Kaiserslautern „Rock The Ring“

Was haben Peter Maffay, Bryan Adams, Unheilig, die Finnen The Rasmus und HIM , die Bärte von ZZ Top sowie die alten Schweizer Hardrocker Krokus und Gotthard gemeinsam? Sie treten alle in gut zwei Wochen am Autobahnkreisel Hinwil auf. „Rock The Ring“ heißt dieses Festival in der Schweiz. Es darf als Vorbote darauf verstanden werden, was sich vielleicht ab Pfingsten 2015 am Nürburgring tummeln wird. Denn Veranstalter von „Rock The Ring“ ist die Deutsche Entertainment AG, kurz DEAG. Sie wird neuer Partner des Nürburgringbetreibers Capricorn, wie dieser gestern einen Bericht der „Rhein-Zeitung“ bestätigte. Die gute Nachricht daran: Die 1995 von Peter Schwenkow gegründete DEAG ist ein – nach früherer Durststrecke – finanziell recht solides Unternehmen. Eine Million Euro Gewinn vermeldet die DEAG für das erste Quartal 2014 bei einem Umsatz von 33 Millionen Euro. Gestern stieg der Aktienkurs gleich deutlich auf rund 6,30 Euro pro Aktie. Die DEAG ist mit Sony Music verbandelt, mit der Ringier AG, Ticketmaster und der Axel Springer SE. Und ihr hauseigener Lieblingsgeiger, David Garrett, soll drei Prozent der Aktien halten. Tatsächlich ist die – opulent inszenierte – Klassik das Hauptgeschäft des Konzerns, der beispielsweise Anna Netrebko unter Vertrag hat. Ein weiteres Standbein ist die Volksmusik mit Stars wie Andreas Gabalier. Ebenfalls zum bunten Portfolio gehören tanzende Pferde (Apassionata) und der Circus Roncalli. 3,5 Millionen Tickets verkaufe man im Jahr, steht im Geschäftsbericht. Einträglich für die AG dürften nun die Auftritte der Böhsen Onkelz auf dem Hockenheimring sein. Auch Metallica, Aerosmith, und Lady Gaga bringt die DEAG 2014 nach Deutschland. Und mit „Rock am Ring“-Erfinder Marek Lieberberg hat die DEAG bereits Berührungspunkte: Manche Musiker sind bei beiden unter Vertrag, Jan Delay etwa. Als Festivalveranstalter hat die DEAG jedoch wenig Geschick bisher: Die Seefestspiele Berlin, die das Unternehmen veranstaltete – übrigens mit dem neuen Kaiserslauterer Kulturamtsleiter als Intendanten –, sind 2011 untergegangen. Und das Metalfestival Sonisphere, das es mal am Hockenheimring, mal in England gab, blieb auch erfolglos. „Wo Kolben statt Kultur das Denken bestimmen, lassen sich keine Gemeinsamkeiten mehr finden“, hatte Lieberberg am Freitag verbittert gesagt – obwohl er zuvor mitteilen ließ, dass der Streit ums Geld ihn um den Festival-Vertrag brachte. Und natürlich wird es auch der DEAG ums Geld gehen. Für Musikkultur zumindest stehen so manche ihrer Künstler und Angebote nicht. Aber da den „Rock am Ring“-Besuchern die Bandauswahl zuletzt zusehends gleichgültiger geworden ist, dürften sie wohl den Veranstalterwechsel verschmerzen. In jüngster Zeit kamen ohnehin jede Menge Besucher ganz ohne Ticket an den Nürburgring: Großfestivals sind heute ein Party-Treffpunkt, bei dem Feiern mit reichlich Alkohol im Zentrum steht. So erklärt sich zumindest auch eine 3500 Mitglieder starke Facebook-Gruppe gegen umweltfreundlicheres Ring-Campen. Und Lieberberg? Der will wohl mit „RaR“ nach Mönchengladbach umziehen, sagte gestern eine Sprecherin. Aufs „JHQ Rheindahlen“, ein ehemaliges britisches Militärgelände.

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