Kaiserslautern Session-Serie vor dem Aus?

Bild aus „alten Tagen“ im Storchenturm: Helmut Engelhardt beim Wednesday Night Jazz Club.
Bild aus »alten Tagen« im Storchenturm: Helmut Engelhardt beim Wednesday Night Jazz Club.

Der seit 2004 von Lokalmatador Helmut Engelhardt veranstaltete Wednesday Night Jazz Club steht zumindest in der bisherigen Form vor dem Aus. Die anfänglich wöchentlich stattfindende Veranstaltung in der Art der amerikanischen, offenen Jazz-Jam-Sessions mit Hausband und geladenen oder unerwarteten Gästen hat nicht nur auf dem Podium den Charakter der Improvisation. Auch in der Organisation bewies der Jazz-Musiker Engelhardt sein Improvisationstalent, als er in relativ kurzer Zeitspanne immerhin vier Lautrer Lokale bespielte.

So erlebten den Wednesday Night Jazz Club zunächst das Steps am Alten Westbahnhof, der Paulaner am Altenhof, das Hermann’s (nähe Post in der Rummelstraße) und jetzt zuletzt nur schräg gegenüber eben der Storchenturm. Dort verursachte ein großer Wasserschaden die Stilllegung des Lokals. Daraufhin hat der bisherige Pächter aufgegeben. Was nun wieder Engelhardt in „improvisatorische“ Verlegenheiten bringt. Mittlerweile hat er erste Angebote erhalten und geprüft. Warum überhaupt der immense organisatorische Aufwand, ohne Eintrittsgelder und getragen nur vom Idealismus der Mitwirkenden? „Jazz-Sessions sind Labsal für die Seele“, klärt Engelhardt auf. Neben den für Berufsmusiker – wie ihn – wichtigen Einnahmequellen bei Auftritten zusammen mit diversen Formationen (Engelhardt spielt in rund 20 verschiedenen Besetzungen mit), sind das Experimentieren und Erarbeiten neuer Musiktitel und Stilrichtungen für die Weiterentwicklung der Musiker von essenzieller Bedeutung. Musiker der Hausband des Wednesday Night Jazz Clubs wie Volker Klimmer (Piano), Jörg Kirsch (Bass), Michael Lakatos oder Torsten Requadt (Schlagzeug) bieten überregionalen Gästen wie dem Trompeter Ralph „Mosch“ Himmler oder dem Klarinettisten Pierre Paquette (SWR-Bigband) ein Podium oder messen sich an diesen renommierten Künstlern. Hinzu kamen länderübergreifende Musikgäste wie die hier stationierten Musiker der US-Army oder USAFE-Bands. So entstand über die Jahre ein lebendiger Stilmix aus Swing, Latin, Funk, Bebop bis Pop und Rock. Ohnehin hat es die freie Szene in Lautern nicht leicht, bekommt keinerlei Zuschüsse, ist wie hier aber in Vereinen organisiert. Der Verein JA!ZZevau fördert solche Jazz-Sessions wie auch die im Benderhof. Zurück zu Engelhardt, der nach dem Abitur an der Frankfurter Musikwerkstatt und am Münchner Ausbildungszentrum für Saxophonisten schnupperte und dann am Berklee Collage of Music in Boston, USA studierte. Schwieriger noch als die Suche nach alternativen Lehrmethoden einer damals noch hauptsächlich klassisch ausgerichteten Ausbildung war nach dem erworbenen Können die Frage nach der Berufsausübung. Während es in über 100 klassischen, sogenannten Kulturorchestern feste Planstellen gibt, gibt es nur noch drei finanzierte Bigbands, die an Sender angeschlossen sind: HR, WDR und NDR. Die SWR-Bigband hat einen Sonderstatus. Somit stehen dem Arbeitsmarkt nur 15 Stellen, so rechnet Engelhardt vor, zur Verfügung, gefolgt von einigen in Polizei- und Militärorchestern. Wie hält sich dann ein Berufsmusiker im Jazzbereich über Wasser? Nun, Engelhardt spielt vom Solo und Duo bis zur Bigband-Besetzung in zig Formationen, ist stilistisch sehr breit aufgestellt und mobil bis Wiesbaden, Mannheim, Stuttgart und Trier regelmäßig unterwegs. Dabei kultiviert er Swing, Dixieland, Ragtime, Klezmer bis hin zu Latin und Pop/Rock. In Trier sogar Mundart-Rock. Zudem wirkte er bei verschiedenen Pfalztheater-Produktionen mit und hatte durch die langjährige Mitwirkung (von 1992 bis 2003) bei der saarländischen Herry-Schmitt-Band durch viele Auftritte beim Saarländischen Rundfunk ein festes Standbein. Danach sicherte er sich durch einen Lehrauftrag an der hiesigen Städtischen Musikschule ein gewisses Einkommen, ergänzt durch weitere Unterrichtstätigkeiten. Als Dozent beim Jazz-Workshop in Freinsheim ist er ebenfalls in Sachen Jazz und Improvisation unterwegs. Am 9. Dezember in der Friedenskapelle mit den Jazz-Tones des Rhein/Neckarraums zu erleben sein. Vielleicht hat sich bis dahin auch ein neuen Domizil für seinen Wednesday Night Jazz Club gefunden. Kontakt... ... zu Helmut Engelhardt über seine Website www.helmut-engelhardt.de und über 0171/5744099, 0631/270883 und post@helmut-engelhardt.de.

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