Kaiserslautern Satt leuchtende Farbfronten

Im Rahmen der Aktion „Kunst in der Schreinerei“ eröffnete die Ausstellung „Outside The Box“ mit Kunstwerken des Künstlerquartett
Im Rahmen der Aktion »Kunst in der Schreinerei« eröffnete die Ausstellung »Outside The Box« mit Kunstwerken des Künstlerquartetts (hier in der Reihenfolge ihrer Gemälde, Zeichnungen und Frottagen): Nikolaus Hirschmann aus Traben-Trarbach, James Zucco aus den USA, Friedrich Weschmitt aus Kusel und Fréderic Paul aus Landsberg.

Die Sommerreihe „Kunst in der Schreinerei“ geht in die dritte Runde und markiert den Saisonbeginn der Kammgarn. Diesmal gestalten vier Künstler die Schau, ohne dabei vordergründige Gemeinsamkeiten zu haben. Einen vagen Hinweis darauf gibt bereits der Ausstellungstitel „Outside The Box“ – Dialoge mit Malerei, Grafik, Zeichnung und Bildhauerei.

Kunst will kommuniziert werden. Dabei hilft, dass drei der vier Aussteller kamen: Nikolaus Hirschmann aus Traben-Trarbach, Frederic Paul aus Landsberg und Friedrich Weschmitt aus Kusel. Der vierte, James Zucco, schickte vier Arbeiten per Frachtgut aus den USA. Kommunikation gelingt auch über das Präsentieren. Und die hat es hier in sich. Denn da stehen sich zwei satt leuchtende Farbfronten räumlich gegenüber, während die Wandachse dazwischen das nichtfarbige Eldorado schwarz-grau-weißer Tonwerte wiedergibt. Eine Ordnung, die dem bildlesenden Betrachter entgegenkommt, weil die vier Künstler, trotz individueller Eigenarten, eines gemeinsam haben: Ihre Bildaussagen rund um menschliche Antlitze leben von drangvollen Details – sowohl visuell wie auch assoziativ. Doch es wird – laut Titel – ausgebrochen. Jeder in Eigenregie. Da ist der Jüngste, Frederic Paul. Er reiste mit acht Leinwänden an. Gerade dabei, als Freischaffender die Kunstszene zu erobern, zeigt er Kontrastwelten aus 2017. Das heißt, dass er seine figurativen Ansätze pastos deklariert, lackglänzend präpariert oder papiernen collagiert in abstrakte Umfelder und virtuelle Gesamtwelten platziert. Titel sowie eruptive Farbspiele lassen über Bildränder hinaus denken. Ähnlich arbeitet Nikolaus Hirschmann. Und doch ganz anders. Hier eskalieren keine Farbtöne. Hier leben Farben. Hirschmann scheint ihnen Wesen und Dinge zu schenken, damit sie eine formgebende Daseinsberechtigung besitzen. Immer wieder Gesichter, Szenarien voller Geschichten, ein Träumer, ein Erzähler, ein Poet – frei von akademischen Zwängen. Einfach zurück zu Wurzeln der Kulturen, Symbole und Spuren bis zur archaischen Höhlenmalerei. James Zucco zeigt ebenfalls Gesichter, farblich grau in grau, faserfein mit einem einzigen Hauch in Blau. Meeresblau? Ein Wink seiner Absence hinterm Atlantik? Dort entstehen seine figurativen Konturen mit den Eigenarten der Sumi-Tinte. Zucco berührt mit diesem geschmeidigen Materialfluss aus meditierender Sitzposition heraus tropfend das Papier am Boden. Durch Heben und Drehen gelingen ihm faserfeine Charakteristika eines Gegenübers, das auch das Prinzip Selbstbildnis sein kann. Denn der ehemalige Artdirektor sucht durch „psychologische Kämpfe Bestandteile des Bewusstseins zu spiegeln“. Er möchte inspirieren, möchte das Denken und Sehen nach innen lenken, möchte bewusst machen, was es heißt, da zu sein. Gleich daneben reihen sich Grafiken des Kuseler Künstlers Friedrich Weschmitt aneinander. Wie bereits am 31. August berichtet, stellt er neueste Arbeiten aus, die zurückgehen auf sein Ursprungsmetier, die Grafik. Dabei bleibt er dem Bezug zum Material treu. Denn Form und Formulierung innerhalb grauwertiger Tonnuancen assoziieren Körper, Kleider und Antlitze. Die Grundidee geben benutzte Kartonagen, den Ausdruck Frottagen mit Grafit. Weschmitt addiert zudem Brandflächen sowie minimalste Zeichenstriche und bricht so mit figurativen Resultaten aus dem Prinzip puristischer Abstraktion aus. Ein neuer Weschmitt – ohne den vertrauten zu vermissen. Denn zwei seiner schwarz-strukturierten Bildhauerarbeiten in Bronze aus dem Jahr 2011 vervollständigen die insgesamt 20 ausgestellten Werke. Fazit: Die Ausstellung „Outside The Box“ bringt Perspektivwechsel in den Fokus, Ausbrüche neben Gängigem, Freigeist gepaart mit Eigensinn. Nicht nur leichte Kost. Doch sie lohnt, da sich Sichtweisen und Absichten entschlüsseln lassen und reichlich Raum geben für Eigeninterpretationen. Info „Outside The Box“ ist bei Kammgarnprogrammen in der Schreinerei bis zur Finissage am 17. September zu besichtigen. Ebenso nach telefonischer Vereinbarung unter 0631/13231.

Frederic Paul aus Landsberg, Friedrich Weschmitt aus Kusel und Nikolaus Hirschmann aus Traben-Trarbach (von links) sind aus ihre
Frederic Paul aus Landsberg, Friedrich Weschmitt aus Kusel und Nikolaus Hirschmann aus Traben-Trarbach (von links) sind aus ihrer Box gekommen und stellen in der Schreinerei aus. Es fehlt der Amerikaner James Zucco. Im Hintergrund sind Gemälde von Paul und Frottagen von Weschmitt.
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