dem Kaiserslauterer Waldfriedhof anlegte, liefert nun die Zündschnur für ein weiteres Projekt. Die Kunst ist abgebaut, der leuchtende Kubus sowie die Gießkannen bringen längst auf anderen Friedhöfen in Deutschland die Menschen zum Nachdenken, Staunen oder Schimpfen. Die Holzdielen und damit der Rahmen der Beete sind dagegen in der Barbarossastadt geblieben: In mehreren Kindertagesstätten sehen sie erneutem Gemüsewachstum entgegen.

Die Aktion hat Thomas Brenner in seiner Funktion als Vorsitzender der Slow-Food-Gruppe Pfälzerwald angestoßen. Die Bretter waren da, zum Entsorgen viel zu schade – warum also nicht mit Kindergärten gemeinsame, gesunde Sache machen und Gemüsebeete in den Kitas errichten?

„Karotten sind langweilig“

Seine Idee fand schnell Zuspruch in 13 Kitas. Jan Deubig und die Zentrale Abfallwirtschaft (ZAK) kamen ins Gemüseboot und spendeten den benötigen Kompost, lieferten die Erde in die Kitas. Der Verein Zukunftsregion Westpfalz fand die Aktion gut und gab 1000 Euro dazu. Die Frage, welches Gemüse denn in den Kitas wachsen soll, Brenner gemeinsam mit den Gärtnerinnen von „Fräulein Lenz“ in Münchweiler. Und so wurden samenfeste Sorten bestellt, in Münchweiler ausgesät, und die Pflänzchen werden vorgezogen. Sobald das Wetter passt, wandern die herangewachsenen Gemüsepflanzen in die Kitas.

Karotten sind übrigens nicht dabei. Langweilig, kennt ja jeder, zitiert Brenner die Gemüsegärtnerin. Also wurden unter anderem Tomaten ausgesucht, die mal blau daher kommen und auch nicht nur rund aussehen. Gurken sollen in allerlei Varianten genauso wachsen wie Knollenfenchel, bunte Beete und sogar Zuckermelonen.

Erfahrungen fürs Leben

„Kinder sind neugierig auf Neues“, weiß Thomas Brenner. Er freut sich jetzt schon „auf das, was da kommt“ – und meint damit nicht nur reifes Gemüse, sondern vor allem auf neue Erfahrungen, die die Kinder beim Kümmern, Gießen und mit den täglichen Veränderungen im Beet machen dürfen. Solch ein ökologischer Nutzgarten schule die Sinne und lasse die Kinder Natur im Wechsel der Jahreszeit bewusst entdecken. Aus der Sicht von Slow Food werden laut dem Vorsitzenden demnächst in den Kitas – ganz nach dem Leitsatz der Gruppe – gute, leckere Lebensmittel sauber, nachhaltig und ökologisch produziert.

Für die Kinder sieht Brenner durch das Gärtnern und die anschließende Verwertung der eigenen Ernte eine bereichernde Erfahrung, von der sie ihr Leben lang profitierten. Erst mal aber sollen sie von einer gesunden Leckerei profitieren – so das Gemüse ordentlich wächst. Die Gruppe Slow Food plant jedenfalls schon, das Gemüse gemeinsam mit Kindern in der Küche zuzubereiten. „Es ist doch spannend, was sich hier noch alles entwickelt“, befindet Brenner. Er hofft auf Nachahmer, auf weitere Sponsoren und auf noch mehr Kitas, die ihr eigenes Gemüse anbauen.

Zur Sache: Slow Food

Der Verein Slow Food, was mit „Langsames Essen“ übersetzt werden kann, hat seinen Ursprung in Italien in den 1980er Jahren. Erklärtes Ziel ist es, eine Ernährungswelt zu schaffen, die auf fairen Beziehungen basiert, die biologische Vielfalt, das Klima und die Gesundheit fördert. Die Bewegung macht auf die dichten Verflechtungen zwischen Teller, Planet, Politik und Kultur aufmerksam. Weltweit stehen hunderttausende Personen in 160 Ländern dahinter. In Deutschland gibt es den Verein seit 1992 mit inzwischen mehr als 12.000 Mitgliedern in rund 85 Regionalgruppen.

Bildungsarbeit, zu der Aktionen wie jetzt die Gemüsebeete in den Kindergärten in Kaiserslautern gehören, ist eine der wesentlichen Säulen von Slow Food, um nachhaltig gutes, sauberes und faires Essen für alle auf den Weg zu bringen. Die Gruppe Slow Food Pfälzerwald hat zudem die Küche der Region sowie den Wildtierbestand im Pfälzerwald im Blick. Mehr Infos unter https://www.facebook.com/SlowFoodPfaelzerwald oder https://www.slowfood.de/netzwerk/vor-ort/pfaelzerwald.

x