Kaiserslautern Neue Perspektive nach langer Arbeitslosigkeit

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Langzeitarbeitslose wieder in Lohn und Brot bringen, das ist das Ziel des Jobcenters Kaiserslautern und der dort angestellten Betriebsakquisiteure. Mit Geld aus dem Europäischen Sozialfonds unterstützen sie Arbeitssuchende und Unternehmen (die RHEINPFALZ berichtete am 24. Januar). Einer, der von diesem Programm profitieren konnte, ist Rolf Chavez. Der gelernte Maler hat bei einer Sembacher Firma eine Stelle erhalten.

Rolf Chavez kann wieder aufatmen. Bei Lebosol, einem Hersteller von Düngemitteln, hat er seit Beginn des Jahres Arbeit gefunden. Er ist in der Sembacher Firma als Helfer in der Produktion beschäftigt, füllt Kanister mit flüssigem Düngemittel ab und bestückt Paletten damit. Der Weg zu seiner jetzigen Arbeitsstelle war für den Langzeitarbeitslosen nicht leicht. Mit der Mittleren Reife in der Tasche macht er eine Ausbildung zum Maler und Lackierer. Erstmals ins Schleudern kommt der Malergeselle, Jahrgang 1970, als er in vier Firmen nacheinander den Konkurs miterlebt. Von einer Anstellung 2001 bei den Amerikanern im Bereich Fastfood verspricht er sich ein berufliches Fortkommen. Zwischenzeitlich im Einzelhandel als Verkäufer beschäftigt, setzt er auf eine Beziehung mit einer Amerikanerin und hat die Hoffnung auf eine berufliche Zukunft in Colorado Springs. Es kommt anders. 2013 trennt er sich von der Frau und der Arbeitsstelle bei den Amerikanern. Über kurze Zeit arbeitslos, lässt er sich von einer Leasingfirma vermitteln und landet bei Corning in Einsiedlerhof. Eine gebrochene Elle wirft ihn wieder zurück. Rolf Chavez ist erneut ohne Arbeit. Bis Michael Simonis, Betriebsakquisiteur beim Jobcenter Kaiserslautern, Ende 2016 auf den Langzeitarbeitslosen aufmerksam wird. Er glaubt, das Angebot von Lebosol könnte für seinen Kunden passen. Zu dritt schließen sich Rolf Chavez, Michael Simonis und Personalentwicklerin Dagmar Eck kurz. Chavez erhält Gelegenheit, sich vorzustellen und bekommt prompt einen auf zwei Jahre befristeten Arbeitsvertrag. Er ist einer von vier ehemaligen Langzeitarbeitslosen, die das Jobcenter in der Vergangenheit mit finanzieller Unterstützung aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) an Lebosol vermittelt hat. Für Geschäftsführer Rene Verdaasdonk ist das eine Einstellungssache. „Wir wollen auch denen eine Chance geben, die einen Schönheitsfehler in ihrem Lebenslauf haben.“ Der Firmenchef weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, aus der beruflichen Bahn geworfen zu werden. Für ihn hat ein Unternehmen auch eine gesellschaftliche Verantwortung. Mit der Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen hat er bislang nur positive Erfahrungen gemacht. „Was man in die Leute hineinsteckt, bekommt man auch wieder zurück“, lobt Verdaasdonk deren Arbeitsmoral. Für das Angebot von Lebosol, Langzeitarbeitslosen eine Beschäftigung anzubieten, erhält das Unternehmen über zwei Jahre aus dem ESF eine Förderung von 41 Prozent des Bruttoeinkommens von 1900 Euro je Arbeitnehmer. Die Zeichen, nach zwei Jahren von dem Düngemittelhersteller übernommen zu werden, stehen nach Angaben der Personalchefin nicht schlecht. Die Freude ins Gesicht geschrieben steht auch Michael Simonis. Als Betriebsakquisiteur ist er bemüht, Arbeitgeber aufzuspüren, die bereit sind, Langzeitarbeitslosen mit einer Förderung aus dem ESF eine Beschäftigung anzubieten. „Die Akquise ist nicht einfach“, räumt er ein, „zu viele Vorbehalte.“ Dabei gehören zur finanziellen Unterstützung des Arbeitgebers noch weitere flankierende Maßnahmen. Während der Einarbeitungszeit werden Kunden des Jobcenters in persönlichen und beruflichen Angelegenheiten von einem Coach betreut. „Auch stehen Arbeitgeber und Jobcenter zur Verfügung“, verweist Simonis auf ein helfendes und tragendes Netzwerk. Nichts lieber würde der Betriebsakquisiteur tun, als weitere 19 Kunden des Jobcenters in Brot und Arbeit vermitteln. Gelder für so viele weitere Stellen stünden ihm aus dem ESF zur Verfügung – wenn er nur genügend Arbeitgeber fände, die, wie das Unternehmen Lebosol, Langzeitarbeitslosen eine Chance gäben. „Ich bin schon ein wenig stolz“, sagt Rolf Chavez und verweist auf sein gestiegenes Selbstwertgefühl seit er wieder arbeitet. „Wer nicht arbeitslos war, kann sich eine solche Situation nicht vorstellen.“ Kontakt Unternehmen, die sich von Michael Simonis beraten lassen wollen, inwiefern sie finanzielle Hilfen erhalten, wenn sie Langzeitarbeitslosen eine Chance geben, können sich unter der Telefonnummer 0631/37091134 melden. | jsw

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