Kaiserslautern Ordentlich Wumms in der Stimme

Wollte man heutzutage noch einmal den jungen Joe Cocker live bei seinem legendären Woodstock-Konzert auf der Bühne erleben, müsste man sich eine Zeitmaschine zulegen. Oder man besucht ein Konzert von Andreas Kümmert. Mit seinem grandiosen Album „Here I Am“ im Gepäck beehrte der Ausnahmesänger und „The Voice of Germany“-Sieger das Lauterer Publikum am Freitag im Kasino und sorgte für große Momente.

„Here I Am“ – hier bin ich. Das war das Motto des Abends. Andreas Kümmert ist zweifellos eines der vielversprechendsten Produkte, die die hiesige Castingshow-Fabrik hervorgebracht hat. 2013 wurde er bei „The Voice of Germany“ zur Stimme Deutschlands ernannt. Für ein Format, das sich damit rühmt, auf Talent und nicht auf Optik zu setzen, dürfte der Sieg von Andreas Kümmert ein wahrer Erfolg gewesen sein. Denn selten hat sich ein Sänger einem solchen Titel so würdig erwiesen wie der „Rocket Man“ aus Unterfranken. Selten war der Vergleich mit Größen wie Cocker oder Clapton so gerechtfertigt. Aber das alles interessiert Kümmert selbst nur wenig. Der 28-jährige Vollblutmusiker lässt sich vom Ruhm nicht verbiegen und zeigt sich vom Trubel um seine Person völlig unbeeindruckt. Er wirkt in seiner Art ehrlich und einfach gestrickt. Da scheint ihm der Song „Simple Man“, mit dem er den Abend eröffnete, wie auf den Leib geschneidert. Die angereisten Fans im voll besetzten Kasino feierten diese erfrischende Einfachheit mit Jubelstürmen. Immerhin mussten sie knapp eine halbe Stunde warten, bis der bärtige Mann seine Gitarre auspackte und mit ordentlich Wumms in der Stimme und Herzblut in jedem Vers loslegte. Denn in der Musik hört es mit der Einfachheit auf. Vier Alben hatte Kümmert produziert und jahrelang in Bars und Kneipen gespielt, ehe er die Bühne von „The Voice of Germany“ betrat. Und wenn man einige Werke aus diesen Alben hört, versteht man, worauf es dem Musiker ankommt. Seine Songs klingen nach alten Klassikern aus den 60er- und 70er- Jahren. Sei es das schwer ziehende „The Mad Hatter′s Neighbour“ oder das treibende „Autism“, bei denen der Sänger mit seiner Reibeisenstimme aus vollen Leibeskräften röhrt und schmettert. Jeder Titel huldigt dem Sound von damals, der Ära von Bob Dylan, Frank Zappa oder Joe Cocker. In diesem Sound fühlt sich der Musiker sicher und läuft zu Hochtouren auf. Wenn er bei „The Voice“ noch als scheu und unnahbar galt, so ist davon auf der Bühne nichts zu spüren. Kümmert ist ein brausender Vulkan am Mikrofon. Seine Stimme brodelte durch das gefühlvolle „Like my Daddy Said“, dröhnte rau und rostig während „Jordan“ und sprudelte dann endgültig in feurigen Gluten außer Rand und Band, sobald er mit Joe Cockers „With a little help from my friends“ los donnert. Er gibt den meisterlichen Bluesbarden im seelenvoll schlendernden „Nobody knows You“ in typischer Clapton-Manier. Zusammen mit seinem langjährigen Freund und Kollegen Jochen W. Thoma, dem Sänger der Band „Lick and a Promise“, die mit soliden Garagenrock wie „Come together“ und „Gonna be Alright“ im Vorprogramm den richtigen Ton anschlugen, sorgte er mit „Space Captain“ für ein wunderbares Rock-Gospel-Duett. Fazit: Eine Stimmgewalt, die in die Knie zwingt und eine Stimmung am Siedepunkt sind bei einem Konzert von Andreas Kümmert garantiert.

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