Kaiserslautern Neun Minuten Applaus

Der erste Premierenabend im Großen Haus der Sparte Schauspiel am Pfalztheater ging am Samstag über die Bühne. Er galt der dreistündigen Aufführung von Friedrich Schillers „Don Carlos“, inszeniert von dem Schauspieldirektor des Hauses, Harald Demmer. Das Publikum reagierte mit neun Minuten Applaus.

Der spontane Eindruck der Besucher erwies sich als durchweg begeistert. Und das gilt in jeder Hinsicht, wenn auch im Einzelnen mit unterschiedlicher Gewichtung. Empfanden Architekt Folker Fiebiger und seine Frau das Stück anfänglich etwas zu langatmig, lobten sie umso mehr das „ausgezeichnete Bühnenbild“ von Oliver Kostecka und schwärmten von der „Einfachheit der Musik“ (Bernd Keul). Mit einem spontanen „fantastisch“ reagierte Christine Dammann. Sie ist als Kulturmanagerin vom Fach und bemerkte eine „tolle sprachliche und handelnde Leistung grandioser Schauspieler“. Auf einen eventuell komplexen Inhalt hin angesprochen, meinte sie, dass sie von Theater gefordert werden wolle. Theologe Wolfgang Schumacher erlebte die Rollenbesetzung des Don Carlos mit Richard Erben und Marquis von Posa mit Daniel Mutlu äußerst gelungen. In der flotten Umsetzung des Stoffes spielte auch für ihn das Bühnenbild eine positive Rolle. Leonie Staudt nutzte die Pause, um im Programmheft nochmals nachzulesen. Das half der 16-jährigen Schülerin, eine anfängliche Unsicherheit des Verstehens abzustellen. So konnte ihr „erster Don Carlos“ auf einer Bühne richtig gut gefallen. Überrascht hatte sie besonders, dass ihr Vater, Volkshochschulleiter Michael Staudt, ein lautes „Bravo“ ins Auditorium rief. Lothar Litz, emeritierter Professor der Technischen Universität, besuchte nach Auslandsaufenthalten erstmals wieder das Pfalztheater. Und schwärmte hernach: „Ich kannte die Jungen am Haus nicht. Und sage super gut, absolut überzeugend und homogen mit dem alten Ensemble.“ Als besonders gelungen erwähnte auch Litz das Bühnenbild: „Es ist reduziert, lenkt nicht ab und bringt deswegen das szenische Handeln auf den Punkt.“ Der Vorsitzende der Freunde des Pfalztheaters, Michael Krauß, erinnerte an das Spielzeitmotto Europa, das ihm in diesem Stoff ganz besonders auffiel, und wie sich Geschichte wiederhole: „Ich sehe Parallelen jener Umbrüche auf unserem Kontinent und dem, was heute hier passiert. Betroffen registriere ich erneut verlorenes Vertrauen in die Politik.“ Auch Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder erinnerte sich an die vielen Generationen, die ihr Abitur mit Don Carlos oder zumindest Schiller zu bestehen hatten. Er lobte die Leistungen mit „ausgezeichnet“ und „fantastisch“, auch für die Anregung dieses bewegenden Stückes, in dem es ja um Freiheit gehe. Für ihn lag die Logik im großen geschichtlichen Bogen, den er über das Hambacher Fest bis ins Heute sieht. „Dafür wurde damals gekämpft:“ Intendant Urs Häberli zeigte sich sehr angetan von „den Gedanken zu Europa, aber auch von dem Drama zum Thema Familie und Freundschaft“ und war berührt von einem „atemberaubenden“ Don Carlos, der Theaterbesucher einfach glücklich mache. (igs)

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