Kaiserslautern Rinderdellen im Angebot

„Uff die Bääm, die Hesse komme!“ Nach einer fast zweijährigen Pause präsentierte das hessische Humorduo Badesalz am Dienstag- und Mittwochabend in der Kammgarn sein neues Programm mit dem Titel „Dö Chefs“. Nun, das Publikum im an beiden Abenden ausverkauften Kasino kletterte zwar nicht auf Bäume, dafür kugelte es sich bei dem typisch hessisch-schrägen Humor vor Lachen.

Henni Nachtsheim und Gerd Knebel stehen nun schon seit über 30 Jahren als das Duo Badesalz auf der Bühne, und immer noch ist ihr Humor unerschöpflich, immer noch sind sie verrückt und abgedreht. Aber ein klein wenig vernünftiger sind sie schon geworden. Der Zahn der Zeit geht halt auch an ihnen nicht vorbei. Die beiden Hessen müssen elektrisch sein: Eineinhalb Stunden lang stehen sie unter Strom und bringen dem Publikum Hochspannung. Wer als Zuschauer dazwischen „babbelt“, kriegt eine „gewischt“. Und um die beiden Comedians bildet sich ein magnetisches Feld, so dass der Funke von Anfang an aufs Publikum überspringt. Gert (Henni Nachtsheim) werkelt vor seinem Grill herum und wartet auf Kundschaft. Kein Mensch weit und breit zu sehen. Einziger Trost: Dem Typ vom „Texas Pub“ nebenan geht’s auch nicht besser. Schadenfreude ist da für Paul (Gert Knebel) die einzige Freude. Schon liegen sich die beiden Konkurrenten in den Haaren. Paul macht sich über Gerts Speisekarte lustig, die nichts als Rinds- und Bockwurst zu bieten hat, und Gert amüsiert sich über dessen Menükarte, die Frikadellen mit und ohne Servietten und Servietten ohne Frikadellen anbietet. Aber was heißt schon: sich in den Haaren liegen? Gert Knebel alias Paul hat eine glänzende Glatze und ein Spitzbärtchen, und seine Birne läuft stets knallrot an, wenn er in Rage kommt. Und das geschieht ganz leicht. Denn er ist ein Feuerholz, ein HB-Männchen, das schnell in die Luft geht. Gert hingegen gibt vor, sich stets unter Kontrolle zu haben. Er ist „cool wie eine Sau“, an ihm blättert scheinbar alles ab, kriegt aber dennoch schon mal eine geschwollene Halsschlagader. Und so ergeben sich zwangsläufig zwischen den beiden Volldampfplauderern die skurrilsten Dialoge. Ständig werfen sie sich den Fehdehandschuh vor. Angriff und Verteidigung der zungenbrecherisch flinken Hessen schwirren hin und her wie Ping-Pong-Bälle. Und schamlose Übertreibungen springen um wie ein Vexierbild. Auch diabolisch witzige Wortspiele zaubern sie aus ihrer unerschöpflichen Trickkiste. „Zäsel“ wird da zur Mischung aus Zebra und Esel und „Wiegen“ eine Zusammensetzung aus „Wichser und Gentleman“. Deftig, auch vulgär, geht es schon zu bei ihren Kalauern, und der Geist, den sie beim Schütteln ihrer Reime rufen, wird leicht vom vielen Rütteln schief. Mangels Kundschaft und wegen der drohenden Abrissverfügung beschließen die beiden zu fusionieren, und auf der Speisekarte soll dann eine neue Kreation erscheinen: eine Rinderdelle – als Kreuzung aus Rindswurst und Frikadelle. Handkäs-Sushi würde Gert sogar anbieten, wenn er sich auf dem 3D-Drucker eine Japanerin ausdrucken lassen könnte. Einer der Höhepunkte ist Gerts Rede als Oscar-Preisträger, mit dem Bämbel in der Hand vor dem Hollywood-Auditorium, wenn er im „Frankfurter Englisch“ erklärt, was „hands-cheese“ ist, Nicole Kidman als „Veronica Ferres von Hollywood“ begrüßt und Bruce Willis vor Apfelwein warnt, weil er davon „Dünnpfiff“ bekommen könnte. Von Comedy über Slapstick bis hin zu abgedrehtesten Paradoxien, Nonsens und Grotesken ist alles drin. Dabei ist ihr Humor nie verletzend, weil sie vorwiegend sich selbst auf die Schippe nehmen. Nach eineinhalb Stunden ohne Pause haben sich die beiden Comedy-Pioniere wundgebabbelt und sich in die Hörgänge der Zuschauer gewunden wie Korkenzieher. Mit einem tollen Rocky-Medley begeistern sie ihr Publikum endgültig und erweisen sich dabei als tolle Instrumentalisten. Schließlich hat sich Nachtsheim schon bei der Hessischen Spaßband Rodgau Monotones mit dem Saxofon als Unikum präsentiert. Knebel hingegen schrubbte auf der Gitarre, dass die Saiten glühten. Und die Besucher klatschten sich die Hände heiß.

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