Kaiserslautern Rebensaft für den Kaffeefreund

Von Felix Mendelssohn ist überliefert, dass er vom Riesling aus Deidesheim schwärmte und sich die eine oder andere Flasche nach Leipzig liefern ließ. Auch der andere berühmte Leipziger, Thomaskantor Johann Sebastian Bach, soll einem guten Tropfen nicht abgeneigt gewesen sein. Aber der Nachwelt hinterließ er ein Werk, in dem die Textzeile „Ei! wie schmeckt der Coffee süße“ einem anderen Getränk huldigt: BWV211, besser bekannt als „Kaffeekantate“. Eine Weinkantate hat er nie komponiert, zum Leidwesen der Initiatoren des Kirchheimer Konzertwinters um Dominik Wörner, selbst Bachpreisträger und bestens vernetzt in der Alte-Musik-Szene. Eine Lücke, die es zu schließen galt. Und so kann er stolz für Samstag, 10. Januar, (mit Wiederholung am 11. Januar) in der Protestantischen Kirche die Uraufführung einer Weinkantate ankündigen, eine Auftragskomposition von Rudolf Lutz, für die Karl Graf das Libretto geschrieben hat: Bach zu Besuch in Kirchheim an der Weinstraße, gewissermaßen in Begleitung von guten Bekannten. Komponist Rudolf Lutz, Professor für Historische Komposition an der Schola Cantorum Basiliensis und Künstlerischer Leiter der Bachstiftung St. Gallen, hat sich nicht zum ersten Mal auf die Spuren seinen musikalischen Vorfahren begeben. Zusammen mit Karl Graf hat er im vergangenen Jahr die Schaffhauser Jubiläumskantate zur Uraufführung gebracht, ein Auftragswerk der Internationalen Bachgesellschaft Schaffhausen zum 25. Internationalen Bachfest. Eine Kantate im Stile Bachs und Händels ist nun auch für Kirchheim angekündigt. Und für die Ausführung haben die „Lückenschließer“ Wörner und Lutz sich der Mitwirkung von weiteren Bach-Spezialisten versichert: Unter den acht Vokalsolisten sind Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs, Bachpreisträger und Mitglieder renommierter Chöre und Spezialensembles. Gleiches gilt auch für das eigens zusammengestellte Kirchheimer BachConsort mit Instrumentalisten, die bei Marc Minkowskis Musiciens du Louvre, bei Christophe Roussets Talents Lyriques, bei Ton Koopmans Amsterdam Baroque Soloists und anderen Weltklasse-Formationen für Alte Musik an den Pulten sitzen. Wer Bachs Begegnung mit dem Wein (bei der gleichwohl auch die Kaffeekantate BWV 211 und „Die Elenden sollen essen“ BWV 75 aufgeführt werden) verpasst, kann sie am 6. Februar im Radio hören: SWR 2 und Deutschlandradio Kultur zeichnen das Ereignis auf.

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