Kaiserslautern Mit Terminator und Staubsauger

Schräg, amüsant, beeindruckend: All das vereint das kunterbunte Programm beim „Alles muss raus!“-Festival, das am vergangenen Wochenende bereits neunjähriges Bestehen feierte. Doch bevor alles raus musste, hieß es am Freitagabend erst einmal „Alles muss rein!“: in die Fruchthalle zur Revue. Die mittlerweile zur Tradition gewordene Show aus Tanz, Musik und spontanen Verrücktheiten stimmte die Lauterer bestens auf die kommenden Tage ein.

Der beliebte Revue-Auftakt des Straßentheaterfestivals in der Fruchthalle gehört seit drei Jahren zum Programm. Und seit drei Jahren ist auf der großen Bühne die Hölle los. Eröffnet wurde mit der Formation The Beez um Bandleader Rob Reyner. Mit viel Witz, Charme und rhythmischer Harmonie wälzte die gut gelaunte Kombo einen Hit nach dem anderen in ihrem belebenden Bluegrass/Rockabilly-Sound à la 50er Jahre um. Mit im Repertoire der Queen-Klassiker „Bohemian Rhapsody“ und das bekannte „Guantanamera“ – samt Sombrero. Noch bevor die Musiker den letzten Ton gespielt hatten, schlenderte Kai Eikermann auf die Bühne und demonstrierte, was sich mit einem handelsüblichen Staubsauger, mit Wischmopp und perfekter Körperbeherrschung so alles anstellen lässt. Der Tänzer, Hip-Hopper, Komödiant und Didgeridoo-Spieler ist ein Garant für gute Unterhaltung. Mit verschmitztem Lächeln und Berliner Charme führte er die Zuschauer gekonnt in die Irre, begann erst unspektakulär damit, den Bühnenboden zu fegen und verfiel dann plötzlich in mechanische Bewegungen, so als wäre er kein Mensch, sondern ein Roboter. Zwischen lauten und leisen Tönen, mal in Zeitlupe, mal im Zeitraffer, brauste er über die Bühne. Brillant seine Verwandlung in einen Cola-Automaten, eine Kaffeemaschine oder seine amüsante „Terminator“-Persiflage. Mit seinem Markenzeichen, der kleinen Beule auf dem Kopf, wirbelte er mit den Beinen nach oben um die eigene Achse, vollzog die für den Hip-Hop so typischen Bewegungen auf dem Boden und lüftete mal so beiläufig das Geheimnis, ob Schotten etwas unter ihrem Kilt tragen. Nicht einmal „heftige Föhnwinde“ – wenn auch nur gemimt – konnten ihn umhauen. Umhauen ließ sich auch Julia Häusermann nicht. Die junge Schweizerin wurde mit dem Down-Syndrom geboren, was jedoch ihre Leidenschaft für das Tanzen nicht einschränkt. Heute gehört sie zum Ensemble des Theaters Hora und gewinnt sogar Preise für ihre darstellerischen Leistungen. Auch an diesem Abend merkte ihr wohl jeder im Raum die Freude am Tanzen an. Das galt ebenso für Neele Buchholz und Corinna Mindt von der Tanzbar Bremen. „Rosa sieht Rot“ heißt ihr Tanz-Duett, das von Fernweh, Neugier, Liebe und Auseinandersetzung erzählt. Spielerisch und doch konzentriert bewegten sich beide Tänzerinnen zur Musik, wirbelten mal um ihr Gegenüber herum, mal um ihre rosaroten Koffer, und das stets synchron und mit großer Leichtigkeit. Ein hinreißendes Stück, das einmal mehr bewies, wie reibungslos die Begegnung zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen beim Tanz verläuft. Nach der Pause, bei der eine Horde Schlafwandler durch die Publikumsreihen schlenderte und sich sympathisch-dreist für eine kurzes Schläfchen auf einigen der Gäste positionierte, spielte die Lautenbacher Blaskapelle mit Pauken und Trompeten zum großen Finale auf. Strahlend und energisch strömten die Musiker hinunter zum Publikum und feierten den Ausklang der Revue in rundum ausgelassener Stimmung, die sich über die gesamten Tage des Straßentheaterfestivals halten sollte.

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