Kaiserslautern „Parkour ist Kopfsache“

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Weilerbach. Hindernis im Weg – aber bitte gerne! Rüber kommen sie alle, wobei das Wie keine Rolle spielt. Der Spaßfaktor zählt. In Weilerbach in der Westpfalzschule läuft Parkourtraining des Turn- und Budosportvereins (TBSV), und da gibt es reichlich Spaßfaktor zu sehen.

Vom Barren über die Bodenbahn, das Reck, Bock und Sprungkasten, selbst der Schwebebalken ist aufgebaut. Sieht nach Turnstunde aus. Turnerische Qualitäten, die gibt es eindeutig zu sehen, da sind richtige Asse in der Halle. Was fehlt, sind die üblichen Regeln. Wie und was geturnt werden muss, das ist hier schnuppe. In der Sporthalle läuft eine Trainingseinheit im Parkour, und da zählt eigentlich nur eins „Wie komme ich am geschicktesten über all die Turngeräte bis ans Ende dieser Hindernisreihe?“ Die beiden 16-Jährigen Daniel Vollmar und Marvin Palm kennen die Feinheiten, die „Basics“ der Bewegungsabläufe, wissen, welche Techniken effizient sind, wie die Hände aufgesetzt werden müssen, ohne dass das Handgelenk Schaden nimmt, oder wie es sich am besten landet, auch wenn nach einer zwei Meter hohen Mauer keine Matte liegt. Zwar kennt Parkour kein Reglement, die jungen Sportler sind aber alles andere als Kamikaze-Läufer, die sich selbst in Gefahr bringen. Also wird geübt und immer wieder geübt. Hindernisse gibt es schließlich überall, man muss sie nur annehmen wollen. „Man lernt sich dabei selbst sehr gut kennen, weiß, was geht und was nicht. Parkour ist eine richtige Kopfsache“, fasst Daniel die entscheidenden Punkte für sich zusammen. Für ihn ist es diese absolute Freiheit der Bewegung, die ihn derart fasziniert, dass mittlerweile sogar seine Fußballschuhe am Nagel baumeln und verstauben. Jede freie Minute wird geübt und ausprobiert, am liebsten natürlich draußen. Und er nimmt sich gerne die Zeit, zweimal pro Woche im TBSV gemeinsam mit Freund Marvin sein Wissen an andere, auch an sehr viel Jüngere, weiterzugeben. Marvin war der Auslöser der Faszination „Parkour“, wie sie im Weilerbacher Verein inzwischen zahlreiche Anhänger hat. Erst waren es kleine Filmchen im Internet, die es ihm angetan hatten, dann kam das Nachlesen über diesen Sport, dann das beständige Training und das Lernen von den Jungs der Parkourgruppe Vianox in Kaiserslautern, die sich schon länger und sehr intensiv den Freuden dieser teilweise doch sehr kunstvollen Fortbewegung hingeben. Gemeinsam mit Daniel, beide sind schon lange auch im TBSV als Jugendbetreuer aktiv, war der Schritt zum festen Trainingsangebot im Verein ein kleiner. „Die jungen Leute haben uns gefragt, ob sie da was machen können“, schildert Heidi Berlitz-Urschel, stellvertretende Vereinsvorsitzende, den Anfang, der nun schon ein paar Monate zurückliegt. Stolz ist die Vereinsführung über das Engagement der Jugend, das sich auch jedes Jahr beim Angebot „Ferien am Ort“ zeigt. Die Parkourtruppe wird deshalb mit offenen Armen empfangen und erhält jede Unterstützung. Die scheint sie aber gar nicht zu brauchen. Das Training am Samstagnachmittag wirkt wie ein Selbstläufer, alle packen mit an, bauen mit auf, vergessen das Aufwärmen nicht, und wer noch ganz am Anfang ist, der sieht sich nicht gleich mit Schwierigkeitsgraden konfrontiert. Da sind die Kisten gleich mal niedriger, und die Aufmerksamkeit der Trainer ist umso höher. Gelungenes wird beklatscht, hat was nicht geklappt, folgt allgemeine Aufmunterung. Schöne Atmosphäre! Zwei Stunden Training, da fliegen nicht nur die Körper, von denen einige zwischendurch akrobatische Stunts einzubauen wissen, da fliegt vor allem die Zeit davon. „Die Jungs sind meist so vertieft ins Training, dass es auch mal länger wird“, muss Sarah Espen lachen. Alles kein Problem, jeder packt mit an, und schnell verschwinden die Gerätschaften im Lager, die Halle ist wieder leer. Info Parkourtraining beim TBSV www.tbsv-weilerbach.de ab zwölf Jahre jeden Samstag, 15-17 Uhr, in der Westpfalzschule. Für Kinder ab acht Jahre ist jeden Mittwoch von 16-18 Uhr im Bürgerhaus Weilerbach Geräteturnen mit Parkour im Angebot.

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